Steinzeit live: Archäologen fällen Eichen mit Steinäxten

10.3.2011, 13:54 Uhr
Steinzeit live: Archäologen fällen Eichen mit Steinäxten

© Gero Selg

 „Ich bin selbst gespannt, wie das geht und was dabei rauskommt“, sagt Manfred Keller, Vorsitzender des Archäologischen Vereins Ergersheim und Umgebung, der die Aktion an Ort und Stelle vorbereitet, für die notwendige Logistik und Unterbringung der 13-köpfigen Gruppe sorgt. Zwar gebe es bereits Erfahrungen im Umgang und in der Handhabung von diversen Steinäxten, weiß der Amateur- Archäologe. Allerdings waren derartige Versuche bisher eher auf kleinere Bäume beziehungsweise auf weichere Birkenstämme beschränkt gewesen.

Jetzt soll es aber am Wochende, 19. und 20. März, richtig zur Sache gehen: Drei Eichen mit jeweils einem Durchmesser von 50 bis 60 Zentimetern werden hier bereits stehen. Diese versuchen die Mitglieder der Gruppe zunächst mit ihren Steinbeilen, so genannten Dechseln, zu fällen. Danach sollen die Stämme entastet und abgelängt werden. Angedacht ist nach Kellers Worten auch, die Holzstücke aufzuspalten beziehungsweise zu Balken zu verarbeiten. Ob dies alles an dem Samstag und Sonntag möglich sein wird, weiß zur Zeit noch niemand. So habe man noch keine Vorstellung, wie lange es dauern wird, bis der erste Baum fällt, erklärt Keller. Da dieses archäologische Experiment zumindest im deutschsprachigen Raum mit großer Sicherheit eine Premiere darstellt, wird alles ganz penibel dokumentiert und wissenschaftlich begleitet.

Die Federführung hat Rengert Elburg vom sächsischen Landesamt für Archäologie. Er wird auch die dazu notwendigen Gerätschaften nach Ergersheim mitbringen, darunter eine 3-D-Kamera, mit der räumliche Aufzeichnungen der Arbeiten möglich sind. Initiert hat das Ganze Wulf Hein, ein Experimental-Archäologe, der schon etliche praktische Versuche mit den verschiedensten steinzeitlichen Gerätschaften durchgeführt hat. Den Kontakt zu ihm stellten Dr. Werner Scharff und Peter Walter, zwei Mitglieder des Archäologischen Vereins, her.

Verschiedene Techniken

Bei dem Versuch am Ergersheimer Altenberg wird es nicht nur darum gehen, verschiedene Fälltechniken auszuprobieren und eine optimale Handhabung der Dechsel herauszufinden. Nach Möglichkeit sollen auch Aussagen über die Haltbarkeit der verschiedenen Steinbeile mit ihren unterschiedlichen Schäftungen getroffen werden. Die Dokumentation der Fällspuren soll es künftig ermöglichen, bei archäologischen Funden Rückschlüsse auf die Art und Weise der angewandten Technik zu ziehen. Ein ganz genauer Ablauf der Versuche steht noch nicht fest.

Aus diesem Grund werden die ersten Teilnehmer an dem Versuch bereits am Freitag, 18. März, in Ergersheim eintreffen, um sich die Eichen, die im Übrigen von der Gemeinde zur Verfügung gestellt werden, genau anzuschauen und das Vorgehen im Einzelnen festlegen. Am Samstagvormittag soll es um 10 Uhr in der Hinteren Saugrube mit dem Fällen des ersten Baumes losgehen. Stunden später beginnen dann die weiteren Arbeiten, die bis in den späten Nachmittag dauern werden. Abends wird dann im Quartier der Gruppe, dem Ergersheimer Gasthaus Roß, Rengert Elburg einen Vortrag über den Brunnen von Altscherbitz und die daraus resulierenden Erkenntnisse über frühneolithische Holzbearbeitung halten. Beginn ist gegen 19.30 Uhr.

Zaungäste erwünscht

Am Sonntag wird sowohl das Fällen als auch die Holzberabeitung bis in den Nachmittag fortgesetzt. Interessierte Zuschauer sind willkommen. „Es wird aber keine archäologische Schau geben“, sagt Manfred Keller, der dazu auch Freunde von archälogisch orientierten Gruppierungen in Uffenheim und Rothenburg eingeladen hat. Der Weg zu der steinzeitlichen Baumfällaktion wird ausgeschildert.