Windsheimer Klärschlamm macht Leipzigs Felder fruchtbar

13.8.2014, 09:10 Uhr
Windsheimer Klärschlamm macht Leipzigs Felder fruchtbar

© Günter Blank

Knapp zwei Jahre nach der Insol­venz der Klärschlamm-Verwertungs­gesellschaft (KSV) mit Sitz in Crails­heim, welche allein die Stadt Bad Windsheim als einer von 25 Gesell­schaftern – darunter die Städte Burgbernheim und Rothenburg – rund 2,7 Millionen Euro gekostet hat, ist das Problem der Entsorgung des auf der hiesigen Kläranlage anfallen­den Klärschlamms längst gelöst. Seit dem vergangenen Jahr wird das Pressen und fachgerechte Entsorgen des Schlammes jährlich ausgeschrie­ben und an Fachfirmen vergeben.

In diesem Jahr sind drei externe Unternehmen in die Entsorgung des Windsheimer Klärschlamms invol­viert. Federführend bei der Organisa­tion ist dabei die Firma Hock Mobile Entwässerung und Verwertung aus dem unterfränkischen Großostheim, die vier Mal pro Jahr für etwa zwei Wochen mit ihrer mobilen Kammer­filterpresse in der hiesigen Kläranla­ge zugange ist. Abgefahren wird der Trockenschlamm vom Transport­unternehmen Richard Kirchner aus Burgwindheim, Landkreis Bamberg. Wohin die Reise geht, legt die Dr. Wer­ning Umwelttechnik Gmb H mit Sitz im benachbarten Neustadt fest.

Vielseitig einsetzbar

7500 Kubikmeter Nassschlamm fal­len laut Abwassermeister Herbert Christ jährlich auf der Bad Windshei­mer Kläranlage an. Der Schlamm hat einen Trocken­rückstand, das ist der Anteil der Trockenmasse am Schlamm, von vier Prozent, nach dem Pressen liegt die­ser Wert im verbleibenden Tro­ckenschlamm bei zirka 30 Prozent. "Das Presswasser behalten wir in der Kläranlage", sagt Christ. Das nähr­stoffreiche Filtratwasser ist mit Phosphaten und Stickstoffen belas­tet und durchläuft als sogenannter Teilstrom, wie normales Abwasser auch, die Anlage.

Wo der Klärschlamm letztlich lan­det, hängt nicht zuletzt von dessen Beschaffenheit ab. Werden die in der Klärschlammverordnung festge­schriebenen Grenzwerte des Anteils an Schwermetallen, Dioxinen, Fura­nen oder Perfluorierten Tensiden – Letztere sind organische Verbindun­gen, die im Verdacht stehen, Krebser­krankungen auszulösen – überschrit­ten, so wandert der Schlamm in die thermische Verwertung, wird beispielsweise in Kohlekraftwerken mit verbrannt.

Gilt der Schlamm als hinreichend unbedenklich, dient er unter ande­rem der Rekultivierung im Tagebau oder zum Verfüllen von Deponiehal­den. Neben dieser landbaulichen Ver­wertung gibt es aber auch noch die Alternative, den Schlamm auf die Felder auszubringen. Dies wird in den östlichen Bundesländern noch häufiger praktiziert als in der hiesi­gen Region, was mit ein Grund dafür ist, dass derzeit ein beträchtlicher Teil des Bad Windsheimer Klär­schlammes in den Raum Leipzig ge­fahren wird.

"Klärschlamm ist in Verruf"

Dass in der hiesigen Region immer weniger Klärschlamm in der Land­wirtschaft einge­setzt wird, erklärt Leonhard Seitz, der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes damit, dass viele landwirtschaftliche Förderprogram­me an ein Verbot der Klärschlamm­ausbringung geknüpft sind. Den deutlich häufigeren Einsatz von Klär­schlamm auf den ostdeutschen Fel­dern sieht er darin, dass in Ost­deutschland viele Energiepflanzen angebaut und beispielsweise im welt­weit größten, an der Grenze zu Polen gelegenen Biogaskraftwerk verfeuert werden. Für den Anbau dieser Pflan­zen gebe es kein Klärschlamm-Verbot, weil sie nicht zu Nahrungsmittel ver­arbeitet werden.

In der hiesigen Landwirtschaft sei die Situation eine völlig andere. "Klärschlamm ist in Verruf", sagt Le­onhard Seitz.

Auch wenn der Schlamm aus ihrer Kläranlage mitt­lerweile bis weit in den Osten der Re­publik anstatt nach Dinkelsbühl gekarrt wird, spart die Stadt Bad Windsheim gegenüber der KSV­Lösung sogar noch Geld, wie Käm­merer Siegfried Heger bestätigt. Was wohl auch daran liege, dass die KSV zur letztlich misslungenen Rettung des seinerzeit angeschlagenen Unter­nehmens Preise verlangt habe, die zum Teil erheblich über dem gängi­gen Marktpreis gelegen hätten – also deutlich über 100 Euro pro Tonne an­statt darunter.

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