Bamberger FriendCircle leistet Hilfe in Indien

19.12.2015, 19:28 Uhr
Dank zahlreicher strickender Helfer konnte der eherenamtlich tätige Bamberger Verein mehrere tausend wärmende Geschenke in Indien verteilen.

© FriendCircle WorldHelp Dank zahlreicher strickender Helfer konnte der eherenamtlich tätige Bamberger Verein mehrere tausend wärmende Geschenke in Indien verteilen.

In elf Tagen so viel humanitäre Hilfe als möglich zu leisten, heißt das Ziel der vier Teammitglieder Alexandra Schmitz, Jürgen Lütke-Wenning, Petra Becker und Carmen Benz. Unterstützt vom Backoffice-Koordinator Frank Schmitz und einheimischen Bekanntschaften steht dabei erneut Indien im Fokus des ehrenamtlichen Bamberger Vereins. Als Begründung führt Alexandra Schmitz an, dass diese Region nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht, obwohl Hilfe dringend nötig sei.

Zu seiner großen Freude erhält das Bamberger Team bei der Verteilung von Gütern spontan Unterstützung von lokalen Pfadfindern.

Zu seiner großen Freude erhält das Bamberger Team bei der Verteilung von Gütern spontan Unterstützung von lokalen Pfadfindern. © FriendCircle WorldHelp

Die erste Station im straffen Programm ist Delhi. Bei den anstehenden Temperaturen um den Gefrierpunkt und hochnebeltrübem Wetter sollen Decken, Mützen und Früchte an Straßenkinder verteilt werden. Zwischen zwölf Uhr nachts und sieben Uhr früh können 850 Decken an Bedürftige unter den Brücken der Hauptstadt verteilt werden. Dazu gibt es Bananen als Vitaminspender und bunte Mützen, ehrenamtlich gestrickt von Helfern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Spanien und Luxemburg. Sie sind derart zahlreich, dass sie kaum gezählt werden können. In den kommenden Tagen finden an die 3.000-3.500 Mützen neue, dankbare Träger. Die Aktion wird bewusst nachts durchgeführt, um Bedürftige aus der Masse heraus erkennen zu können. Deshalb glauben einige der auf blanken Steinboden schlafenden Bedachten zunächst zu träumen. Schlaftrunken und sichtlich gerührt nehmen sie die wärmenden Geschenke auf.

Erfolgreiche Brunnenbohrung

Nach einer (zu klein geratenen) Mütze voll Schlaf geht es per günstigem Inlandflug weiter gen Süden nach Telangana. Zeit ist eine kostbare Ressource für das Team, Zugverspätungen von fünf Stunden sind keine Seltenheit. Ziel ist eine Leprakolonie nahe Hyderabad, der viertgrößten Stadt Indiens. Obwohl Lepraerkrankungen durchaus per Medikament gestoppt werden können, scheitern die Betroffenen landläufig an mentalen Schranken, beispielsweise beim Schulbesuch. "Die Erkrankung wird zunächst verheimlicht, irgendwann sind die Verletzungen an den Gliedmaßen nicht mehr zu verstecken. Die Kranken werden in eine von 810 Kolonien abgeschoben. Früher galten sie als verflucht, heute sind sie immer noch sozial diskriminiert. Wenngleich die Situation in den Großstädten besser ist, gilt es ohne Berührungsängste aktiv zu werden und weiter Aufklärungsarbeit zu leisten", betont Alexandra Schmitz.

Zur Verbesserung der Lebensumstände soll eine Brunnenbohrung stattfinden, um sauberes Trinkwasser zu generieren. Der vorhandene spendet nur eine braune Brühe. Die Bohrmannschaft rückt an – mit eineinhalb Stunden Verspätung, für indische Verhältnisse überpünktlich, wie Alexandra lächelnd erläutert. In kräftezehrender Arbeit wird gebohrt und getan, bis am Morgen das Wasser sprudelt. Tänze und Dankesgesänge sind die Folge. Einer aus dem Bohrtrupp, der Sohn des Inhabers, hat Tränen in den Augen und erwirkt bei diesem einen großherzigen Rabatt für das Team. "Dies war einer der von beidseitiger Dankbarkeit erfüllten Momente, welcher die Anspannung ausgleicht, zusätzliche Motivation spendet und eine solche Mission mitträgt", erinnert sich Alexandra Schmitz.

Helfende Pfadfinder und blockierende Wasserbüffel

Im dritten Bundesstaat Tamil Nadu sollen in den verbliebenen Tagen neben den Mützen unter anderem 5.000 Orangen, Brot und Milch insbesondere an Kinder, Witwen und Senioren, alle Opfer eines zehntägigen Hochwassers verteilt werden. Durch Zufall kommt man mit einem Pfadfinderleiter ins Gespräch. Ein paar Anrufe später sammelt tags drauf eine Schar motivierter Jungs Lebenserfahrung bei der Verteilung vor Ort.

Auch zwei Bauarbeiterbarracken werden als hilfsbedürftige Orte ausgemacht. Während der Chef der einen eine Abwehrhaltung einnimmt, ist der andere mit einem Transporter behilflich. Gegen zunächst die Weiterfahrt verhindernde, badende Büffel war jedoch auch er machtlos. Unter Verlust von Schuhwerk gelingt später der Zugang zur zweiten Siedlung. Als besagter Chef hört, dass das Team nicht von der Presse sei, ist er beseelt von den Wohltaten gegenüber seinen Arbeitern.

Zum Jahresende: Sachtransport geht nach Rumänien

Insgesamt hat das Team von FriendCircle WorldHelp während seiner uneigennützigen Mission bis zu 700 Familien erreicht und für jede Menge Glücksmomente gesorgt. Nachdem bereits im Frühsommer Hilfe für die Erdbebenopfer in Nepal geleistet werden konnte, steht als nächste Etappe Rumänien auf der Reiseroute. Ein kostenlos zur Verfügung stehender Lkw vollgeladen mit wärmenden Kleidern soll, zusammen mit kiloweise vor Ort zu erwerbenden Kartoffeln, Hilfsbedürftigen zugutekommen.

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