Kraftfahrer erschoss elfjährige Janina wegen Böllerlärm
14.1.2016, 13:08 UhrBei dem Festgenommenen handelt es sich um einen in der Justiz beschäftigten 53-jährigen Kraftfahrer, der unmittelbar neben dem Tatort wohnt. Die Ermittler kamen ihm auf die Spur, weil er der Besitzer jener Kleinkaliberwaffe ist, aus welcher der tödliche Schuss abgefeuert worden war. Dies gab die Staatsanwaltschaft Bamberg am Mittwochmittag bei einer Pressekonferenz bekannt.
Die Elfjährige stand in der Silvesternacht gegen 1 Uhr in der Straße "Am Käppela" und brach unvermittelt zusammen. Sie wurde von einem Kleinkaliberprojektil getroffen und erlag Stunden später ihren Verletzungen in einem Krankenhaus. Das Mädchen wurde am Donnerstag in seinem Heimatort, im oberfränkischen Burgebrach, beigesetzt.
Öffentliche Appelle der Mutter, der Todesschütze möge sich stellen, blieben zunächst ergebnislos. Bereits am 3. Januar hatte die Kriminalpolizei Schweinfurt die Soko "Unterschleichach" eingerichtet, die in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Bamberg auf Hochtouren arbeitete.
Nach der Prüfung zahlreicher Hinweise aus der Bevölkerung, Vernehmungen von Zeugen, Überprüfung von Inhabern waffenrechtlicher Erlaubnisse und auch der begonnenen Rekonstruktion des Ablaufes in Zusammenarbeit mit ballistischen Gutachtern des Landeskriminalamtes hatte sich dann eine heiße Spur ergeben. Die Ermittler konnten den Mann während seines Dienstes festnehmen.
Der 53-Jährige gab laut Staatsanwaltschaft zu, in der Silvesternacht drei Schüsse abgegeben zu haben. Er hätte aber nicht die Absicht gehabt, jemanden zu töten, gab er demnach an. Dies glauben ihm die Ermittler nicht. Am Mittwoch erging Haftbefehl wegen Mordes. Es stellte sich heraus, dass der Festgenommene die Tat wohl aus Wut begangen hatte.
Er war laut Staatsanwaltschaft an Silvester auf seinem Sofa eingeschlafen und dann wegen des Böllerlärms wach geworden. Zudem litt er unter der Trennung von seiner Familie, er befand sich in psychologischer Behandlung. Nähere Angaben hierzu machte die Staatsanwaltschaft nicht.
Mit einer Kleinkaliberwaffe, die er legal besaß, soll er dann in den Garten seines Anwesens gegangen sein und dreimal auf eine Gruppe von Feiernden geschossen haben. Unter ihnen war die kleine Janina, die zum ersten Mal Silvester ohne ihre Eltern bei einer Freundin in Unterschleichach verbringen durfte. Die Staatsanwaltschaft konnte keine Angaben machen, ob der 53-Jährige gesehen hat, dass es sich bei der Gruppe um Kinder handle. "Auf der anderen Seite: Silvester. Da wird man damit rechnen müssen, dass sich da Familien und Kinder bewegen", so Staatsanwalt Erik Ohlenschlager.
Der 53-jährige Kraftfahrer in der Justizvollzugsanstalt Ebrach habe die Waffe aufgrund einer früheren Mitgliedschaft im Schützenverein legal besessen, sagte Ohlenschlager. „Wenn man die Waffen einmal hat, hat man sie.“ Insgesamt habe er vier Waffen besessen, zwei davon Kleinkaliberwaffen.
Die Initiative „Keine Mordwaffen als Sportwaffen“ forderte erneut ein Verbot tödlicher Sportwaffen – egal welchen Kalibers. Der Tod des Mädchens durch eine Kugel aus einer Kleinkaliber-Sportwaffe zeige erneut, dass das Risiko tödlicher Sportwaffen nicht beherrschbar sei, teilte der Sprecher der Initiative, Roman Grafe, mit.
Die Pressekonferenz zum Nachlesen in unserem Newsblog.