Kritik für geplantes Hexenmahnmal in Bamberg
13.11.2014, 14:57 UhrIn einem offenen Brief an Oberbürgermeister Starke, den Initiator des Projekts Bürgerverein Bamberg-Mitte sowie die beiden Künstler kritisiert der Arbeitskreis Hexenprozesse den modernen Plan des Denkmals und wünscht sich bestimmte und konkrete Akzente. Eine rechteckige Stahlplatte soll mit 7,50 Meter mal 3 Meter auf dem historischen Pflaster Bambergs angebracht werden – so der Entwurf der Essener. In der Oberfläche der Platte zielen Löcher mit unregelmäßigem Rand darauf, hier Brandlöcher zu assoziieren, welche mit orangefarbenen Acrylglasscheiben hinterlegt sind.
Mahnmal nur "Stolperfalle"?
Hetty Kemmerich, Buchautorin zum Thema "Hexenprozesse", ist von diesem Entwurf nicht überzeugt: "Das Kunstwerk selbst möchte ich nicht kritisieren, aber: eine Beziehung zu Brandmalen auf der Haut, einen Hauch von der Brutalität und Identität gegenüber den vermeintlichen Hexen, kann ich in diesem unspezifischen Platten-, Loch-und Lichtprojekt beim besten Willen nicht erkennen. Oder: Ist für die etwa 1000 Hexenverbrennungen in Bamberg eine zusätzliche Info-Tafel vorgesehen? Darüber las ich bisher nichts." Eine Auseinandersetzung mit dem Thema habe sicherlich stattgefunden, jedoch sei kein spezielles und eindeutig erkennbares Objekt der Erinnerung an die zumeist grausamen Schicksale der so genannten Hexen erkennbar. Sie sieht die Gefahr, dass in Bamberg "- im Laufe der Zeit - über diese große, bodennahe Cor-Ten-Platte hinweggegangen, Gras durch und darüber wachsen (s. Hexen) und allmählich dem orangenen Lichteffekt der Strom ausgehen..." werde.
"Gestaltung und Position mangelhaft"
Auch die Position des Mahnmals scheint problematisch: Hinter dem ehemaligen Bischofssitz liege das Kunstwerk eher abseits und unscheinbar. "Und wie man sich vorstellen kann, werden Leute darauf herumtreten, was dazu führen wird, dass das Kunstwerk nach kurzer Zeit abgenützt und zerkratzt sein wird. Was ist, wenn Schnee darauf fällt? Oder wie jetzt jede Menge Blätter von den Bäumen in unmittelbarer Nähe? Ob da die Lichtinstallation auch noch sichtbar ist - sie wird wahrscheinlich mit Photovoltaik gemacht. Und im Sommer bei Sonnenschein?", fragt Fachbuchautorin Traudl Kleefeld.
Hartmut Hegeler, der sich als evangelischer Pfarrer stark für die Rehabilitation der Opfer der Hexenprozesse einsetzt, wünscht sich konkrete Namen auf einer Tafel des Mahnmals: "Wichtig finde ich, dass auf einer Tafel Erklärungen zum Ausmaß der Hexenverfolgung in Bamberg gegeben und Namen der Verantwortlichen und der hingerichteten Menschen genannt werden, wenigstens beispielhaft: Bürgermeister Johannes Junius, Dorothea Flock, Familie Haan usw." So könne die Würde und Ehre der als "Hexen" hingerichteten Menschen wiederhergestellt werden. Auch den Standort Schloss Geyerswörth hätte man inhaltlich besser verweben können: "Wenn man schon das Schloß Geyerswörth nimmt, wäre es besser gewesen, darauf aufmerksam zu machen, dass von dort die Verfolgungen ausgingen", so Karl Heinz Hastra aus Bamberg.
Historikerin Grießhammer: "Fade, feige und dazu noch teuer!"
Das Fazit? "Hier hätte ein offenkundiges, also auch hohes, den Weg verstellendes Mahnmal hingehört, anklagend, an dem man / frau nicht vorbei kommt. Und vor allem: Es muss unbedingt ein Wortbeitrag dazu, der die Opfer rehabilitiert und einen deutlichen Reuebeitrag der Stadt und des Bistums beinhaltet. Wer soll verbrannte Wunden in hell erleuchteten Einschüben erkennen? Die Hexen wurden ja nicht mit Feuer tätowiert oder gebrandmarkt! Sie hatten gar keine Brandmale, sondern wurden zu Asche verbrannt, das ist etwas ganz anderes." Trotz Siegertitel des Essener Entwurfs stellt sich nun – bei so viel Kritik aus Fachkreisen – die Frage: Hat die Jury aus bekannten Bamberger Honoratioren und Künstlern die Botschaft, die ein Hexenmahnmal der Domstadt übertragen soll, verfehlt?
In Bamberg wurden in drei Prozesswellen zwischen 1612 und 1630/31 etwa 1000 Frauen, Männer und Kinder unterschiedlichster sozialer Herkunft, nach teils unsagbaren Folterungen grausam hingerichtet. Doch Wolfram P. Kastner, Künstler mit historischen Themen, formuliert: "…was da in Bamberg als DENKmal entstehen soll, ist so, damit sich niemand zu sehr daran stört."
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