"Rettet die Bienen": Erstunterzeichner unterschreiben in Bamberg
1.2.2019, 17:28 UhrSeit dem Donnerstag haben die Menschen in Bayern Zeit ihre Unterschrift auf den Sammellisten für das Volksbegehren Artenvielfalt zu platzieren und damit das Ziel des Begehrens – das aktuelle Naturschutzgesetz in wesentlichen Teilen zu verbessern – einen großen Schritt voranzubringen.
Massive Bedrohung der Artenvielfalt
Das Volksbegehren und seine Initiatoren und Unterstützer machen aufmerksam auf ein wichtiges Thema: Die Bedrohung der Artenvielfalt vieler Tier- und Planzenarten. "Rettet die Bienen" steht hier symbolisch für alle Insektenarten, denn: "Die Lage ist dramatisch", wie Diplom-Biologe und Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bamberg Martin Bücker zusammenfasst. "In den letzten 30 Jahren ist die Biomasse der Insekten um über 75 Prozent zurückgegangen und mehr als die Hälfte der Wildbienenarten sind bedroht". Was ohne Hintergrund- und Kontextwissen vielleicht wenig bedrohlich und nach einem Thema für Hobby-Naturschützer und Bioladen-Käufer klingt, kann im Gegenteil massive Auswirkungen haben. Ist das Zusammenspiel zwischen der Pflanzen- und Tierwelt und dem Menschen gestört wird dies laut Initiatoren des Begehrens vieles, was heute selbstverständlich scheint, stark einschränken oder unmöglich machen – allem voran die natürliche Bestäubung der Pflanzen durch die Insekten, welche schließlich eine Reihe von Domino-Effekten nach sich ziehen kann. Ziel des Volksbegehrens ist deshalb die Verpflichtung des Freistaates Bayern zur "dauerhaften Sicherung und Enwticklung der Artenvielfalt in Flora und Fauna darauf hinzuwirken, deren Lebensräume zu erhalten und zu verbessern, um einen weiteren Verlust von Biodiversität zu verhindern".
Rund eine Million Unterschriften nötig
Für den Erfolg des Volksbegehrens sind rund 950.000 Unterschriften nötig, was etwa zehn Prozent der Wahlberechtigten in Bayern entspricht. Gelingt das, wird der Gesetzestext dem Landtag vorgelegt und er muss sich mit diesem auseinandersetzen. Sollte dieser abgelehnt werden, kommt es zum Volksentscheid. Auch im Bamberger Rathaus kann seit Donnerstag die die Unterstützung des Begehrens mit einer Unterschrift kundgetan werden. Diese Möglichkeit nutzten auch einige bekannte Gesichter Bambergs, die im Rahmen einer Erstunterzeichner-Aktion als Erste die Stifte zückten. Ilona Munique vom Verein "Bienenleben in Bamberg" freute sich über Unterstützung unter anderem von Oberbürgermeister Andreas Starke, Kinderbuchautor Paul Maar, Vorstandsmitglied der GAL Christian Hader oder dem evangelischen Dekan Hans-Martin Lechner. Auch Erich Spranger vom Bund Naturschutz freut diese bunte Mischung, zeigt sie doch, dass das Thema von überverbandlichem Interesse ist, dessen Unterstützung nicht von politischen Richtungen geprägt ist.
"Hunger nach Veränderung"
Einen "Hunger nach Veränderung" nennt Lucas Büchner, Parteimitglied der ÖDP, welche das Volksbegehren im Mai letzten Jahres initiiert hatte, die Gemeinsamkeit, die alle Unterstützer des Begehrens eint. Auch Anne Rudel, Stadträtin und Geschäftsführerin des Bamberger Rewe-Marktes Rudel in der Würzburger Straße stellt fest, dass die Ziele der Initiative "nichts mit Parteien oder politischen Ausrichtungen zu tun haben, sondern mit unserer Zukunft und der Verpflichtung gegenüber unserer Nachkommenschaft". Lechner rückt die "bedrängende Klimakrise, in der wir uns aktuell befinden“, in den Mittelpunkt, macht ebenfalls auf "unsere nachhaltige Umweltverantwortung und die drängende Zeit aufmerksam". Bücker ergänzt, dass wir uns im Angesicht der der Tausenden bedrohten Bienen- und Insektenarten in einem "Zeitalter des Aussterbens" befinden, für welches der Mensch selbst verantwortlich ist.
Erfolgreicher Auftakt
Einig sind sich die Anwesenden der Erstunterzeichner-Aktion vor allem in einem Punkt: Es ist höchste Zeit, nun gemeinsam an einem Strang zu ziehen und für eine positive Veränderung unserer heimischen Natur-, Insekten- und Pflanzenwelt beizutragen. Alle Informationen sind unter www.volksbegehren-artenvielfalt.de zu finden, alle Bamberger haben außerdem die Möglichkeit, sich an die freiwilligen Helferinnen und Helfer zu wenden, die die kommenden zwei Wochen am Rathaus für alle bereitstehen, die sich näher mit dem Thema beschäftigen möchten. Aus Bamberger Sicht war der erste Eintragungstag bereits erfolgreich: 1.100 Bürgerinnen und Bürger haben sich gestern eingetragen, bei 55.000 Stimmberechtigten entspricht das 2 Prozent. Damit hat Bamberg sogar München überholt, deren Prozentsatz lag am gestrigen Donnerstag bei 1,35 Prozent.
Eintragung im Rathaus
Seine Unterschrift kann man im Bamberger Rathaus in Zimmer Nr. 8 (Erdgeschoss und barrierefrei erreichbar) abgeben. Die Stadt Bamberg hat außerdem veränderte Öffnungszeiten des Rathauses für alle unterschreibungswilligen Bürger eingerichtet: Montag bis Donnerstag zwischen 8.00 Uhr und 18.00 Uhr, freitags zwischen 8.00 Uhr und 14.00 Uhr, am Samstag, den 02. Februar. und Sonntag, den 10. Februar, ist von 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr geöffnet und am letztmöglichen Eintragungstag, Mittwoch, den 13. Februar. besteht noch zwischen 8.00 Uhr und 20.00 Uhr die Möglichkeit, das Begehren zu unterstützen.
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