Bayerische Unis setzen auf geschlechterneutrale Sprache

11.07.2015, 16:17 Uhr
In Deutschland hat mittlerweile jede Hochschule einen Leitfaden zur sogenannten gendergerechten Sprache. Studierende und Lehrende sind angehalten, diesen zu beachten.

© Peter Kneffel/dpa In Deutschland hat mittlerweile jede Hochschule einen Leitfaden zur sogenannten gendergerechten Sprache. Studierende und Lehrende sind angehalten, diesen zu beachten.

Sprachliche Formulierungen, die sowohl das männliche als auch das weibliche Geschlecht umfassen, sind an den Universitäten zwar erwünscht - werden in Bayern aber eher selten mithilfe eines Notenabzugs durchgesetzt. Denn eine verbindliche Vorgabe gibt es nur für Dokumente, die die Universitäten selbst verfassen. Wie aber die Studierenden schreiben müssen, hängt in der Regel von ihrem jeweiligen Dozenten ab, berichteten mehrere Hochschulen der Deutschen Presse-Agentur.

«Das regeln die Kollegen der einzelnen Fakultäten selbst», schilderte etwa die Frauenbeauftragte der Uni Regensburg, Susanne Modrow. «In den Sprachen schauen die Kollegen wahrscheinlich genauer drauf als in der Chemie.» In Österreich ist das anders: Dort haben einige Hochschulen sehr exakte, verbindliche Vorgaben zu «gendergerechter Sprache». An einer Wiener Hochschule werden nicht neutral formulierte Arbeiten sogar zurückgewiesen.

Sanktionen drohen nicht

In Deutschland hat mittlerweile jede Hochschule einen Leitfaden zur sogenannten gendergerechten Sprache; Studierende und Lehrende sind angehalten, diesen zu beachten. Verpflichtende Sanktionen drohen aber nicht, wenn die Vorgaben nicht erfüllt werden. Und dennoch ändert sich etwas, zeigte die Referentin der Frauenbeauftragen der Uni Würzburg, Gisela Kaiser, an einem Beispiel aus der Praxis auf: «Früher stand in den Ordnungen noch, den Studenten soll der Mutterschutz ermöglicht werden. Selbst wenn die Frauen da mitgemeint sein sollen - Studenten brauchen nie Mutterschutz.»

Was viele für überflüssige Pedanterie halten, hat messbare Folgen. Denn Sprache spiegele immer die Wirklichkeit, erläuterte die Frauenbeauftragte der Uni Bayreuth, Karin Birkner - «und wir denken immer noch sehr prototypisch». Schon lange sei durch psycholinguale Studien erwiesen, dass Menschen, die beispielsweise «Arzt» lesen, dabei nicht zugleich auch an eine Ärztin denken.

Sprache könne das Anzeichen für und der Auslöser von Veränderungen sein, ergänzte Birkner. Beispiele aus der Geschichte gebe es genug - so habe sich die Doppelformulierung «Sehr geehrte Damen und Herren» längst etabliert. Ein Korrekturverhalten mit erhobenem Zeigefinger sei bei solchen Prozessen aber eher hinderlich, betonte die Germanistin: «Das kennt man aus der Schule und damit weckt man Widerstände.»

 

31 Kommentare

Otto_Normaldenker

Damit hat es die NN bis zu Roland Tichy gebracht: http://www.rolandtichy.de/gastbeitrag/gendern-macht-schule/

Reichelsdorfer

@ww ,verstehen Sie eigentlich selber was Sie da schreiben? Wäre das eine andere Epoche, würden grad Sie aufjaulen wie ein getretener Hund! Was Sie verwechseln vermag ich nicht zu definieren, aber ich denke es mir..und die geneigten Leser!

Werner Walters

Lieber Reichelsdorfer, ich beneide Sie um Ihre Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen. Da amtsdeutschen Ausdrücke Ihrer Meinung nach scheinbar mit höchster Wahrscheinlichkeit auch in die Umgangssprache einfließen werden, haben Sie sicherlich schon einmal erlebt, dass sich Spontanvegetation trotz nicht lebender Einfriedung im Begleitgrün breitmachte? Oder verwechseln Sie immer noch die bedarfsgesteuerte Fußgängerfurt mit einer Personenvereinzelungsanlage? LG WW

Reichelsdorfer

@ww..UND?

erst amtlich, dann Bücher..?Was kommt danach?
Wehret den Anfängen!
Oder es im Juncker Zitat zu begründen.."Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“

Werner Walters

Lieber Reichelsdorfer, "Mutter" und "Vater" müssen in der Schweiz nicht aus dem "Sprachjargon" verschwinden, denn diese Begriffe wurden nur in amtlichen Publikationen durch das "Elter" ersetzt. Weder für den privaten Sprachgebrach noch für Zeitungen, Bücher usw. ist der Begriff verpflichtend. Übertreiben Sie doch bitte nicht so! LG WW