Bejubelte Premiere des Ensembles „TheatRo“
30.01.2012, 15:48 Uhr
Die Entscheidung für dieses Stück ist bemerkenswert für ein Liebhabertheater. Denn der philosophisch-spirituell geprägte Schwerpunkt um das nicht per se heimelige Thema Tod bietet auf den ersten Blick kaum Ansätze für einen mühelos gelingenden Unterhaltungserfolg. „Ein Gott, der Sie erschaffen hat, kann auch ein Gott sein, der Sie abschafft“, heißt es im Text. Oder zur Sehnsucht nach einem längeren Leben: „Reicht es nicht, dass es ist? Muss es immer dauern?“ Starker Tobak!
Dennoch gab es Szenenapplaus nicht nur für manches darstellerische Glanzlicht, sondern auch vor Lachen: Jede der bonmothaft zugespitzten, zum Kichern reizenden Widersinnigkeiten des im Fach Philosophie promovierten Schriftstellers brachte das Ensemble zur Wirkung. Aus authentischer Spiellust entstanden Passagen echter Spielkunst.
Gen Himmel oder zurück auf die Erde
Fünf Menschen treffen sich als Seelengeister im „Hotel Koma“, einem Zwischenreich im Sinne einer Nahtoderfahrung (stimmig effizientes Bühnenbild von Gerd Hintermeier), während ihre Körper auf der Erde noch ums Überleben ringen. Das unheimliche Geräusch des Aufzugs mit Blinkzeichen kündigt an, dass wieder einer von ihnen die Fahrt gen Himmel oder zurück auf Erden antreten muss (Technik: Robert Müller, Dieter Seiferlein, Günter Hoffmann).
Ein geheimnisvoller Dr. Semper, empfindsam gespielt von Roland Tschunitsch, organisiert mit zwei schweigsamen Engelsfiguren (stoisch pflichtbewusst: Inge Seiferlein, Beate Zerkowski) die An- und Abfahrten. Edith Hümmer gibt der im Leben ausgenutzten Putzfrau Marie Martin bodenständigen Realitätssinn wie mädchenhafte Sehnsucht nach dem Glück.
Organspende
Die todgeweiht herzkranke, junge Laura (kindhaft weise gespielt von Dagmar Saalmüller) möchte nur noch eines: lieben. Das berührt Julian Portal, der sich nach einem selbstzerstörerischen Leben auf den ersten Blick in sie verliebt, Hoffnung schöpft. Kristian Wolff mimt diese Wandlung mit Elan. Ralf Herrmann als auf Erden fies-mächtiger Präsident Delbec brilliert mit volltönender Diktion, mitreißender Komik und detailsicherem Spiel. Helmut Döppert gibt dem Magier Radschapur zunächst eine gelungene Färbung von blasierter Frechheit und ändert sich glaubwürdig zur reuigen Gutherzigkeit: Er spendet Laura sein Organ. Das Happy-End bleibt dennoch nur angedeutet. Fazit: mehr als nur sehenswert!
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