Bembers im Tatort-Interview: "So spricht doch kein Franke!"
4.2.2018, 05:30 UhrHerr Sörgel, Sie kennen den Bembers ja nun etwas besser als ich – interessiert den Bembers der Tatort so generell? Ist der ein Tatort-Typ?
Roman Sörgel: Den Bembers interessiert der Tatort überhaupt ned. Der ist ja auf einer ganz anderen Welle unterwegs. Der Bembers ist ja eh eine Kunstfigur, die aber wohl so extrem authentisch rüberkommt, dass viele Menschen denken: Der Typ ist so. . .
Wie sieht’s bei Familie Sörgel aus? Wird da der Tatort geschaut?
Sörgel: Auch nicht so bewusst. Wenn grad nix anderes kommt, vielleicht mal. Ist aber jetzt nicht so, dass ich mich regelmäßig am Sonntag hinhocke und mir denke: Wow, jetzt muss ich aber Tatort schauen!
Wie kam es dann zu der Mitwirkung?
Sörgel: Es gab eine Anfrage an meine Agentur, ob ich nicht Lust hätte, an einem Tatort mitzumachen. Da hab ich mir gedacht: Warum ned? Wenn man schon mal die Möglichkeit hat. . . Erstmal wollte ich aber wissen, ob ich die Leiche bin. Darauf hieß es: Nein, es ist schon eine kleine Sprechrolle.
War von Anfang an klar, dass es sich um einen Franken-Tatort handelt?
Sörgel: Das schon, aber mehr wusste ich nicht. Ich dachte auch, mit meiner Zusage ist das erledigt. Aber weit gefehlt: Erst kam der Text. Dann wurde ich nach Nürnberg zu einem Casting eingeladen. Die haben jetzt also nicht die Katze im Sack gekauft, sondern wollten schon wissen: Kann der Typ das? Der steht zwar ständig auf der Bühne und macht da irgendwelche Gags und so – aber das hat ja nichts mit einem Tatort zu tun. Es spielt ja auch nicht der Bembers den Bembers – sondern der Roman Sörgel eine Rolle.
Was können sie über die Rolle verraten?
Sörgel: Ich spiele einen Hausmeister in einem Sportheim – das war aber im Vorfeld gar nicht klar. Ich habe für das Casting erstmal einen anderen Text vorbereitet. Und dann ging es mitten im Hochsommer zum Casting.
Wie lief das ab?
Sörgel: Na ja, die haben mich in die Wallensteinstraße zum Bayerischen Rundfunk hinbestellt, und dann war da ein Raum, null klimatisiert bei 35 Grad. Da bin ich rein, dann kam Regisseur Max Färberböck – der war eigentlich ganz cool. Und dann wurde die Rolle probiert, gleich richtig mit einem Partner. Mit Tipps vom Regisseur: "Werd’ mal energischer", oder "geh mal auf den zu" und so.
Also ein Casting plus?
Sörgel: Ja das war Casting plus. Ich habe ja damit gerechnet, dass das ganz schnell geht: Da gehst’ jetzt rein, dann ist die Geschichte in zwanzig Minuten erledigt. Pfeifendeckel! Zweieinhalb Stunden ging das bei 35 Grad, ich bin quasi ausgelaufen. Der hat einem echt alles abverlangt, im Stehen im Sitzen . . . Und nachdem ich das dann alles gemacht hatte, sagt der Färberböck auf einmal: Ich hab jetzt noch eine ganz andere Idee, das passt viel besser zu dir. Und plötzlich war ich ein Hausmeister in irgendeinem abgeranzten Sportheim. Dafür sollte ich mir dann die Haare zusammenbinden, also musste mir eine Kamerafrau einen Haargummi leihen. Ich bekam einen neuen Text, sollte davon aber nur zwei Sätze sagen. Der Regisseur war zufrieden. Ich aber nicht.
Warum?
Sörgel: So wie die Sätze formuliert waren, sagt das einfach kein Franke. Schon gar keiner, der, wie ich in der Rolle, aufgebracht ist. Das habe ich dann auch laut gesagt.
Wie ging es dann weiter?
Sörgel: Ein paar Tage später habe ich das OK bekommen und sollte zur Kostümprobe – nach München. Ob ich einen Jogginganzug habe, wollten die wissen. Ich hab aber nur schwarze Sachen. Am Tag vorher hatte ich eine Auftritt am Summer Breeze in Dinkelsbühl, war also ordentlich durch. Die Kostümbildnerin in München hat mir erst so einen grauen Arbeitskittel gegeben – da habe ich nicht reingepasst. Dann zwei Holzfällerhemden – wieder nix (lacht). Dann hat sie den Bauchumfang gemessen und wollte wissen, was ich so für Schuhe hab. Und nach fünf Minuten war die Kostümprobe beendet.
Wie lang wurde gedreht?
Sörgel: Ich hatte nur einen Drehtag. Die Klamotten haben gepasst, sogar an einen Haargummi hatte ich gedacht. Ich stand aber extrem unter Zeitdruck, weil ich am selben Abend um 20 Uhr mit Bembers einen Auftritt in Bamberg hatte. Ich musste also bis 16 Uhr weg. Früh um halb acht ging’s los: Ich weiß gar nicht, in wie vielen verschiedenen Einstellungen. Die Kamera von der Seite, die Kamera ganz nah. Also zig Perspektiven. Mittagspause war nur eine halben Stunde – ich bin gar nicht zum Essen gekommen, weil ich erstmal eine rauchen war. Und mitten unter dem Drehtag fällt mir auf, dass ich meine Zehen gar nicht mehr spüre, weil die Schuhe zu eng waren. Ich hab die dann zwei Tage lang nicht mehr gespürt.
Hört sich anstrengend an.
Sörgel: Ey, ich war durchbedient, nicht nur wegen der Schuhe. Man macht sich völlig falsche Vorstellungen, wie anstrengend so Dreharbeiten sind. Man muss immer hochkonzentriert sein. Das Schöne war aber, dass der Regisseur sich noch daran erinnert hat, dass ich seine oberbayerische Schimpftirade als Text nicht so passend fand. Das ging ungefähr so: "Wenn du deinen Job nicht hättest, dann dad ich dir a Bomb’n herschieben." Aber so spricht doch kein Franke! Also hab ich draus gemacht: "Hör mal zu, du Spezialist, wenn du etz den Job ned hädsd, dann würd ich dir den Kopf abreißen und in Hals neischeißen, dassd Bescheid wassd." Das hat Färberböck gefallen. . .
Ist so ja auch im Trailer zu sehen.
Sörgel: Na ja, das ist halt so ein Typ, der nicht obrigkeitshörig ist und der auf die Polizei gar keinen Bock hat. Und der Bulle, also Fabian Hinrichs, macht ihn halt saudumm an. Da kann der dann schon mal Vollgas geben. Ich bin gespannt, wie es ’rüberkommt. Man muss sich halt überlegen: Das war ein kompletter Drehtag von halb acht bis 16 Uhr – und was jetzt übrig bleibt, sind vielleicht zwei Minuten.
Was ist hängengeblieben?
Sörgel: Der immense Aufwand, der da betrieben wird. Ich hab locker 50 Mann gezählt, die da am Set rumspringen, das ist schon heftig. Aber es war eine geile Erfahrung und hoffentlich der Beginn einer ganz großen Schauspielkarriere (lacht).
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