Die Wurst macht's: Mehr Hepatitis-E-Infektionen in Bayern

4.1.2017, 15:54 Uhr
Die Erreger für Hepatitis E finden sich vor allem in Frischwurst aus Schweinefleisch.

© Heiko Wolfraum/dpa Die Erreger für Hepatitis E finden sich vor allem in Frischwurst aus Schweinefleisch.

Die Zahl der Erkrankungen an der meldepflichtigen Hepatitis E hat sich in Bayern von 2013 auf 2015 mehr als verdreifacht. Konkret stieg sie von 36 auf 116 Fälle. Damit ist der Anstieg in Bayern stärker als im Bundesdurchschnitt. Dies räumt auch die Staatsregierung auf Anfrage der SPD-Landtagsfraktion ein. Die SPD-Abgeordneten Florian von Brunn und Kathrin Sonnenholzner haben sich des Themas schon vor rund einem Jahr angenommen. Sie haben Anträge im Landtag gestellt und die bayerische Gesundheitsministerin Ulrike Scharf in unzähligen Schreiben mit Fragen bombardiert. "Die Schreiben wurden entweder ignoriert oder unzureichend beantwortet. Doch wir sind in der Opposition, wir können nichts machen", klagt der verbraucherschutzpolitische Sprecher der SPD im Landtag, Florian von Brunn. 

Geschwächte Menschen besonders gefährdet

Die Viren finden sich vor allem in rohem oder wenig behandeltem Schweine- und Wildschweinfleisch, wie zum Beispiel Leberwurst. Besonders anfällig für die Lebererkrankung sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem sowie Schwangere und ungeborene Kinder.

Hygienemängel in der Schweinemast sind den Experten des Robert-Koch-Instituts zufolge eine große Gefahr bei Hepatitis E. Angesichts der vom Obersten Bayerischen Rechnungshof (OHR) festgestellten erheblichen Probleme bei Kontrollen in der Schweinemast ist der SPD-Verbraucherschützer von Brunn alarmiert: "Die Kontrollen müssen ausgedehnt werden."

Im Freistaat finden dem OHR zufolge nicht einmal die Hälfte der jetzt schon vorgeschriebenen Kontrollen statt. Der SPD-Landtagsabgeordnete drängt darauf, die steigende Gefährdung durch Hepatitis E endlich ernst zu nehmen: "Wir brauchen eine neue wissenschaftliche Untersuchung von Abwasser und Grundwasser in Bayern auf den Erreger, insbesondere in Regionen, die von Intensivlandwirtschaft und Massentierhaltung geprägt sind", sagt von Brunn. Und es müsse schnellstens ein praxistauglicher Lebensmitteltest verfügbar gemacht werden.

Viren in rohem Fleich und Frischwurst

Die bayerische Staatsregierung führt den Anstieg der Infektionen in einem Antwortschreiben an die SPD-Abgeordneten auf eine "erhöhte Aufmerksamkeit der Ärzteschaft" zurück. Für von Brunn reichen solche vagen Vermutungen nicht aus: "Diese Interpretation halte ich für hoch fahrlässig. Man darf so einen Anstieg nicht auf die leichte Schulter nehmen und versuchen, ihn mit schnell zusammengestrickten Hypothesen erklären."

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