2. Juni 1964: Anna Magaretha Böhm auf dem Heimweg getötet
2.6.2014, 07:00 Uhr
Die Ermittlungen, bei denen die Staatsanwaltschaft, die Stadtpolizei Erlangen und die Landpolizei Mittelfranken zusammenwirken, laufen auf Hochtouren. Über den Verlauf werden vorerst keine weiteren Einzelheiten bekanntgegeben. Wer die Tote auf dem Bild erkennt und Hinweise geben kann, wird gebeten, sich umgehend an die nächste Polizeidienststelle zu wenden.
Die Umstände der Tat scheinen klar für ein Triebverbrechen zu sprechen. Den letzten schlüssigen Beweis dafür erbrachten die gerichtsmedizinischen Untersuchungen an der Leiche, die fast einen ganzen Tag im Wasser der Regnitz gelegen war, bisher nicht. Es muss aber beachtet werden, wie spärlich die Leiche noch bekleidet war. Von Unterwäsche, einer zerbrochenen Halskette und dem blutverschmierten Mantel abgesehen fehlt die Kleidung, die sie zuletzt trug. Auch die Handtasche wurde noch nicht gefunden.
Mit Nachdruck wird festgestellt, dass der Leumund der 38-jährigen ledigen Kontoristin aus Frauenaurach ausgezeichnet ist. Sie wird auch als sehr fleißig und zuverlässig geschildert, nicht nur im Beruf, sondern ebenso zu Hause bei ihren betagten Eltern. Außerdem war sie ein kräftiger, sportlicher Typ ohne Furcht.
In froher Runde saß Anna Margaretha Böhm noch am Samstag beim „Bergfest“ ihrer Firma an den Erlanger Kellern unter Kolleginnen und Kollegen. Früher als ihre Tischnachbarn wollte sie aufbrechen. Als sie dabei erklärte, mit dem Omnibus bis Erlangen-Bruck fahren und dann den stark abkürzenden, verbotenen Weg über den Bahnkörper benützen zu wollen, wurde ihr abgeraten. Das Angebot einer Frau, sie im Wagen nach Hause zu bringen, lehnte sie ab und entfernte sich unauffällig. Dennoch versuchten Kollegen, sie noch in Bruck am Omnibus zu erreichen.
Der Überfall auf die Kontoristin dürfte etwa 250 Meter westlich der Regnitzbrücke dieser eingleisigen Bahnstrecke begonnen haben. Dort befindet sich eine Flutbrücke. Schwere Schläge trafen Kopf und Schulter. Trotz starker Benommenheit muss sich das Opfer noch bewegt haben. Der Mantel wurde von hinten heruntergezerrt. Erst der Würgegriff des Täters machte die Frau wehrlos. Der Leichnam wurde die Strecke bis zum Fluss zurückgeschleppt und von der Regnitzbrücke in das Wasser geworfen, wo ihn dann am Sonntagnachmittag Polizisten entdeckten.
Bei der Bevölkerung erregt der neue Fall eines Gewaltverbrechens große Unruhe, denn noch vor wenigen Jahren galt Erlangen mit seiner Umgebung in dieser Hinsicht als ruhig. Seit aber im Oktober 1962 in Erlangen die Sekretärin Christa Lorenz auf offener Straße durch mehrere Messerstiche getötet wurde, — der Täter konnte bis heute noch nicht festgestellt werden, obwohl ihn Augenzeugen sahen, — hat sich das Bild geändert.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen