„An die Spielregeln halten“

2.3.2016, 13:05 Uhr

Die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete — die am Freitag, 4. März, 19.30 Uhr, zu einem Vortrag in die Erlanger Volkshochschule (Friedrichstraße 19) kommt —, kritisiert die ihrer Meinung nach zu enge Kooperation der deutschen Gesellschaft mit konservativen Moscheevereinen: „Es war und ist immer noch der Fehler der deutschen Politik, nur mit diesen konservativen Verbänden zu arbeiten und ihnen eine Macht zu verleihen, die sie dazu bringt, andere Meinungen zu unterdrücken.“

Zwar würde inzwischen auch öffentlich auf die patriarchalen Strukturen in türkisch muslimischen Communities hingewiesen werden. Dennoch organisierten sich die konservativen Verbände immer weiter, so Lale Akgün in einem Gespräch mit den Erlanger Nachrichten.

Mit Besorgnis sieht die 62-Jährige, die im Alter von neun Jahren mit ihrer Familie von Istanbul nach Deutschland gezogen ist, eine Entwicklung in der derzeitigen Asylpolitik: dass nämlich zunehmend konservative Verbände als Ansprechpartner in der Flüchtlingsberatung eingesetzt würden. „Sie sollen Brückenbauer werden“, stellt Lale Akgün empört fest und fragt rhetorisch: „Wie sollen Menschen Brückenbauer werden, die überhaupt nicht in der Gesellschaft angekommen sind?“

Flüchtlingen, die mit patriarchal geprägten Rollenverständnis nach Deutschland kommen, müsse man deutlich machen, dass zu mehr Freiheiten und einem besseren Leben „auch die Gleichheit von Mann und Frau gehört“. Diese hier gültigen Spielregeln müssten eingehalten werden.

In dieser Frage dürfe sich die deutsche Gesellschaft auch nicht kompromissbereit zeigen und „Rückschläge hinnehmen“.

Es sei sehr kontraproduktiv, wenn man hierzulande unter dem „Deckmäntelchen Respekt vor anderen Kulturen patriarchale Vorstellungen akzeptieren würde.“

Auch Lale Akgün selbst wird in diesem Punkt deutlich: „Das ist keine andere Kultur. Das ist eine Unkultur, wenn man die Frauen unterdrückt.“

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