Auf hohem Niveau GastroBummel
24.7.2015, 19:04 Uhr„Buona sera signorina, buona sera/ it is time to say goodnight to Napoli/ thought it’s hard for us to whisper buona sera/ with that old moon above the mediterranean Sea . . . Den Refrain des alten Gassenhauers findet man auf der Internetseite von „Ristorante Trattoria Bruno“ (Schiffstraße 14, Tel. 0 91 31/2 85 27, Internet: www.trattoria-bruno.de) samt dem Versprechen, den Gästen Urlaubsgefühl zu vermitteln. Wer die Probe aufs Exempel macht, wird — wie so viele Erlanger, die dem Team um Bruno Marini seit Jahrzehnten Jahren die Treue halten — feststellen, dass hier nicht zu viel versprochen wird. Dazu trägt auch das südländische Feeling im reichlich frequentierten Außenbereich auf der Schiffstraße bei. Mit seinen Brüdern Giuseppe, Cosimo und Massimo bildet Bruno Marini nicht zuletzt im Service ein Musterbeispiel italienischer Gastronomie-Kultur.
Im Angebot hat Trattoria eine reiche Auswahl an Pasta, Antipasti, Salaten, Pizza sowie Fleisch- oder Fischgerichten. Hinzu kommen saisonale Klassiker wie heimischen Spargel oder Pfifferlinge, Octopus, Carpaccio, Ossobuco und Goldbrasse.
Bruno Marini, der Zweitälteste und das heimliche Familienoberhaupt, begeht nun sein 30. Jubiläum in der hartumkämpften Branche. Mit seinem hohen Qualitätsanspruch hat sich der gebürtige Apulier in der ganzen Zeit erfolgreich behauptet.
Insgesamt schätzen die Gäste nicht nur den besonderen Charme des Hausherrn, sondern lassen sich gerne vom freundlichen Servicepersonal — einschließlich des 84-jährigen Onkels Salvatore — in die Einzigartigkeit der süditalienischen Küche entführen.
Nur eins bereitet Bruno Marini derzeit Sorge: Die Baustellen-Sperrungen der Altstadt. Die Konsequenzen spüren also nicht nur die Einzelhändler, sonder auch die Gastronomie. Marini überlegt gar, sich nach einem neuen Standort für seine Trattoria umzusehen. Für die Erlanger Altstadt wäre das ein herber Verlust.
Die Gilde der jungen Köche, die kulinarisch die Grenzen sprengen und sich im Gourmetbereich etablieren, erobert die Gastronomie im Erlanger Land. Seit Anfang des Jahres zählt auch Fritz Striegel dazu, gleichnamiger Sohn des langjährigen Chefs vom „Alten Brunnen“ in Marloffstein.
Die Liste seiner Kochstationen lässt aufhorchen. Gelernt beim fränkischen Altmeister im Gasthaus Rottner in Großreuth, hat er überragende Erfahrungen gesammelt beim TV-erfahrenen Alexander Herrmann in Wirsberg, dann in der einst von Eckart Witzigmann befeuerten Urzelle des deutschen Küchenwunders, dem heute von Hans Haas geführten „Tantris“ in München, sowie in der Nürnberger Gourmethochburg „Essigbrätlein“. Zuletzt – nach erfolgreichem Abschluss als Küchenmeister – verwöhnte er die Gäste in der „Trenkerstube“ des Hotels Castel in Tirol bei Meran. Sieben Michelin-Sterne und elf Hauben aus dem Gault Millau säumen damit seinen Weg in den siebten Gourmet-Himmel.
Jetzt ist er wieder in der Heimat, im Gasthof seiner Eltern gelandet, die die seit 147 Jahren im Familienbesitz befindliche Herberge mit der nunmehr sechsten Generation betreibt. Und dass der Vater (Jahrgang 1962) seinem Sohn (Jahrgang 1989) das Zepter in der Küche überlassen hat, zeugt vom Pragmatismus des Älteren, der in seinem weitgereisten Sprößling die eigenen Träume verwirklicht sieht. Und dass es am Sonntag, an dem auch die 78-jährige Großmutter mit am Herd werkelt, weiterhin den Braten mit Klößen gibt und die Speisekarte auch sonst durchaus Bodenständiges bereithält – das reicht vom Schnitzel „Wiener Art“, über drei hausgemachte Bratwürste mit Kraut für 6,00 Euro und das Zanderfilet in Mandelbutter mit Salzkartoffeln und Salat für 13,80 Euro bis zu den Rösti mit Rahmpfifferlingen und Käse gratiniert für 6,80 Euro –, demonstriert die realitätsnahe Strategie des Hauses: für den Ausflügler, den Stamm- wie den Hotelgast ebenso da zu sein wie für den verwöhnten Gourmet.
Dieser darf sich dann am Abend auf die Empfehlung des jungen Küchenchefs freuen. Beispielsweise auf ein Menü mit einem mit Sesam gebackenen Ziegenfrischkäse an Feigensenf und Blattsalat, einer gebratenen Perlhuhnbrust auf Spargelrahmgemüse und Kartoffeln und einem Rhabarbersorbet mit griechischem Joghurt-Espuma – alles zusammen für 30 Euro. Schon das Amuse-Gueule, Lachsforelle im Holundersud, lässt das Folgende erahnen. Wie wär's mit Saltimbocca vom fränkischen Waller auf Pfifferlingstagliatelle (16,70 Euro) oder gebackenem Spargel mit roter Currycreme (9,20 Euro)? Ein Gedicht bei unserem Besuch: die Entenbrust auf gebratenem Spargel mit Rhabarber und Gemüserösti für – im Vergleich zurückhaltende – 19,50 Euro. Das Fleisch punktgenau zubereitet, zart und mit vollem Aroma, der von Fritz Striegel jr. gerne verwendete Rhabarber in passender Symbiose und die Rösti, knusprig und mit vielfältigen Nuancen – ein Geschmackserlebnis der besonderen Art.
Für den Wein ist der Senior zuständig – mit einer gepflegten Auswahl der fränkischen Spitzenwinzer Popp aus Iphofen („Julius Echterberg“), Juliusspital aus Würzburg („Würzburger Stein“) und Sauer in Escherndorf, dazu Rotwein aus Italien, Frankreich und Kalifornien. Man kann ihn bei kompetentem Service genießen auf der Terrasse mit Weitsicht nach Erlangen, im Wintergarten oder in den holzvertäfelten Innenräumen – ein Schmuckstück fränkischer Wirtshauskultur Tel. 0 91 31/5 36 50, Internet: www.alterbrunnen.net — Dienstag Ruhetag.
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