Auszeichnung für Erlanger Buchhandlung

11.10.2015, 17:00 Uhr
Auszeichnung für Erlanger Buchhandlung

© Harald Sippel

„Die Buchhandlung ist mein Leben.“ Diese Antwort gibt Ilse Wierny, wenn sie gefragt wird, ob sie für ihr Geschäft lebt. Denn wer hier Bücher kauft, trifft sie fast immer in ihrem kleinen Laden in der Nähe des Bürgerzentrums Frankenhof (Südliche Stadtmauerstraße 40) an.

In der „Literarischen Buchhandlung“, die sie zusammen mit einer Angestellten betreibt, geht es eben nicht um den Abverkauf von Bestsellern und das strategisch geschickte Positionieren von „Stapelware“ oder Schnickschnack, der jenseits der Literatur an die Frau oder den Mann gebracht werden soll. Vielmehr stehen jene Dinge im Fokus, die das Staatsministerium für Kultur und Medien mit dem neuen Deutschen Buchhandlungspreis — und auch mit einer gestaffelten Dotierung von 7000 bis 25 000 Euro — würdigen möchte: Das Engagement in der „Lese- und Literaturförderung“.

Dies geschieht hier seit 35 Jahren mit viel Engagement. Für Wierny, die sich einst nach der Lehre bei der Erlanger Buchhandlung „Merkel“ und einer Zwischenstation in Karlsruhe sehr spontan für den Sprung in die Selbstständigkeit entschieden hatte, ist dies jetzt eine „Wertschätzung von offizieller Seite“, die sie durchaus mit Stolz erfüllt.

Es war damals ein Sprung ins kalte Wasser. „Doch die Räumlichkeiten waren einfach ideal für meine Vorstellungen.“ So entstand eine Buchhandlung, in der die „Schöne Literatur“ von Lyrik über Erzählungen oder Reiseberichte bis hin zum Roman ins Zentrum rückte. Fachliteratur gibt es keine. Sachbücher im begrenzten Umfang. Der Grund: „Ich versuche stets nur Dinge zu tun, in denen ich sicher bin, dass ich sie kann“, erklärt die Buchhändlerin.

Sortiert — und damit ist dieser Laden wohl einmalig in Deutschland — sind die Bücher nach Verlagen. Was auf den ersten Blick eigenwillig erscheint, spiegelt aber auch eine kulturelle Besonderheit der Literaturszene wider: „Jeder Verlag hat ein Profil. Auch dies ermöglicht eine Orientierung. Ich finde meine Lösung sehr stimmig.“ Keine Frage, dass hier neben den ganz Großen der Branche auch etliche der Kleinverlage mit spannenden Nischenprogrammen anzutreffen sind. Auch eine Ecke der Büchergilde Guttenberg gibt es.

Die Resonanz der Literaturfreunde, die hierher kommen, bestätigen seit vielen Jahren dieses Konzept. Die Buchhandlung ist zudem ein Ort des Austauschs über Literatur. Hier finden Aktionen sowie unzählige Beratungsgespräche statt, und es gibt auch Stammkunden, die sich blind auf die Empfehlungen verlassen.

In den knapp vier Jahrzehnten des ständigen Auf und Abs in der Branche ist vieles konstant geblieben. Selbst das Internet, das Wierny in „der Gesamtheit als Segen“ schätzt, kann der Buchhandlung nur wenig anhaben. Schließlich haben viele Literaturfreunde gespürt, dass die Algorithmen der Webseiten eben nur „Produktempfehlungen“ abgeben. Und denen fehlt genau das, was ein Fachgeschäft auszeichnet: Das persönliche Gespräch und das „Bauchgefühl“.

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