Energiesparen mit Spaß: Neues Klimakonzept aus Erlangen
14.4.2016, 06:00 UhrWo stehen wir? Was können wir verbessern? Und wie stellen wir das an? Diese drei Fragen sollte das Integrierte Klimaschutzkonzept (IKSK) für Erlangen beantworten. Dafür hat das Amt für Umweltschutz und Energiefragen eine umfassende Bestandsaufnahme erstellt, Potenziale analysiert und Maßnahmen priorisiert. "Ganz neu sind viele Erkenntnisse nicht, so detailliert jedoch gab es das für Erlangen noch nicht", sagt Kaplan. Zudem seien sie eine wichtige Grundlage für zukünftige Entscheidungen des Stadtrats. Das IKSK, zu 85 Prozent durch den Bund gefördert, ist damit fast abgeschlossen. Oder anders: Jetzt erst geht es richtig los.
Der Energieverbrauch der Stadt hat stetig zugenommen. Im Vergleich zum Jahr 1990 verbrauchen die Erlanger 14 Prozent mehr Energie. "In dieser Zeit ist die Einwohnerzahl um sieben Prozent und die Zahl der Arbeitnehmer um 25 Prozent seit dem Jahr 2000 gestiegen", sagt Lena Kaplan vom Amt für Umweltschutz und Energiefragen. Diese Effekte der Urbanisierung könnten den höheren Energieverbrauch aber nur teilweise erklären. "Wir nutzen mehr elektrische Geräte", sagt Kaplan. Auch das spiele eine Rolle.
"Als Stadtverwaltung können wir darauf nur begrenzt Einfluss nehmen.“ Wie das IKSK ergab, teilt sich der Energieverbrauch auf folgende Sektoren auf: 48,6 Prozent Wirtschaft, 27,1 Prozent Verkehr, 22,6 Prozent private Haushalte und nur 1,7 Prozent durch die Kommune. "Da sind Liegenschaften der Stadt, also auch Schulen, mit inbegriffen."
Trotz des steigenden Energieverbrauchs sind die CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 um 24 Prozent zurückgegangen. "Die Stadtwerke nutzen Energie effizienter und kaufen grün ein", sagt Kaplan. Der Strommix in Erlangen besteht zu dreiviertel aus erneuerbaren Energien. Wie das IKSK ergab, besteht für Erlangen vor allem im Bereich der Photovoltaikanlage Potenzial zur Stromerzeugung innerhalb des Stadtgebiets, alle geeigneten Dächer eingerechnet wäre das ein Plus von 13 Prozent. "Die Anteile der fossilen Energieträger sind dennoch zu hoch, so dass wir auch Energie einsparen müssen", sagt Kaplan. "Jeder Einzelne kann das beeinflussen."
Stadtverwaltung will Vorbild sein
Rund 50 Prozent des Energieverbrauchs ist durch unser tägliches Handeln bestimmt. Das Energiesparen birgt dem IKSK zufolge deshalb große Potenziale. Die Stadtverwaltung möchte bei der Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen als Vorbild vorangehen. So will sie die Straßenbeleuchtung teilweise auf LED umstellen und das Klärwerk optimieren. "Die energetische Sanierung der Häuser ist wichtig." Hier sind jedoch auch Wirtschaft und private Haushalte gefordert.
Für den Verkehr gilt das ebenso. "Wir können zwar die Voraussetzungen schaffen, aufs Rad umsteigen müssen die Leute aber selbst", sagt die zuständige Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens. Seit zwei Jahren sinken die Fahrgastzahlen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Durch Umstellungen und Änderungen der Busfahrpläne versucht die Stadt, dem entgegenzuwirken. "Schwierig ist es bei den zahlreichen Berufspendlern, die kommen in einem viel zu großen Teil mit dem Auto in die Stadt", sagt Kaplan.
10.000 Euro Spritgeld sparen
Diejenigen, die in Erlangen wohnen, würden häufig mit dem Fahrrad fahren. Das IKSK hat ergeben, dass alle Erlanger pro Woche 10.000 Euro an Spritgeld sparen könnten, wenn sie Wege unter fünf Kilometer mit dem Rad zurücklegen würden. "Wir müssen Alternativen zum Auto anbieten", sagt Lender-Cassens. Mehr Fahrradparkplätze und Radschnellwege gehören ebenso dazu wie Dusch-Möglichkeiten in der Arbeit. Hier beginnt die größte Herausforderung: "Viele Akteure spielen eine Rolle", sagt Kaplan. Die Vernetzung aller Parteien sei Aufgabe der Stadtverwaltung. Schon während der Erarbeitung des IKSK haben Runde Tische und Diskussionen mit Vereinen, Initiativen, Bürgern und der Wirtschaft stattgefunden. "Das wollen wir fortführen", sagt Kaplan. Als konkrete Maßnahme will sie verstärkt auf kleine und mittelständische Unternehmen zugehen.
Bürger wünschen sich mehr Grün und konsumfreie Räume in der Stadt. "Wir empfehlen einen Fördertopf für Vereine, um sie in diesem Bereich zu unterstützen", sagt Kaplan. "Das soll zeigen: Sich für die Umwelt zu engagieren, kann auch Spaß machen." Neben all den Zahlen, Daten und Fakten ist das für Klimaschutzkonzept-Beauftrage die wichtigste Erkenntnis für eine bessere Zukunft.
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