Erlangen: Neue Gebbertstraße 125 dient dem Wohnen

22.12.2018, 06:00 Uhr
Erlangen: Neue Gebbertstraße 125 dient dem Wohnen

© Peter Millian

Auf dem Platz der ehemaligen (und bereits abgerissenen) Siemens Audiologische Technik GmbH plant das Nürnberger Projektentwicklungs-Unternehmen Schultheiß (nicht identisch mit dem gleichnamigen Bauunternehmen) den Neubau für auch staatlich geförderte Wohnungen und "stadtverträgliches" Gewerbe.

Da es sich um ein städtebaulich bedeutsames Projekt an einer Sichtachse der Gebbertstraße handelt, hatte sich das Nürnberger Unternehmen entschlossen, einen Realisierungswettbewerb auszuloben, an dem sich zehn Architekturbüros mit Entwürfen und detaillierten Modellen beteiligten.

Bauherr will "getreu" bauen

Der Bauherr, der den preisgekrönten Entwurf auch in dieser Form umsetzen will, spricht von einer "urbanen Neubebauung mit vorwiegender Wohnnutzung sowie im öffentlich geförderten Wohnungsbau, in Verbindung mit nicht-störendem Gewerbe", die in zwei getrennten Bauabschnitten entstehen soll.

"Ziel der Planung ist einerseits die Schaffung einer mehrgeschossigen straßenbegleitenden Bebauung mit einer belebten Erdgeschosszone entlang der Gebbertstraße. Andererseits soll durch die Neubeplanung ein verträglicher Übergang zu der östlich angrenzenden Wohnbebauung in der Gleiwitzer Straße geschaffen werden, die durch zweigeschossige Doppelhäuser mit Staffelgeschoss geprägt ist", erläutert Frank Weber, technischer Vorstand der Schultheiß Projektentwicklung AG.

Die Einbindung des raumgreifenden Neubaus in die bereits vorhandene Wohnumgebung thematisiert auch der Entwurfsverfasser Stefan Harlé vom Architekturbüro Hübsch & Harlé aus Fürth: "Die geplante Wohnbebauung nimmt Bezug zu den Quartiersrändern und interpretiert die bestehende und geplante städtebauliche Entwicklung.

Der Entwurf orientiert sich mit markanten Vertikalen in Richtung Erlangen, der zentrale Quartiersplatz lädt zum Queren und Verweilen ein, bietet Identifikation und Ruhe. Der Wohnplatz im Südosten ermöglicht ein maßstäbliches Ankommen abseits der Verbindungsstraße."

Insgesamt 15 Planungsbüros aus Süddeutschland waren zur Teilnahme am Planungswettbewerb geladen, von den zehn eingereichten Planungsentwürfen, allesamt aus der aus der Metropolregion, konnte der Entwurf des Architekturbüros Hübsch und Harlé als Siegerentwurf überzeugen.

Das Preisgericht entschied sich für diesen Entwurf, dem es "insgesamt eine in architektonischer Hinsicht überzeugende Arbeit" bescheinigt. Allerdings – und das ist der "Pferdefuß" für den Projekt-Entwickler – erscheine die Wirtschaftlichkeit des Neubaus angesichts eines (nur) neungeschossigen Hochhauses fraglich.

Hier hätte sich das Preisgericht auch vorstellen können, dass sich das Architektenbüro nicht an die vorgegebenen baupolizeilichen Grenzlinien gehalten hätte. Trotzdem will Schultheiß an dem Siegerentwurf festhalten – "wir halten ihn für eine überzeugende Gesamtleistung und wollen keine Details ändern", so Marketing-Leiterin Michaela Dorsch.

Die Aufteilung des Neubaus auf vier Baukörper unterschiedlicher Höhe hat dem Preisgericht ebenso gefallen wie die Planung eines zentralen, durch zwei Baumreihen geprägten Quartiersplatzes, der Zugang zu den überwiegend zum Platz gelegenen Gebäudeeingängen schafft. Der Entwurf, so die Jury, besteche durch den konsequent stadtökologischen Ansatz mit intensiv begrünten Dachterrassen, die unterschiedlichen Nutzergruppen zur Verfügung gestellt werden könnten.

Andere Aufteilungen

Dem Zweitplazierten, ein Entwurf des Büros Bermüller + Niemeyer aus Nürnberg, bescheinigte das Preisgericht, einen Entwurf vorgelegt zu haben, der "eine neue und repräsentative Wohnform städtischer Art anbietet, die so bisher in Erlangen kaum anzutreffen ist." Gelungen ist dies mit drei transparenten Solitärgebäuden in abgestimmter Höhe, die mit einer halböffentlichen Grünfläche im ersten Obergeschoss miteinander verbunden sind. Nachteil: Der darunter entstehende Freiraum ist schlecht belüftet und belichtet. Der drittplazierte Entwurf von stm (Stößlein/Mertenbacher) Architekten aus Nürnberg sah hingegen nur zwei Baukörper vor.

Erlangens Stadtplaner Josef Weber ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden und sieht sich in seiner Ansicht bestärkt, dass Realisisierungswettbewerbe zu gutem Bauen führen. Außerdem habe es für den Bauherrn den Vorteil, dass die meisten für die Baugenehmigung wichtigen Parameter bereits bei den jeweiligen Baubehörde bekannt sind und sich dadurch die Genehmigungsfrist stark verkürzt.

 

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