Erlangen tanzt gegen Gewalt an Mädchen und Frauen
13.2.2017, 11:00 Uhr„Break every chain, break every chain“, hallt es durch den Saal im Erlanger Frankenhof. 27 Frauen und vereinzelte Männer springen, tanzen, lachen und schwitzen. „Dreh nochmal richtig auf DJ“, ruft Choreographin Beddie Beck ihrem Sohn zu. Der achtjährige Joschua schaltet die Musik lauter.
Es ist gerade Tanztraining für die Aktion „One Billion Rising“, die am 14. Februar, Valentinstag, stattfindet. An diesem Tag werden hunderte von Frauen in der Erlanger Fußgängerzone einen Flashmob veranstalten. Zur gleichen Zeit wie tausende Frauen weltweit tanzen sie die Choreographie zu „Break every chain“ und setzen sich mit diesem Akt weltweiter Solidarität gegen Gewalt an Frauen ein.
Ursprünglich kommt die Aktion aus den USA. Die Autorin und Frauenrechtlerin Eve Ensler startete vor fünf Jahren zum ersten Mal den Aufruf zu „One Billion Rising“. Der Hintergrund ist, dass jede dritte Frau weltweit bereits Opfer von Gewalt war. Jede dritte Frau wurde schon einmal geschlagen, zu sexuellem Kontakt gezwungen, vergewaltigt oder in anderer Form misshandelt. Jede dritte Frau entspricht weltweit einer Milliarde Frauen. Ensler ist selbst Missbrauchsopfer und möchte deshalb zusammen mit einer Milliarde Frauen ein Ende dieser Gewalt fordern.
Die Erlanger Erzieherin Beddie Beck war ebenfalls von sexueller Gewalt betroffen. Vor einigen Jahren beschloss sie, sich dagegen stark zu machen. Sie zog das Internet zu Rate und fand „One Billion Rising“. Seitdem organisiert sie den Flashmob jedes Jahr in Erlangen. Jedes Jahr das selbe Lied, jedes Jahr die selbe Choreographie und jedes Jahr singen Frauen zur selben Zeit in 205 verschiedenen Ländern: „This is my body, my body's holy - No more excuses, no more abuses - We are mothers, we are teachers, -We are beautiful, beautiful creatures“.
Die Veranstalterin bezeichnet die Aktion als eine Weigerung, Gewalt gegen Mädchen und Frauen hinzunehmen. „Man tauscht mit dem Tanz etwas Friedliches gegen was Brutales“, erklärt die Erzieherin. „Für die Frauen, die von Gewalt betroffen sind, ist das ein tolles Gefühl. Man ist in diesem Moment verbunden. So zeigen wir den Frauen, dass wir für sie aufstehen und dass sie nicht alleine sind.“
Beck freut sich für jede einzelne Person, die sie mit ihrem Einsatz erreichen kann. Im letzten Jahr kam nach dem Flashmob ein älterer Mann auf sie zu. Mit Tränen in den Augen erzählte er, dass seine verstorbene Frau selbst Opfer von Gewalt war. Und dass ihm diese Veranstaltung sehr gut getan hat.
Ein letztes Mal geht Beck mit den Teilnehmern den Tanz durch. Unter den Tänzern ist jetzt auch ihr Sohn Joschua. Auch er wird am Valentinstag mittanzen und ein Zeichen gegen Gewalt setzen.
Zu dem Tanztraining im Frankenhof kann jeder spontan vorbeikommen und mitmachen, auch Männer. Auch wenn man es nicht zum Training schafft, kann man am Flashmob teilnehmen. Am Montag, 13. Februar, gibt es von 17 bis 18 Uhr noch ein weiteres Training.
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