Erlanger kämpft gegen Ebola
29.1.2015, 19:00 UhrDie ganz großen Katastrophenmeldungen zum Thema Ebola bleiben inzwischen aus. Und erst vor wenigen Tagen meldete sich die Weltgesundheitsorganisation WHO zu Wort. Es sei eine Trendwende erreicht im Kampf gegen das Virus. Dieser mache deutliche Fortschritte, sei aber noch nicht gewonnen, hieß es.
Für Michael Münch, Lehrer an der Berufsschule Erlangen, ist das Thema Ebola mit ganz konkreten, persönlichen Bildern besetzt. Die tauchen auf, wenn er über den — weiterhin andauernden — THW-Hilfseinsatz in Sierra Leone spricht, an dem er fünf Wochen lang teilgenommen hat. Von 1. Dezember bis 4. Januar war der 32-Jährige als Freiwilliger vor Ort. Es war der erste THW-Auslandseinsatz des gebürtigen Schweinfurters, der nach seinem Ersatzdienst dem THW als Ehrenamtlicher treu geblieben ist.
Als Elektroexperte wurde er nach Sierra Leone geschickt, arbeitete in einem achtköpfigen THW-Team. Gemeinsam mit Einheimischen bauten Einsatzkräfte unter Münchs Leitung am Stadtrand von Freetown zwei von ihm konzipierte Dekontaminationsanlagen für Rettungsfahrzeuge. Denn nachweislich hatte es zuvor Ansteckungen gegeben bei Krankenwagen, die Menschen mit Ebola-Verdacht transportierten und nicht desinfiziert wurden. In den neuen Anlagen wird das Innere der Autos jetzt mit Chlorwasser gereinigt.
Außerdem richteten die THW-Mitarbeiter in der Stadt Makeni eine Werkstatt ein, in der die Einsatzkräfte anderer Hilfsorganisationen — etwa Ärzte ohne Grenzen — Servicewartungen ihrer Fahrzeuge, Generatoren oder elektrischen Geräte von Behandlungszentren vornehmen können. Dort kam es auch zu einer Zusammenarbeit mit Lehrern und Schülern einer Berufsschule, die wegen Ebola zunächst geschlossen worden war, inzwischen aber wieder geöffnet ist.
Hier wie auch andernorts und auch innerhalb des THW-Teams wurden — und werden immer noch — strenge Sicherheitsmaßnahmen eingehalten. Dazu gehört die „No Touch Policy“ — also das Vermeiden jeglichen Körperkontakts. „Auch an Silvester haben wir uns nicht die Hand geschüttelt“, sagt Michael Münch. Das sei schon sehr eigenartig gewesen, wurde ihm am Schluss so richtig bewusst.
Kein Kontakt zu Infizierten
Vorsichtig sei man gewesen, aber Angst habe er nicht gehabt, schildert er die Situation. Temperaturmessungen und das Desinfizieren der Hände seien ständige Vorsichtsmaßnahmen gewesen. Da er nicht im medizinischen Bereich eingesetzt war, hatte er ohnehin keinen Kontakt zu offensichtlich Infizierten. Auch auf den Straßen waren keine Kranken zu sehen. Dass etwas nicht stimmte, habe man dennoch erkennen können. Denn die sonst mit quirligem Leben erfüllten Plätze und Straßen seien wie leergefegt gewesen. „Alle bleiben zuhause“, sagt Münch. „Jeder hat Angst.“
Im Nachhinein sei für ihn nicht Ebola das schlimmste Erlebnis gewesen, sondern kleine Kinder in Steinbrüchen schuften zu sehen. In einem der ärmsten Länder der Welt zu sein, habe ihn sehr nachdenklich gemacht — vor allem an Weihnachten, einem Fest, bei dem im wohlhabenden Deutschland der Kommerz eine große Rolle spielt. Hohe Arbeitslosigkeit und Kindersterblichkeit – ein Drittel der Kinder in Sierra Leone wird nicht älter als fünf Jahre —, ärmlichste Lebensverhältnisse ohne fließendes Wasser und Strom: Das hat Michael Münch immer noch vor Augen.
Klar, dass der Unterricht in seinem zweiten Fach Sozialkunde – das andere ist Elektrotechnik — beim Thema „Entwicklungsländer“ momentan ganz anders ausfällt, als das noch vor ein paar Monaten der Fall gewesen wäre.
Gewinnen werden von seinem Erfahrungsschatz sicherlich auch die Schüler.
Auf Interesse stößt er außerdem bei der Schulleitung und den Kollegen. Für sie war sofort klar, dass sie ihn bei seinem Vorhaben unterstützen. Jetzt revanchiert er sich, indem er von seinen Erlebnissen berichtet.
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