Erlanger Stadtrat stützt Pläne für Siemens-Campus

14.12.2013, 20:00 Uhr
Erlanger Stadtrat stützt Pläne für Siemens-Campus

© Siemens

Schon in wenigen Wochen könnte die Vorentscheidung fallen. "Wohl im Januar“, wie Siemens-Real-Estate-Chef Zsolt Sluitner sagt, wünscht der Siemens-Vorstand einen Zwischenbericht zum "Siemens Campus Erlangen“ - und damit zu jenem Großprojekt, das in Erlangens Süden einen neuen offenen Stadtteil entstehen lassen könnte: mit Büros und Cafés, mit Hotel, Kongresszentrum und Boardinghouse, mit viel Grün, Freizeitmöglichkeiten und neuem Wohnraum auf 100.000 Quadratmetern Geschossfläche. Gedacht ist dieser nicht nur für Siemensianer.

Ergebnisse der Machbarkeitsstudie, die Siemens derzeit für den Umzug von Erlangen-Mitte in den Süden anfertigen lässt, liegen im Januar vermutlich noch nicht vor. Bekannt ist allerdings jetzt schon, dass alles Erforderliche auf der vorhandenen Fläche des Siemens-Forschungszentrums unterzubringen wäre. "Wir hätten sogar noch eine Reserve“, so Sluitner.

Erlanger Stadtrat stützt Pläne für Siemens-Campus

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Zunächst, bevor die Konzernlenker vermutlich im Frühjahr final den Daumen über der "Vision für 2030“ heben oder senken, wird es den Entscheidern also eher um erste Reaktionen gehen, um die Stimmung und um die beiden zentralen Fragen: Wie kommt das 500-Millionen-Euro-Projekt an? Ist es überhaupt konsensfähig?

Seit dem einstimmigen Votum des Kommunalparlaments für den Siemens-Campus in der jüngsten Sitzung weiß Sluitner, "der oberste Boss sämtlicher Siemens-Immobilien weltweit“ (OB Siegfried Balleis), dass alle Stadträte die Verlagerungspläne des Konzerns nicht nur begrüßen, sondern auch bereit sind, die damit verbundenen Ziele und Teilprojekte "positiv zu begleiten“. Schließlich zieht das Vorhaben jede Menge nach sich.

Nicht nur für Siemens und seine Mitarbeiter wäre die Campus-Lösung ein Einschnitt, sondern auch für Dienstleister, Gastronomen und Händler. Denn, so SPD-Fraktionschef Florian Janik, "die Einkaufsstadt Erlangen lebt gut von den Siemensianern in Mitte“. Ihr Umzug berge auch Risiken. 9000 Siemens-Beschäftigte, die momentan nicht nur in der Innenstadt arbeiten, sondern auch regelmäßig dort einkaufen, zum Arzt oder Mittagessen gehen, könnten in absehbarer Zeit ihren Schwerpunkt gen Süden verlagern. Klar, dass dies auch für Verwaltung und Versorger nicht ohne Wirkung wäre.

Die Breitbandverkabelung auf dem neu zu überplanenden Siemens-Forschungszentrum müsste verbessert, die Ver- und Entsorgung optimiert und die Infrastruktur angepasst und erweitert werden, vor allem die verkehrliche. Parkplätze in ausreichender Zahl wünscht sich der Global Player, den Bedürfnissen angepasste Straßen und Radwege, eine attraktive ÖPNV-Erschließung. Dazu zählt Manager Sluitner die Stadt-Umland-Bahn (StUB) "entlang dem Siemens-Campus“.

Allerdings, so schränken Räte ein, wird es ein pauschales Abnicken sämtlicher Siemens-Anliegen nicht geben, wie FDP-Fraktionsvorsitzender Lars Kittel ankündigt: "Unser generelles 'Ja‘ heißt nicht, dass wir immer für alle Parkplätze sind oder für die StUB in jeder Form.“ Für die Grüne Liste mahnt Harald Bußmann eine flächensparendere Bebauuung als seinerzeit im Röthelheimpark an und dass sich Siemens endlich in die Parkraumbewirtschaftung einklinkt. "Das würde die StUB massiv fördern.“ Janik hingegen verspricht: Auch wenn es mal Streit gebe - "wie er bei einem derartigen Projekt nicht ausbleibt“ - stehe man zu dem Projekt.

Keine Hoffnung machen die Kommunalpolitiker Sluitner hingegen, was den Wunsch nach einer geringeren Gewerbesteuer anbelangt. "Dem werden wir nicht folgen“, so Balleis. Zumal Kittel ohnehin befürchtet, dass die Stadt für das Drumherum des Siemens-Campus "richtig viel Geld mitbringen“ müsse. Allerdings stellen etliche Stadträte zumindest einen stabilen Hebesatz in Aussicht. Mehr freuen würde sich Finanzreferent Konrad Beugel jedoch, wenn künftig die Einnahmen aus der Gewerbesteuer stabiler als in der Vergangenheit flössen. Vermutlich auch von Siemens.

Sluitner, der sich nicht aus der Reserve locken lässt, wirbt lieber in anderer Hinsicht um das Vertrauen und verspricht: Man werde mit großer Sorgfalt vorgehen, auch und gerade am Standort Mitte. "Ein gemeinsames Vorgehen ist uns wichtig.“

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