Erlanger Stadtwerke nehmen verrückte Wette an

24.6.2014, 11:30 Uhr
Erlanger Stadtwerke nehmen verrückte Wette an

© Bernd Böhner 09.07.2013

Heinze ist jetzt nämlich Mitglied bei der Erlanger Gruppe „Wir gegen das Erneuerbare-Energie-Gesetz – WE(E) G“. Diese Gruppierung ist natürlich hochpolitisch und hat so gar nichts mit dem Sommerloch zu tun, das Heinze und die Stadtwerke ab jetzt füllen. Heinze hat ja behauptet, dass die Stadtwerke wegen der Investitionen in erneuerbare Energien im Geschäftsjahr etwa vier Millionen Euro Verlust machen werden. Falls die Aussage zutreffe, sollten die Stadtwerke einen reinen Kernenergietarif anbieten. Es lebe die Ironie, weil Deutschland in absehbarer oder unabsehbarer Zeit keine Kernkraftwerke mehr hat. Oder haben soll oder vielleicht doch noch hat.

Wolfgang Geus, Chef der Erlanger Stadtwerke, zeigte sich wenig begeistert: „Ich habe mich über die unqualifizierte Äußerung zum Verlust der Stadtwerke geärgert“, sagt Geus. „Seine Zahlen sollten nämlich Bezug zur Realität haben.“ Zwar hätten die Stadtwerke im Geschäftsjahr 2012 wegen der Windkraftanlagen in Rannungen und Urspringen rund 3,8 Millionen Euro Verlust eingefahren. Im Geschäftsjahr 2013 werde sich das aber ändern.

Und weil er sich so geärgert hat, nimmt Wolfgang Geus die Wette an und Frank Heinze will, wenn er verliert, tatsächlich an seiner Wohnungstür ein Schild anbringen: „Ich bin seit 2007 zufriedener ESTW-NaturWatt-Kunde.“ Und Wolfgang Geus will, wenn er verliert, eine öffentliche Informations-Veranstaltung einberufen, bei der es um die Vor- und Nachteile verschiedener Energieerzeugungen geht.

Frank Heinze ist ein erfahrener Witzbold. Nicht nur, dass er sich einmal mit Piratenhut für einen neuen Personalausweis fotografieren ließ und das Bild mit Hut im Erlanger Bürgeramt damit verteidigte, er sei strenggläubiger Pastafari von der Kirche des Fliegendes Spaghettimonsters in Deutschland. Jetzt hat er den Stadtwerken nämlich auch angeboten, „öffentlich 1000 (in Worten: Eintausend) potentielle Kernenergietarif-Kunden anzuwerben“, falls er die Wette verliert.

Wolfgang Geus wundert sich, dass der ehemalige Stadtrat Frank Heinze zwar 2011 im Stadtrat mit stimmte als es darum ging, den in Erlangen benötigten Strom bis zum Jahr 2030 zu 50 Prozent aus regenerativen Quellen zu bestreiten. An diese Beschlüsse seien die Stadtwerke gebunden. „Will Herr Heinze den Stadtwerken schaden?“ Gerade ein ehemaliger Stadtrat sollte die Gesamtzusammenhänge erfasst haben, so Geus. Am 23. Juli, hat der Stadtwerke-Chef angekündigt, soll Schluss sein mit den „spekulativen Äußerungen“ über mögliche Verluste. An diesem Mittwoch soll das Jahresergebnis 2013 vorgestellt werden.

2012 hatten die Stadtwerke tatsächlich einen Verlust von 3,8 Millionen Euro gemacht. Grund dafür sei gewesen, dass die Windkraftanlagen in Rannungen und Urspringen noch keinen Gewinn abgeworfen hätten. Trotzdem war Wolfgang Geus damals von der Zukunft der grünen Energie überzeugt. Kein Witz.

 

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