GBW-Wohnungen in Erlangen vor dem Verkauf
14.11.2013, 07:00 UhrNicht einmal ein halbes Jahr haben die neuen Eigentümer gewartet. Dann gehen die ersten Schreiben an die Erlanger GBW-Mieter raus. Darin erfahren die Betroffenen, dass es genau so kommen wird, wie Kritiker des Milliarden-Deals rund um die ehemaligen Wohnungen der Bayerischen Landesbank von Anfang an befürchtet hatten: Wie andernorts soll auch der Mietzins der Erlanger GBW-Wohnungen steigen — um bis zu 15 Prozent.
Während etliche Südstädter auf diesem Wege erfahren, dass sie künftig für ihren Kfz-Stellplatz zum Teil das Doppelte wie bisher berappen müssen, wird vielen zugleich mitgeteilt, dass sie auch für ihre Wohnungsmiete tiefer in die Tasche greifen sollen — und das, obwohl die Einheiten nicht einmal nennenswert saniert wurden.
Den Grund für diese „Anpassung“, wie die GBW-Gruppe den Preissprung beschönigend nennt, liefert der Absender gleich mit: „Wie Sie wissen“, heißt es in den Briefen, die zum Beispiel an der Marienbader Straße eingeworfen wurden oder an der Hans-Geiger-Straße, „ist der Mietzins für die von Ihnen angemietet Wohnung trotz gestiegener Kosten und genereller Mietpreissteigerungen seit einiger Zeit unverändert geblieben.“
Paket sichern
Bis zum Jahresende haben die angeschriebenen GBW-Mieter nun Zeit, ihr Einverständnis zu erklären. Ab 1. Januar soll dann bereits die höhere Miete gezahlt werden. Was passiert, wenn sich die Bewohner weigern, die Forderung zu akzeptieren, ist unklar. Antworten auf ihre Fragen erhoffen sich die Betroffenen nicht zuletzt von Gesprächen, die sie heute und morgen mit Vertretern von Stadtspitze und Kommunalparlament führen werden.
Gehen dürfte es bei diesen Zusammenkünften jedoch zudem um weitaus Brisanteres. Denn der Noch-Eigentümer der GBW-Wohnungen, jenes Konsortium, das sich im Frühjahr im Bieterrennen um das 92-prozentige Aktienpaket der Bayern LB gegen den kommunalen Zusammenschluss durchgesetzt hatte, trägt sich mit Verkaufsabsichten.
Interessenten aus Oberfranken wollen sich offenbar ein Paket sichern, in dem sich auch fast 150 der 2242 Erlanger GBW-Einheiten befinden. Jene gelten dem Vernehmen nach zumindest nicht als die gefürchteten „Immobilien-Heuschrecken“.
Kritik im Frühjahr
Die GBW-Mieter dürfte das nur bedingt trösten. Angesprochen auf die Verkaufspläne reagieren Helga Sirotek und Michael Worm von der Erlanger GBW-Mietergemeinschaft enttäuscht. „Wir sehen den von Minister Söder ständig zur Beruhigung genannten Mieterschutz immer mehr zur Luftnummer schwinden.“ Bekanntlich gab es bereits vor dem GBW-Deal im Frühjahr Kritik an der vom Freistaat ausgehandelten Sozialcharta. Schon damals bezweifelten Experten deren Wirksamkeit zum Schutz der rund 80.000 Bewohner in Bayern.
Tatsächlich könnte der jetzt angestrebte Verkauf der fraglichen Erlanger Einheiten bereits bis Ende November abgewickelt sein — es sei denn die Kommune nutzt ihr Vorkaufsrecht. Doch danach sieht es nicht aus. „Viel zu teuer“, ist hinter vorgehaltener Hand zu hören. Namentlich zitieren lassen will sich keiner der Eingeweihten, die sich durch Verschwiegenheitserklärungen gebunden fühlen.
Allein die Abwicklung des Kaufs — Stichworte Steuern, Notarkosten und und und — wird den Kaufpreis nach oben treiben; ganz zu schweigen von dem Aufschlag, den sich der Noch-Eigentümer wohl als Gewinn sichern wird. „Wir können den Stadtrat nur auffordern“, so GBW-Mieterin Sirotek, „ ihre Bürger vor dem Weiterverkauf ihrer Wohnungen zu schützen.“
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