Im Tennenloher Forst droht Lebensgefahr
19.10.2011, 13:00 Uhr„Es handelt sich durchweg um funktionsfähige Sprengmunition, die vor und während des zweiten Weltkrieges zu Übungszwecken im Gelände verschossen wurden. Es besteht beim Verlassen der Wege durchaus Lebensgefahr“, sagt ein Mitarbeiter des Landratsamtes Erlangen-Höchstadt. Er kann nicht verstehen, dass es immer noch Leute gibt, die nicht an die im Boden lauernde Gefahr glauben.
Auf diese Gefahr hatten nach dem Abzug der US-Streitkräfte auch schon Warnschilder seit 1994 hingewiesen, doch diese Schilder verschwanden auf ungeklärte Weise. Die Gefahren sind aber geblieben. Deshalb hatte sich das Landratsamt im vergangenen Jahr entschlossen, die neuen „Lebensgefahr“-Schilder aufzustellen. Kaum waren sie aufgestellt, hieß es in bestimmten Kreisen, das Landratsamt wolle doch nur Beeren- und Pilzsammler von ihrem Vergnügen abhalten.
Dem ist aber nicht so: Im Waldboden liegen zum Beispiel immer noch Granaten mit Kontaktzündungen, die schon bei geringer Berührung explodieren können. Im Waldboden liegen scharfe Artilleriegeschosse oder Werfergranaten.
Denn die 930 Hektar Wald, die in etwa dem Gebiet des heutigen Naturschutzgebietes „Tennenloher Forst“ entsprechen, dienten von 1935 bis 1993 als Truppenübungsplatz. Angelegt wurde das Areal von der Deutschen Wehrmacht. Immer wieder finden Mitarbeiter des Landratsamtes im Boden liegende Munition. In der Vergangenheit hatten auch Spaziergänger diverse Funde gemacht, etwa im Jahr 2004 eine immer noch scharfe Mörsergranate.
Bußgeld droht
Ein Pilzsammler wurde sogar wegen eines „Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz“ zu einer Geldstrafe verurteilt. Der Mann war auf verbotenen Wegen im Forst unterwegs und hatte neben leckeren Pilzen auch gefährliche Patronen eingesammelt. Als die Patronen durch Zufall von der Polizei gefunden wurden, wurde der Pilzsammler vor Gericht geladen und verurteilt.
Bayernweit wurden im vergangenen Jahr über 50 Tonnen Bombenblindgänger und andere Munitionsgegenstände geborgen. „Diese Zahlen zeigen, dass von Blindgängern und Munition aus dem Zweiten Weltkrieg immer noch Gefahr ausgeht“, so Innenminister Joachim Herrmann.
Wer Kampfmittel finde, müsse dies unverzüglich bei der Polizei melden. Nur besonders ausgebildete Profis könnten diese Funde aus Kriegszeiten beseitigen. Im „Tennenloher Forst“ droht aber auch schon beim Verlassen der befestigten Wege eine Strafe. Wer dabei erwischt wird, muss mit einem Bußgeld rechnen.
„Eigentlich ist es verwunderlich, dass den Urwildpferden noch nichts passiert ist“, sagt der Mitarbeiter des Landkreises. „Die Przewalski-Pferde müssen riechen, wo die Munition liegt“.
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