Klimawandel erfasst auch Kiefern in Erlangen

20.2.2019, 06:00 Uhr
An der B4 in Erlangen ist das Kiefernsterben deutlich zu sehen.

© Fotos: Harald Sippel An der B4 in Erlangen ist das Kiefernsterben deutlich zu sehen.

Mit Motorsäge und Harvester: In dieser Arbeits-Kombination soll entlang der Äußeren Nürnberger Straße abgeholzt werden – wenn die Witterung mitspielt, schon ab heute. Das Einsetzen des Holzvollernters ist dabei laut Stadtförster keine ungewöhnliche Maßnahme.

Der Grund für die ganze Aktion: Die Bäume sind tot. In dem Waldstück zwischen B 4 und Stettiner Straße sind es etwa 115 Bäume, die gefällt werden müssen. Die Arbeiten starten heute und werden voraussichtlich zwei bis vier Tage dauern. Aufgrund der Abholzarbeiten wird der Weg, der durch das Waldstück führt, zeitweise gesperrt. Über Nacht soll er aber begehbar bleiben.

In Mittelfranken und vor allem im Rednitz-/Regnitzbecken sterben auffällig viele Kiefern. Das liegt daran, dass diese Region tief gelegen und deshalb von Trockenheit und Hitze besonders betroffen ist. "Selbst 100 oder 50 Meter Höhenunterschied können ausschlaggebend sein", erklärt Peter Pröbstle, Leiter der Unteren Forstbehörde.

Aus dem Norden

Die abgestorbenen Bäume werden gefällt, erläuterte der Leiter der Unteren Fortsbehörde Peter Pröbstle.

Die abgestorbenen Bäume werden gefällt, erläuterte der Leiter der Unteren Fortsbehörde Peter Pröbstle. © Harald Sippel

Die Kiefer, die aus dem Norden kommt, kann mit diesen Bedingungen nicht umgehen. "Bis zu einer halben Million Bäume werden bis zum Frühjahr in unserer Region abgestorben sein", schätzt Pröbstle.

Schon seit 2003 sterben immer mehr Bäume. Die Trockenjahre 2015 und 2018 taten nun ihr Übriges: Flächiges Kiefernsterben, in einer Dimension, die es noch nie gab. Der Schuldige ist hier laut Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten der Klimawandel.

Die Folge: Das Gesicht unserer Wälder wird sich drastisch ändern müssen. Laubbäume sowie andere oft nicht einheimische immergrüne Bäume wie Douglasien, schwarze Kiefern oder Zedern müssen gepflanzt werden. Diese sind besser an Hitze und Trockenheit angepasst.


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Für private Waldbesitzer kann das teuer werden, denn das Holz der toten Kiefern bringt kaum Geld ein. Die Stadt kündigte an, dass sie auf jeden Fall das nötige Geld in Neuanpflanzungen investieren werde. Wann diese vorgenommen werden können, ist jedoch unklar, weil es stark von dem Niederschlag im kommenden Sommer abhängt.

In dem Waldstück zwischen B 4 und Stettiner Straße birgt das Kiefernsterben allerdings noch ein ganz anderes Problem: Der Wald dient unter anderem auch als Sicht- und Lärmschutz. Das Fällen der Kiefern hat für Anwohner also sehr drastische Folgen. Dem Klimawandel können sie sozusagen vom Fenster aus bei der Arbeit zuschauen.

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