Kritik am Sandabbau bei Baggerseen in Kleinsendelbach
31.10.2018, 19:00 UhrDer Badebetrieb war an den beiden größeren und einem kleineren See zwischen Kleinsendelbach und Dormitz jahrelang lediglich geduldet und nie offiziell zugelassen gewesen. Mit Grauen erinnert sich Bürgermeisterin Gertrud Werner an die Zeit, als Besucher aus der ganzen Region sich nicht allein auf das Sonnen und Schwimmen beschränkten. Oft wurde bis tief in die Nacht hinein bei reichlich Alkoholkonsum gefeiert.
Sogar Schüsse waren immer wieder zu hören. Bis heute kursiert in Kleinsendelbach das Gerücht, dass die Seen auch ein beliebter Treffpunkt der russischen Mafia gewesen waren.
Fakt ist, dass der örtliche Fischereiverein per Lastwagen Unmengen an Müll abtransportieren musste. Die angrenzenden Wälder waren zudem regelmäßig verunreinigt.
Den traurigen Höhepunkt bildete der Tod eines vierjährigen Jungen, der am 4. Juli 2015 in einem der Seen ertrank. Durch die 2500 Badegäste an dem heißen Sommertag waren die Zufahrten so zugeparkt, dass Rettungskräfte nicht durchkamen und vielfach per Fuß anrücken mussten, um nach dem Kind zu suchen.
Seit 2016 wird auf dem Areal wieder Sand abgebaut. Das Baden ist nun ebenso verboten wie das Betreten des Grundstücks, was ein Sicherheitsdienst überwacht.
Das Erstaunliche: Bis auf die Uferschwalben haben sich gefährdete Tierarten von den Badegästen nicht vertreiben lassen, zogen sich in weniger gestörte Bereiche zurück. Auch der Eisvogel brütete weiterhin am Steilhang eines der Nordufer, zu dem der Zutritt eigentlich verboten war, woran sich freilich nicht alles Besucher hielten.
Die BN-Mitglieder Dirk Petersen, Edda Engel und Martina Specht beobachten seit Jahren das Gebiet. Die Uferschwalben sind inzwischen zurückgekehrt. Außer dem Eisvogel wurden unter anderem auch der Sandlaufkäfer, die Heidelerche und die blauflügelige Ödlandschrecke gesichtet. Letztere gilt als das Wappentier der Fränkischen Sandachse, zu deren Kerngebiet auch die Flächen bei Kleinsendelbach zählen. Berg-Sandglöckchen und Sibergras können dort gut gedeihen. Ein ideales Habitat finden auch unterschiedliche Arten von Sandbienen und -wespen.
Eine aktuelle Bestandsaufnahme ist für den Bund Naturschutz wegen des Verbots, das Sandabbaugebiet zu betreten, allerdings nicht möglich. Durch Rodung und Abschieben von Boden seien bereits Brutstätten für Vögel und Lebensräume für Insekten vernichtet worden, so Dirk Petersen.
Bedenklich ist für Regionalreferent Tom Konopka außerdem, dass das Grundwasser angegangen wird, wodurch einmal ein großer See entstehen wird. Hier bestehe stets die Gefahr von Verunreinigungen.
Kritik am Landratsamt
Dem Landratsamt in Forchheim wirft der BN vor, dass es das geltende Naturschutzrecht nicht angemessen umsetzt. Aufgrund alter Genehmigungen aus den 1970er bis 1990er Jahren sei mit dem Sandabbau begonnen worden, ohne zuvor eine artenschutzrechtliche
Prüfung vorzunehmen.
Dem entgegnet die Kreisbehörde, dass wegen der früheren Bewilligung der Sandabbau rechtlich nicht untersagt werden könne. Da heute der Naturschutz einen wesentlich höheren Stellenwert besitze als in den 1970er Jahren habe sich der Betreiber jedoch damit einverstanden erklärt, die artenschutzrechtliche Prüfung als Grundlage für einen Rekultivierungsplan erstellen zu lassen, der bis Ende des Jahres vorliegen soll. Auf dieser Basis soll Lebensraum für gefährdete Tier und Pflanzen erhalten bleiben.
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