Marode Uni-Gebäude in Erlangen: Langfristige Lösung fehlt

1.11.2013, 07:00 Uhr
Die "Philosophentürme" der Uni in Erlangen in der Kochstraße sind nicht erst seit dem Deckensturz im Juli ein Sanierungsfall.

© FAU Die "Philosophentürme" der Uni in Erlangen in der Kochstraße sind nicht erst seit dem Deckensturz im Juli ein Sanierungsfall.

Wie schätzen Sie derzeit die Situation in der Kochstraße ein?

Kai Padberg: Es gibt einen massiven Sanierungsbedarf und einen Investitionsstau. Es ist nicht klar, ob sich eine Sanierung dieser Gebäude überhaupt noch rechnet. Das Fehlen einer langfristigen Lösung ist ein massives Problem. Die kurzfristigen Lösungen sind auch alles andere als ideal.

Können Sie eine dieser kurzfristigen Lösungen beschreiben und die Problematik erklären?

Kai Padberg: Zum Beispiel der Umzug der Teilbibliotheken nach Tennenlohe. Das ist nicht ideal, weil viele Leute jetzt über die Fernleihe Bücher bestellen müssen. Das nimmt mehr Zeit in Anspruch, obwohl die Studenten Prüfungen haben und für Klausuren lernen müssen. Gewisse Teilbibliotheken sind auch nicht nach Tennenlohe umgezogen, sondern sind etwa in der Japanologie untergebracht. Die Japanologie-Bibliothek hat aber nur bis 15 Uhr auf, weil sie ein kleinerer Studiengang ist. Die Leute kommen dann eventuell nur zu kürzeren Öffnungszeiten an ihre Bücher. Auch die Verteilung der Büros und Lehrveranstaltungen in der gesamten Stadt ist ein Problem.

Hätte es bessere Lösungen für die Problematik gegeben?

Kai Padberg: Hilfreich für die Studierenden wäre es, wenn die Öffnungszeiten der Bibliotheken verlängert würden. Mehr Buchscanner wären auch nicht schlecht. Da staut es sich in den meisten Instituten, wenn man die Bücher scannt, die man nicht ausleihen darf. Auch Aufenthaltsbereiche in den Türmen wären eine Maßnahme und würden die weggefallenen Kapazitäten der Kochstraße ausgleichen.

Zudem fühlen sich viele Studierende schlecht informiert – trotz des Blogs, in dem oft nur die Pressemitteilungen stehen. Man ist sauer, dass man über die Sache mit der PCB-Belastung erst aus der Zeitung erfährt. Den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen wurde vor längerer Zeit per Mail Bescheid gesagt und die Studenten sind die Letzten, die davon erfahren. Zu den Problemen in der Kochstraße gab es mal eine Mail an alle Studierenden der FAU – das war es dann aber auch. Die Kommunikation der Uni ist da oft eher unglücklich gewesen.

Marode Uni-Gebäude in Erlangen: Langfristige Lösung fehlt

© privat



Haben die Studenten denn Verständnis für die Probleme?

Kai Padberg: Es gibt Verständnis dafür, dass in der Kurzfristigkeit nicht alles ideal läuft. Aber es gibt ein Unverständnis darüber, dass diese ganzen Probleme schon seit Jahren auf die lange Bank geschoben werden. Da wird man dann sehr zynisch, traurig und wütend. Gerade weil viele Studenten das Gefühl haben, dass bei der Philosophischen Fakultät seit Jahren ein sehr hoher Sanierungsbedarf besteht und in Sachen Neubauten bei anderen Studiengängen, die vielleicht ein bisschen prestigeträchtiger sind, mehr passiert ist. Es ist jetzt nicht so, dass jemand es der Technischen Fakultät missgönnt, dass da gut ausgestattete Gebäude stehen. Nur man hat das Gefühl, hier wird bewusst eine gesamte Fakultät dem Verfall überlassen.

Wie schätzen Sie den Stand der Philosophischen Fakultät im Vergleich zu anderen Fächern an der Universität ein?

Kai Padberg: Ich glaube, wir sind kein Aushängeschild von der Universität. Und das ist insofern merkwürdig, dass wir jahrelang die größte Fakultät der FAU waren. Das ist aber auch ein Problem der Politik in Bayern, dass Studiengänge, die nicht in erster Linie wirtschaftlich verwertbar sind, weniger gefördert werden und weniger von Interesse sind. Anders kann ich mir den massiven Investitionsstau nicht erklären. Die Universität beantragt jedes Jahr neue Gelder, diese Anträge wurden nie angenommen. Die bösen Stimmen hier an der Fakultät sagen jetzt natürlich, dass gerade bei kritischen Wissenschaften gerne in Kauf genommen wird, dass den Leuten im Zweifelsfall die Decke auf den Kopf fällt.

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