Medizinstudenten demonstrieren für ein faires PJ
16.1.2019, 21:01 UhrWer unter den Dutzenden Demonstranten Ausschau hält nach Studierenden im Praktischen Jahr (PJ), muss lange suchen. Kein Wunder: Die meisten von ihnen müssen am Mittwoch arbeiten — und darum geht es im weitesten Sinn bei der Aktion vor dem Internistischen Zentrum (INZ) des Erlanger Universitätsklinikums am Ulmenweg.
Während des Praktischen Jahres, so die Kritik von Studierenden, erhalten die angehenden Mediziner in der Regel keine Bezahlung. Auch die Rahmenbedingungen müssten endlich verbessert werden, ruft die Studierende Miriam Baron unter tobendem Applaus ins Mikrofon.
Denn den angehenden Ärzten stünden weder Arbeits- noch Umkleide- oder Aufenthaltsmöglichkeiten zur Verfügung. Zudem hätten sie keinen persönlichen Zugang zum Patientenverwaltungssystem, um sich selbstständig mit Fällen und Patienten befassen zu können.
Kaum Zeit zum Lernen
Außerdem bleibe den sogenannten PJlern während ihrer Einsätze in den verschiedenen Abteilungen kaum Lehr- und Lernzeit. Mehr noch: "Oft werden wir nur für Botendienste, zum Akten abheften oder Blut abnehmen eingeteilt", kritisiert Baron und sagt: "Wir können aber mehr".
Dass die angehenden Ärzte mehr können als das, beweisen Lena Weiss und Friederike Jess (beide 25) jeden Tag aufs Neue. Die zwei Medizinstudentinnen an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) befinden sich beide im Praktischen Jahr.
Lena Weiss nutzt ihre Mittagspause, um sich dem bundesweit organisierten Protesttag #fairesPJ anzuschließen und Friederike Jess wartet auf den Beginn ihres Spätdienstes.
Der Beruf ist ihr Traum, erzählen die zwei im EN-Gespräch, auch auf ihre (älteren) Arztkollegen auf den Stationen lassen sie nichts kommen. "Es passt alles, wenn nur die Rahmenbedingungen nicht wären".
Angehende Ärzte werden umworben
Vor allem die mangelnde Bezahlung finden die beiden angehenden Ärztinnen ungerecht. Lena Weiss etwa kann nun im PJ natürlich keinen Nebenjob mehr machen, jetzt fehlt ihr das Geld.
Zugleich bemängeln sie, dass Kranken- mit Urlaubstagen verrechnet werden. "Ich war zum Glück noch nicht krank", sagt Weiss, "aber ich kenne Kommilitonen, die schon krank in die Arbeit gegangen sind." Das könne doch nicht sein. Schließlich hat man mit Patienten zu tun: "Die stecken sich dann doch bei einem an — und das ist kontraproduktiv."
Eine Petition soll die deutschlandweiten Demonstrationen der Medizinstudenten dabei unterstützen, sodass ein faires praktisches Jahr in Zukunft ermöglicht werden kann.
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