Mögliche Wahlhilfe sorgt in Erlangen für Unruhe

15.3.2014, 06:00 Uhr
Mögliche Wahlhilfe sorgt in Erlangen für Unruhe

© Harald Sippel

In einer zentral platzierten viertelseitigen Anzeige, die am Freitag vor der Kommunalwahl in den EN erschienen ist, wird der Eindruck erweckt, dass sich neben dem Handballclub Erlangen (HCE) und der (bislang öffentlich nicht in Erscheinung getretenen) Interessengemeinschaft für Schul- und Jugendsport in Erlangen auch der Turnerbund 1888 und der Turnverein 1848 pro CSU und FDP positionieren. TB 88 und TV 48 sind neben der Christlichen Sportgemeinschaft (CSG) die Muttervereine des HCE.

„Kein Plazet“

Übereinstimmend stellen die Präsidenten von TB 88 und TV 48, Matthias Thurek und Wolfgang Beck, jedoch klar, dass es „kein Plazet gab, die Embleme unserer Vereine in einer Anzeige für eine sportpolitische, parteiliche Stellungnahme zu verwenden“. Zwar sind die beiden als Sportfunktionäre für den Bau einer neuen Sporthalle. Denn: Nur diese könne „eine dringend notwendige Entlastung für den Schul- und Vereinshallensport bringen“.

Gegen das Selbstverständnis

Dennoch sind Thurek und Beck davon überzeugt, dass in diesem Fall ihre Vereine vor den parteipolitischen Karren gespannt werden sollen. Dabei, so die Meinung des Präsidenten-Duos, solle Parteipolitik doch aus den Vereinen herausgehalten werden. „Sowohl das Selbstverständnis eines Sportvereins und seiner Führung, als auch die parteipolitisch vielfältigen Überzeugungen seiner Mitglieder lassen eine solche Darstellung grundsätzlich nicht zu.“

Hintergrund des augenscheinlichen Dissenses ist eines der kontroversen Wahlkampfthemen: Der (mögliche) Bau einer Sporthalle im Stadtosten, in der die Bundesliga—Handballer künftig spielen, aber auch Vertreter von Vereinen, Schulen und Universität sporteln könnten. Während Christsoziale und Liberale das Projekt zügig umsetzen wollen, haben die SPD und ihr OB-Kandidat Florian Janik angekündigt, das vom Stadtrat mit einem Mehrheitsbeschluss auf den Weg gebrachte Vorhaben im Falle ihres Wahlsieges zu stoppen. Zur Begründung nennen die Genossen Erlangens schwierige finanzielle Rahmenbedingungen und eine andere Prioritätensetzung, die vor allem bei den anstehenden Schulsanierungen keinen Aufschub duldet. (Siehe dazu auch Seite drei dieser Ausgabe)

Janik, der selbst Mitglied im TB 88 ist, will sich nicht zu der versuchten Wahlhilfe äußern. Auf EN-Nachfrage sagt er nur: „Kein Kommentar.“ Sowohl Thurek als auch Beck kandidieren auf der CSU-Stadtratsliste, haben sich in der Vergangenheit allerdings immer wieder, Beck auch im Stadtrat, für eine interfraktionelle Zusammenarbeit im Sport und für die Sportstadt Erlangen stark gemacht.

Instrumentalisierung erschüttert

Auch Klaus Watzinger ist als Präsident des HCE e. V. für den Bau einer neuen Sporthalle. Im „e.V.“ sind alle HC-Handballteams außer der Bundesligamannschaft vertreten. Die Profis sind als GmbH ausgegliedert. Das in der Anzeige verwendete Logo sei zwar nicht das des „e.V.“, weil ebendieser Zusatz fehle, dennoch ist auch Watzinger erschüttert über die Instrumentalisierung der Vereine.

„Ich komme auch aus dem Schulbereich und bin deshalb in jeder Hinsicht für den Neubau. Aber ich würde mich nie und nimmer so aus dem Fenster lehnen und im Namen des Vereins Wahlkampf betreiben. Wir haben in unseren Reihen Mitglieder verschiedener Parteien. Ich respektiere es, wenn sich jemand dagegen ausspricht.“ Wie Watzinger sagt, habe er schon Anrufe von Mitgliedern bekommen, die irritiert sind über das Inserat. „Diese Anzeige nützt der Sache überhaupt nichts!“

Wer die Annonce „Erlangen muss Sportstadt bleiben“, die unter EN-Lesern wegen der Parteinahme Empörung ausgelöst hat, nun aufgegeben und bezahlt hat, ist nicht ganz klar. Ein Verantwortlicher im Sinne des Presserechts wird im Anzeigentext nicht genannt. Nach EN-Informationen soll der Auftrag aber von einem Vertreter der Pro HC Erlangen GmbH gekommen sein, bei der die Handball-Profis angestellt sind. 

Der Aufsichtsratsvorsitzende der GmbH, Carsten Bissel, verneint gegenüber den EN die Urheberschaft: „Ich kann dazu nichts sagen. Von mir kommt die Anzeige jedenfalls nicht.“

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