Neuer Wirbel um Einhornstraße in Erlangen

31.3.2017, 19:30 Uhr
Neuer Wirbel um Einhornstraße in Erlangen

© Foto: Harald Sippel

Vor nicht einmal einem Monat erlangte die Erlanger Einhornstraße überregionale Bekanntheit: Das Schild war von Unbekannten entwendet worden. In den sozialen Medien, wo der derzeitige Einhorn-Hype besonders gepflegt wird, brach eine Welle der Empörung los.

Nun gibt es wieder Wirbel um die kleine Erlanger Straße am Marktplatz: Die Stadtverwaltung, die das Schild Einhornstraße zwischenzeitlich hatte ersetzen lassen, hat die Straße überraschend in Zweihornstraße umbenannt. Bei einem kurzfristig anberaumten Pressetermin präsentierten Oberbürgermeister Florian Janik und Stadtarchivar Andreas Jakob das neue Schild.

Die Gründe für die Umbenennung liegen für Oberbürgermeister Florian Janik auf der Hand. So hätten sich auch an dem neu angebrachten Schild schon wieder Diebe zu schaffen gemacht. Nicht aufgefallen war der erneute Diebstahl in der Öffentlichkeit nur, weil man das Schild vorsorglich mehrfach bestellt habe und so kurzfristig ersetzt habe. "Kosten und Personalaufwand sind angesichts der Kürze der Straße einfach zu hoch", erläutert Janik.

Stadtarchivar Andreas Jakob nennt zudem handfeste historische Gründe. "Der Name passt zum Marktplatz, wo auch Viehhandel stattfand und noch heute Metzger ihre Ware anbieten", so Jakob. Archivrecherchen hätten zudem zu Tage gebracht, dass das für die Straße ursprünglich namengebende Gasthaus zum Einhorn im Volksmund auch Zweihorn genannt wurde. "Offenbar sprachen die Gäste dem Alkohol oft gut zu, weshalb sie das Einhorn über den Türschild doppelt sahen und es zum Zweihorn tauften", mutmaßt der Historiker.

Im Stadtrat stieß die Maßnahme auf geteiltes Echo. Dis SPD-Fraktion gibt sich betont konsumkritisch. "Den Einhorn-Hype wollen wir als Stadtgesellschaft nicht länger unterstützen", sagt SPD-Fraktionsvorsitzende Barbara Pfister. Wenn Schokolade mit Einhörnern auf der Packung doppelt so teuer verkauft werden könne wie dasselbe Produkt in neutraler Packung, stimme gesellschaftlich etwas nicht mehr. "Wir wollen das nicht auch noch durch eine von fünf Einhornstraßen in Deutschland unterstützen", so Pfister.

"Gut für den Haushalt"

Die oppositionelle CSU hingegen fühlt sich regelrecht gehörnt. "Der Stadtrat wurde nicht informiert. Wir kritisieren diesen Alleingang des Oberbürgermeisters und der Ampel, der ein Stück Erlanger Identität kostet", heißt es in einer Stellungnahme von CSU-Fraktionsvorsitzender Birgit Aßmus. Sollte es zu einem Bürgerentscheid über das Thema kommen, werde die CSU das unterstützen.

Nüchtern kommentiert hingegen FDP-Fraktionschef Lars Kittel: "Ich verstehe die Aufregung nicht. Wenn nicht ständig neue Straßenschilder gekauft werden müssen, ist das auch ein Beitrag zur Haushaltskonsolidierung." Die FDP wolle sogar weiter gehen. Im Stadtrat solle ein Antrag gestellt werden, für häufig entwendete Straßenschilder eine Umbenennung zu prüfen. "Der Budweiserweg könnte zum Beispiel in Oettinger-Straße umbenannt werden", erläutert Kittel.

Differenziert äußern sich die Grünen: "Eine Umbenennung in Zweiradstraße wäre uns als Signal für die Fahrradstadt lieber gewesen", erklärt die Grünenfraktionsvorsitzende Julia Bailey. Aber auch Ein- und Zweihörner ständen für eine alternative Verkehrspolitik, gibt sie sich versöhnlich.

Das nicht mehr benötigte Einhornstraßenschild wird OB Janik am heutigen Samstag um 12.30 Uhr in der Zweihornstraße (ehemals Einhornstraße) versteigern. Bei der Gelegenheit will sich das Stadtoberhaupt im Rahmen einer mobilen Bürgersprechstunde auch kritischen Fragen zur Umbenennung stellen.

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