„Ohne modische Pose“
3.11.2012, 00:00 UhrDer Lyriker Tobias Falberg überzeugte die Jury „durch souveräne Eigenständigkeit, durch Augenmaß und durch die Balance zwischen zivilisatorischer Bedrohung und utopischer Hoffnung.“ Die Jury lobte die „metaphernstarken Texte mit neuartigen Bildwelten und kühnen Sprachdetails“, die „ohne modische Pose“ auskommen und „ohne destruktiven oder postmodernen Jargon“ geschrieben sind.
Vor einem Jahr erhielt Feldberg den renommierten Feldkircher Lyrikpreis. Der 36-Jährige kann sich dem Schreiben aber immer erst dann widmen, wenn das Tagwerk erledigt ist. Bei seinem Arbeitgeber beobachtet er die Konsumgüterindustrie, wertet zum Beispiel aus, welche Zahnpasta, welches Duschbad und welches Deo wie häufig verkauft wird. „Ich arbeite sozusagen im Herz des Kapitalismus, weil hier täglich darüber entschieden wird, welche Produkte auf den Markt kommen oder wieder verschwinden.“
Kein Wunder, dass es ihn zum Ausgleich in die Kunst treibt, mag man meinen, doch Falberg möchte Beruf und Berufung gar nicht gegeneinander aufwiegen: „Mein Job hat viele positive Seiten. Ich lerne jede Menge Menschen kennen, bin viel unterwegs, und als Lyriker ist es natürlich immer wichtig, ein festes Einkommen zu haben, damit man auch wirklich das schreiben kann, was man möchte.“
Nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaft ist Tobias Falberg, der 1976 in der Lutherstadt Wittenberg geboren wurde, nach Nürnberg gezogen und engagiert sich seitdem unter anderem in der Autorengruppe „Wortwerk“ und beim Literaturmagazin „Blumenfresser“.
Mit dem Maler Hans-Peter Stark entwickelte er sogenannte „Bild-Text-Gedichte“, die in Wien und Nürnberg ausgestellt wurden.
Bei so vielen Aufgaben drängt sich die Frage auf, ob Falberg überhaupt noch so etwas wie Freizeit kennt, oder zählt dazu bereits das Arbeiten an Texten? „Nein, das Schreiben sehe ich nicht als Freizeit. Ich gehe gerne in die Oper, und bei richtig guten Büchern kann ich ebenfalls abschalten.“
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