Schicksale von geflüchteten Menschen in Erlangen
3.8.2018, 12:00 UhrEbony Lautner (27) von den Philippinen, Jennifer Naikoi (25) aus Kenia und Rinyarat Tanaratsatian (24) aus Thailand belegen seit Oktober 2017 den Masterstudiengang "Human Rights" an der Universität Erlangen. Gemeinsam mit sieben anderen Studenten organisierte die Gruppe die Fotoausstellung "Neuanfang – Erfolgsgeschichten schutzsuchender Menschen" in der Stadtbibliothek. Damit wollen die Studenten die Menschen mit ihren individuellen Gründen und Erfahrungen in den Vordergrund der Diskussion rücken.
"Unser Ziel ist es, Flüchtlinge als normale Menschen wie du und ich zu begreifen", so Ebony Lautner. Die Studenten führten Interviews mit Schutzsuchenden, um deren bewegenden Geschichten publik zu machen.
Schwierige Suche
Die Fotos samt Erzählungen der Schutzsuchenden sind nun bis zum 18. August in der Stadtbibliothek zu sehen. Doch die Suche nach willigen Gesprächspartnern gestaltete sich schwerer als gedacht: "Wir haben 40 bis 60 Personen angefragt, von denen 20 zusagten. Wir trafen auf Vorbehalte, da viele Angst davor hatten, ihr Name in der Öffentlichkeit könnte ihren Status als Flüchtling gefährden. Es war besonders schwer Frauen zu finden, da diese es schwerer bei der Jobsuche haben und dachten ihre Chancen würden sich durch ein Interview verschlechtern", legt die Philippinerin offen. Hinzu kommt, dass niemand öffentlich als "Flüchtling" bezeichnet werden wolle, da dies als negative Brandmarkung aufgenommen werde.
Jennifer Naikoi findet, dass die Verfahren in Deutschland zu lange dauern. "Man müsste auch noch viel mehr in die Wirtschaft der Fluchtländer investieren und vor allem den Klimawandel stärker bekämpfen als bisher", betont die 25-Jährige. Darüber hinaus könne es nach der Kenianerin nicht sein, dass Väter, die hier arbeiten und steuern zahlen, ihre Familie nicht nachholen dürfen. "Solche Leute verlieren das Vertrauen in das System". Bei der Organisation habe das Sozial- und Kulturamt und die Stadtbibliothek geholfen, allgemein sei Erlangen eine offene und international ausgerichtete Stadt mit vielen hilfsbereiten Menschen.
"Wir wollen, dass sich die Einheimischen nicht nur mit den Negativmeldungen auseinandersetzen, sondern auf die Schutzsuchenden direkt zugehen und das persönliche Gespräch suchen. Die Mehrheit der
Befragten versucht nicht abhängig vom Staat zu sein. Ihre Motivation ist es, ein eigenes Leben aufbauen und einen Beitrag zur Gesellschaft in Deutschland leisten", beschreibt die Thailänderin Rinyarat.
Am meisten berührt und zugleich schockiert habe die drei Studentinnen die Geschichte eines ehemaligen Sklaven aus Libyen, der für 3000 Euro über das Mittelmeer floh und dabei fast ertrank.
"Die Menschen haben nach ihrer gefährlichen Reise oft Traumata, umso wichtiger ist es, auf sie zuzugehen", erklärt Ebony Lautner. " Wir glauben daran, dass Vielfalt und verschiedene Kulturen die Gesellschaft lebenswerter machen – dafür kämpfen wir."
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