Flüchtlingsrat kritisiert Zirndorfer Lager
3.11.2012, 10:34 UhrDer bayerische Flüchtlingsrat fordert ein schnelles Ende der Lagerregelung für Flüchtlinge. „Das bayerische Verfahren ist absurd und menschenunwürdig“, sagte der Geschäftsführer der Nichtregierungsorganisation (NGO), Alexander Thal, in einem Gespräch in München. Die Probleme seien „hausgemacht“, fügte er hinzu. In Bayern müssten die Bezirke Gemeinschaftsunterkünfte mit mindestens 50 Plätzen anbieten.
Wenn dies nicht gelinge, würden die Landkreise in die Pflicht genommen. „Diese müssen dann in wenigen Tagen Wohnungen für 20 bis 30 Flüchtlinge organisieren. Das ist aber nahezu unmöglich“, schilderte er das Verfahren im Freistaat. Als Folge seien die zentralen Aufnahmelager bei München und in Zirndorf vollständig überfüllt, da die Menschen nicht auf andere Einrichtungen verteilt werden könnten.
Aktuell sitzen laut Flüchtlingsrat rund 900 Menschen in dem mittelfränkischen Lager, das nur für rund 500 Personen ausgelegt ist. „Überall liegen Matratzen oder stehen Stockbetten rum. Auch in einer Kapelle und in Garagen schlafen die Menschen“, sagte Thal. Streit und Krach zwischen den Flüchtlingen sei bei dieser Enge programmiert.
Bayern wolle mit der Regelung die Bereitschaft zur Rückkehr in das Heimatland fördern. „Das Ergebnis: Schlechte Lebensbedingungen in den Lagern, Wegnahme jeglicher Freiheit, Ausgabe von Lebensmittelpaketen und tiefe Eingriffe in die Intimsphäre der Menschen“, sagte Thal.
„Diffamierungskampagne“ gegen Roma und Sinti
Er empfahl, wie in Hessen oder Nordrhein-Westfalen grundsätzlich Wohnungen bereitzustellen und auch Geldleistungen zu gewähren. „Bargeld ist doch wesentlich günstiger. Ich muss dann nicht mehr den Transport der Ware, die Logistik und Bestellzettel mitzahlen“, betonte Thal.
Außerdem seien die bayerischen Probleme nicht neu. Bereits im vergangenen Jahr sei das Zirndorfer Lager überfüllt gewesen. Den Roma und Sinti aus Serbien und Mazedonien nun Asylmissbrauch zu unterstellen, sei Teil einer großen „Diffamierungskampagne“.
Auch die Forderung von Innenminister Joachim Herrmann (CSU), die Asylverfahren zu beschleunigen und die Visumspflicht für die beiden osteuropäischen Länder wieder einzuführen, lehnte Thal ab. „Damit ist das Problem in den Herkunftsländern nicht gelöst. Ich habe mit vielen gesprochen. Wenn es nicht so schlimm wäre, würden sie doch gar nicht kommen“, betonte er.
Friedrich will Asylbewerbern vom Balkan Gelder kürzen und schnellere Entscheidungen in den Asylverfahren erreichen. Damit soll der Zustrom von Flüchtlingen aus dem Balkan gestoppt werden. Laut Bundesinnenministerium beantragten allein im September 1395 Menschen aus Serbien und 1040 aus Mazedonien Asyl – mehr als doppelt so viele wie im Vormonat.
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