Buddy muss mit: Hausenerin bleibt wegen Straßenhund in Manila
20.9.2015, 20:00 Uhr„Wenn ich Verantwortung übernehme, dann ganz und nicht nur bis zum ersten Problem“, sagt Emmy Karnót. Dabei hätte die Hausenerin viele Möglichkeiten zum Ausstieg gehabt. Alles begann an ihrem 35. Geburtstag. Karnót wollte am Strand feiern und fragte deshalb bei einem befreundeten Polizisten nach - und der legte ihr überraschend ein sechs Wochen altes Hundebaby in die Arme: „Happy Birthday“.
Der Welpe war verwahrlost, krank, übersät mit Zecken und Flöhen. Er war sechs Wochen vorher auf Boracay, einer Insel der Philippinen, unter einem ausrangierten Polizeiauto auf die Welt gekommen. Der Polizist hatte seinen Reis mit ihm geteilt.
„Anfangs wollte ich nur eine nette Bleibe für ihn suchen.“ Doch die Philippinen sind nicht reich, Hunde sind „Alarmanlagen oder Biomüll“ und landen ab und zu immer noch im Kochtopf. Dieses Schicksal wollte Karnót ihrem Buddy (englisch für Freund, Gefährte) ersparen - so hatte sie ihn getauft. Nachdem sie ihn aufgepäppelt hatte, wollte sie nach Deutschland zurück. Doch Buddy darf nur nachweislich tollwutfrei einreisen - und das wurde ein Problem.
Ziel zum Greifen nahe
Zwar ließ sie ihn impfen, aber ein Bluttest stand noch aus. Niemand wollte die Probe jedoch nach Deutschland transportieren — und Touristen am Flughafen winkten ab. „Die dachten, ich will sie als Drogenschmuggler missbrauchen.“ Karnót dachte schon daran, einfach loszufliegen und Buddy am Flughafen in Frankfurt in die Quarantäne-Station zu geben. Doch von dort kam eine abschreckende Ansage: Entweder würde Buddy direkt eingeschläfert oder auf Karnóts Kosten zurück auf die Philippinen gebracht.
Über Tierschutz-Foren stieß sie auf einen in Ungarn lebenden Deutschen, über diesen Umweg sollte sie einreisen könnten. Am 16. Juli, nach einem Jahr am anderen Ende der Welt, sollte es zurück in die Heimat gehen. Karnót löste ihren Hausstand auf, verschenkte ihre Sachen und fuhr zum Flughafen.
Auf dem Weg verletzte sich Buddy. Zunächst durfte er nicht ausreisen, bei einem zweiten Versuch ein paar Tage später saß er schon im Flieger, doch wegen der Verzögerung gab es Probleme mit Karnóts Visum. Wieder nichts mit der Heimreise. Tags darauf erfuhr sie, dass der Kontakt in Ungarn nicht ganz koscher sein sollte. Der Heimweg war versperrt, Karnót saß auf ihrem Gepäck in Manila fest.
Über Freunde kam sie in einem Slum unter. Zu diesem Zeitpunkt war das Geld schon knapp. Karnót hatte sich im Beruf eine Auszeit genommen und war im vergangenen Jahr nach Boracay gekommen, um sich zur Tauchlehrerin ausbilden zu lassen. Nach einem Zwischenfall in einem Hotel - ein Betrunkener griff sie an - wollte sie eigentlich schon im Frühjahr zurück, konnte dann aber wegen einer Verletzung nicht arbeiten. Die Mutter und Freunde halfen aus, machten sich wegen der gefährlichen Gegend aber auch Sorgen. „Es war nicht die schlimmste, aber eine sehr gefährliche“, sagt Karnót. Eigentlich durfte sie nicht alleine vor die Tür - musste aber mit Buddy Gassi gehen.
Nur raus aus den Slums
Nach sechs Wochen ein Lichtblick: Karnót fand ein Zimmer in einer sicheren Wohnanlage. Von hier aus konnte sie nach vielen Tränen die Rückkehr planen. Für knapp 500 Euro testete ein Labor in Kansas, USA, Buddys Blut. Nach drei Monaten Quarantäne ist die Rückreise für Ende November geplant. „Jetzt, hier in Sicherheit, kann ich endlich wieder durchatmen“, sagt Karnót.
In die Rettung Buddys haben sie und ihre Mutter in Hausen mittlerweile mehrere tausend Euro investiert. „Klar, die Kosten waren immens. Aber ich konnte auf dem halben Weg doch auch nicht aufgeben, dann wäre alles umsonst gewesen.“ Freunde und Familie bestärkten sie, weiter zu machen. Buddy nicht im Stich zu lassen. Eine so freundliche, dankbare und treue Seele wie Buddy sei es absolut wert, gerettet zu werden und ihr ein schönes Leben zu geben. „Er gibt mir täglich so viel zurück.“
Vorfreude auf Ofenkäse
Nun versucht Karnót, ihre Zeit sinnvoll zu füllen. Gemeinsam gehen sie auf einem Friedhof Gassi - wegen des Verkehrs sind dort viele Hundebesitzer unterwegs. Dort spielen sie mit Kindern, auf den Friedhöfen leben arme Familien. Auch mit einem herzkranken Jungen in der Wohnanlage haben sie sich angefreundet. Karnót bringt Jessie ein bisschen Englisch bei, Buddy spielt mit ihm.
Durch das Erlebte haben sich Karnóts Prioritäten geändert. Der November wird sehnlichst erwartet. „Ich vermisse meine Freunde, meine Familie doch sehr.“ Auf sie freut sie sich am meisten. Und auf das deutsche Essen. Oder das europäische: Karnóts Willkommensgericht wird ein Ofenkäse sein - er wartet in Hausen schon im Gefrierfach. Viele schöne Jahre mit Buddy, so Karnóts Hoffnung, werden sich anschließen.
3 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen