Die Ost-Spange der Südumgehung nimmt Gestalt an
17.1.2013, 11:00 UhrDie Südumgehung von Forchheim wird hierzulande seit rund 40 Jahren diskutiert. Zunächst stand das Ziel im Mittelpunkt, Forchheim selbst zu entlasten, vor allem die Stadtteile Burk, Forchheim-Ost und Reuth, durch die sich die B470 schlängelte und — im Osten — noch heute zieht.
Später geriet der Ort Gosberg stärker ins Blickfeld. Nicht zuletzt, weil die Gosberger mit Hilfe zahlreicher Schilder im Ort auf ihre Situation aufmerksam machen. Schleichend ist hier auf der Staatsstraße am südlichen Rand des Wiesenttals eine Umgehung entstanden, die niemals geplant war. 2010 wurden mehr als 12000 Fahrzeuge gezählt, die sich werktäglich ihren Weg durch die kurvenreiche Gosberger Ortsdurchfahrt suchten.
Mit der Spaltung der Südumgehung in einen West- und einen Ost-Teil wurde 2003 ein Planungsfortschritt erzielt, der Ende 2011 tatsächlich in die Eröffnung des westlichen Teilstückes zwischen Hausen und Forchheim-Süd führte. Seither sind die Verkehrsmengen überall noch gestiegen, von Entlastung keine Spur.
Besonders übel trifft es erneut die Gosberger: Eine Zählung im Frühjahr 2012 ergab einen Wert, der um 20 Prozent über dem liegt, der vor der Eröffnung der West-Spange erzielt wurde. Entsprechend äußerten alle Fraktionen im Verkehrsausschuss des Kreistages Verständnis für die Gosberger Forderung nach Verkehrsberuhigung. Doch der Weg dorthin wird noch immer unterschiedlich gesehen. Das Staatliche Bauamt Bamberg, das früher mal „Straßenbauamt“ hieß, erarbeitete im Auftrag der betroffenen Gemeinden einen Trassenvorschlag für eine Ostspange der B470, der möglichst alle kommunalen und naturschützerischen Interessen berücksichtigen will und „Kompromisslinie“ genannt wurde. Verkehrsplaner Norbert Schmitt stellte die Linie vor.
Sie laviert sich im höchst sensiblen Wiesenttal zwischen verschiedene, in unterschiedlichem Maß geschützte Flächen hindurch, hält sich teilweise an bestehende Straßen und nimmt die Wünsche der Gemeinden und des Landratsamtes ebenfalls zum Teil auf. Zum Beispiel findet sie westlich des Schwedengrabens, auf Höhe des Schweizer Kellers auf die jetzige B470 zurück, die Stadt favorisiert aber eine östlich gelegene Anbindung.
Hans Weisel protestiert
Pinzbergs Bürgermeister Reinhard Seeber (CSU) ist im Wesentlichen mit der Trasse einverstanden. Im Bereich Gosberg sieht er noch geringen Änderungsbedarf. Extremen Änderungsbedarf meldete Wiesenthaus Bürgermeister Hans Weisel (Bürgergemeinschaft) an: „Ich bin enttäuscht, dass wir in der Wiesenthauer Flur die ganze Last tragen sollen.“ Seine Gemeinde hatte eine ganz andere Trassenführung favorisiert, die das Wiesenttal schon weiter im Westen quert und dann parallel zu Reuth nach Osten verläuft.
Sollte die „Kompromisslinie“ als Vorschlag für das weitere Planungsverfahren angemeldet werden, so Weisel drohend, „dann bin ich der erste, der sich bei der Bürgerinitiative des Bund Naturschutz einträgt“ (siehe auch Seite 32). Kirchehrenbach kann die Trasse mittragen, sagte Bürgermeisterin Anja Gebhardt (SPD): „Auf uns hat das so gut wie keine Auswirkungen, denn am Berufsverkehr aus Richtung Pretzfeld wird sich bei uns nichts ändern.“
Gerhard Amon (CSU), Bürgermeister von Weilersbach, verspricht sich von der neuen Trasse eine Entlastung. Weilersbach sei heute Durchgangsstraße zur A73 bei Eggolsheim, über Bammersdorf: „Bei uns geht es im Berufsverkehr manchmal zu wie am Nürnberger Plärrer.“
Ludwig Brütting (FW) aus Ebermannstadt würde die Gosberger gerne entlastet sehen, wie er sagte. Aber er befürchtet, wie auch Edith Fießer (Grüne), dass sich der Verkehr, der dann schneller an Forchheim vorbeikommt, spätestens in Ebermannstadt wieder staut, mehr als heute. Wie denn der Stand der Umgehungsplanung für Ebermannstadt sei, wollte er vom Verkehrsplaner Schmitt wissen. Doch Norbert Schmitt wiederholte, was er und sein Amt schon seit Wochen sagen: „Wir haben in den Entwurf des Bundesverkehrswegeplanes jetzt mal einen roten Strich um Ebermannstadt herum eingezeichnet (wir berichteten), weil uns ein Wunsch der Stadt vorlag.“ Wie eine Umgehung letztlich aussehen werde, „kann ich Ihnen nicht sagen.“
Entlastung ohne Straße
Karl Waldmann (Grüne) fordert auch eine Entlastung der Gosberger, aber ohne neue Straße. Die Wiesenttal-Bahn („ein Glücksfall“) und die S-Bahn müssten „vernünftig“ miteinander vernetzt sowie weitere ÖPNV-Angebote wie zusätzliche Buslinien und P+R-Plätze geschaffen werden. Auch Waldmann befürchtet durch die neue Trasse eine „Verlagerung des Problems nach Osten“.
Otto Siebenhaar (FW) äußerte Verständnis für Wiesenthau: „Wir durchschneiden damit ja die ganze Landschaft.“ Etliche Brückenbauwerke werden benötigt, um Flussläufe und Bahnlinie zu überqueren. Edwin Dippacher (CSU) sprach von einem „guten Kompromiss, unabhängig davon, ob entlang einer auf Stelzen geführten Straße Bäume wachsen oder nicht“.
Der Bund Naturschutz (BN) hat Widerstand angemeldet. Die Ostspange sei „ein schleichender Tourismustöter und verkehrsbetäubender Lärmanzieher durch wachsenden Schwerlastverkehr in ungeahntem Ausmaß,“ so der Kreisvorsitzende Heinrich Kattenbeck.
Die genauen Trassenpläne des Staatlichen Bauamtes finden Sie hier.
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