Ein Fall für Jonny
17.1.2012, 16:00 Uhr„Das ist schwer zu sagen. Der Erfolg ist jedenfalls nicht sehr davon abhängig, wie gut man persönlich Schach spielt. Es reicht wenn man die Schachregeln und ein paar grundlegende Spielprinzipien kennt. Ich nehme mit verschiedenen Versionen von Jonny, so heißt das Programm, schon seit 2003 an den Computerschach-Weltmeisterschaften teil.
Ein paar Monate vor dem Turnier beginnen die Vorbereitungen. Eine jeweils leicht modifizierte Version von Jonny spielt jede Nacht mehrere 1000 Spiele gegen andere Computer, ich werte die Statistik aus. So zirka alle 20 Nächte stoße ich so auf eine Verbesserung. Ich bemerke zum Beispiel, dass er eine Stellung immer wieder falsch bewertet, dann versuche ich eine möglichst allgemeine Regel zu finden, um das Problem zu lösen. Dieses Mal ging es eher ums Feintuning.
So ein Computerprogramm versucht im Prinzip nichts anderes als ein menschlicher Schachspieler: So viele Spielzüge wie möglich vorauszudenken und den erfolgversprechendsten wählen. Während es ein Mensch vielleicht auf fünf bis zehn bringt, kann ein Computer durchaus mal 30 Spielzüge berechnen, das kommt auch auf die Hardware drauf an. Mein Programm lief auf dem Großrechner der Universität Bayreuth. Dort habe ich Mathe studiert. Vor Ort in Holland hatte ich meinen Laptop dabei, der sich dann mit dem Großrechner verbunden hat.
Den WM-Titel habe ich in der Kategorie Blitzschach gewonnen, jeder Computer hatte sieben Minuten Zeit. Sechs Programme haben teilgenommen. Bei den Partien sitzen sich die Programmierer mit ihren Computern gegenüber. Daneben ein normales Schachbrett. Die Spielzüge der Computer werden auf dem Schachbrett nachgestellt. Das ist mehr eine optische Sache.“
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