Ein Frühstücksbüfett nicht nur gegen den Hunger

26.02.2012, 23:00 Uhr
Ein Frühstücksbüfett nicht nur gegen den Hunger

© Anestis Aslanidis

„Ich halte die Einsamkeit zu Hause nicht mehr aus“, sagt der 73-jährige Stefan Schönfeld. Er ist einer der ersten Gäste, die sich im Gemeindesaal sonntags um halb neun einfinden. Die Gemeinschaft, die der Forchheimer vermisst, will er hier finden. Dieses Ziel stellt Kathrin Reif, Leiterin des Bürgerzentrum-Mehrgenerationenhaus, in den Mittelpunkt. Zusammen mit der Christuskirche und der Unterstützung von F.I.T (Fördern – Initiativ werden – Teilhaben), eine Initiative der evangelischen Kirche und Diakonie gegen die wachsende Armut in Bayern, wird jedem letzten Sonntag im Monat ein kostenloses Frühstück angeboten. „Wenn am Ende des Geldes noch Monat übrig ist“, wie der Titel des Projektes heißt, „wollen wir es Menschen ermöglichen, ein Frühstück zu genießen“, so Reif. „Ob Alleinstehende, Rentner oder Familien mit Kindern, bei uns sind alle willkommen“, macht Kathrin Reif deutlich. Das reichhaltige und von Sponsoren sowie ehrenamtlichen Helfern mit viel Einsatz und Mühe ermöglichte Büfett schätzt Schönfeld sehr. Gleichwohl findet er es traurig, „dass wir eigentlich in einer gesättigten Gesellschaft leben, in der es aber Armut gibt“.

Es ist anfangs nur eine Hand voll an Personen, die sich an dem dekorierten Tisch bei Frühstückseiern, Brötchen mit Marmelade, Croissants, Obst und Kaffee oder Tee eingefunden haben. „Für viele existiert anfangs eine Hemmschwelle, die es zu überwinden gilt“, gibt Reif zu bedenken, die zu vielen Personen in der Zeit seit der Eröffnung des Bürgerzentrums 2008 Kontakt aufgebaut hat. „Abgeschaut hat man die Idee in Lauf“, sagt Renate Topf, Pfarrerin der Christuskirche, die kurz vor dem Gottesdienst vorbeischaut. In Lauf habe man mit fünf Gästen angefangen und sei nun bei monatlich bis zu 50 angelangt.

Von der Idee des kostenlosen Frühstücks sind auch Maria Kiehlmann und Christel Maassen begeistert. Sie sind zwei von zehn ehrenamtlichen Helfern, die das Büfett organisieren. „Es ist doch wunderbar, Leuten etwas geben zu können, was andere sonst nur weggeschmissen hätten“, sagt Kiehlmann.

Am Frühstückstisch entwickelt sich ein offenes Gespräch mit Stefan Schönfeld, der über die Flucht nach dem Zweiten Weltkrieg als kleiner Junge erzählt, besondere Eindrücke und Erfahrungen in seinem Leben nicht auslässt und den Zuhörer in den Bann zieht. Als nach dem Gottesdienst ein Schwung an neuen Gästen kommt, ist Schönfeld schon auf dem Weg nach Hause — mit einer persönlichen Verabredung für den nächsten Monat, um seine spannende Lebensgeschichte am Frühstückstisch fortzuführen.

Frühstücksbüfett: jeden letzten Sonntag im Monat, 8.30 und 11 Uhr, Gemeindesaal der Christuskirche, Paul-Keller-Straße 17. Spenden sind vor Ort möglich.

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