Eine Handvoll Fledermäuse sorgt für Staunen
18.8.2014, 18:42 UhrBurkard Pfeiffer spricht von einem „besonderen Glücksfall“: Anfang August legt sich der Biologe, Mitarbeiter der Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Nordbayern an der Uni Erlangen, mit seinem Kollegen Bernd-Ulrich Rudolph vom Landesamt für Umwelt (LfU) im Hauptsmoorwald auf die Lauer. Ziel: die Nymphenfledermaus zu fangen. Ihre Rufe waren zuvor auf dem „Batcorder“, einem Ultraschall-Gerät, zu hören gewesen.
Die Biologen sind erfolgreich: 20 Fledermäuse haben sie am Ende der Nacht in ihren Netzen. Unter ihnen sind gleich alle drei der äußerlich kaum unterscheidbaren Arten Bartfledermaus, Brandtfledermaus und eben Nymphenfledermaus. Ein junges Nymphen-Männchen, ein junges Weibchen und ein erwachsenes Weibchen ermöglichen auch den Fortpflanzungs-Nachweis für diese Art.
Seit den Forschern des Projekts Fledermaus-Monitoring um den Biologen Johannes Mohr 2012 in Forchheim der bayernweit erste gesicherte Nachweis der Nymphenfledermaus gelang, bemühen sich Wissenschaftler im Freistaat um weitere Belege. So startete 2013 das LfU-Projekt „Verbreitung der Nymphenfledermaus in Bayern“, das von Biologe Pfeiffer koordiniert und vor allem von Ehrenamtlichen geschultert wird.
Schwerpunkt in Franken
Sichere akustische Nachweise der Nymphe gelangen so bereits an 20 Stellen, die meisten davon in den Landkreisen Schweinfurt, Bamberg und Hassberge. Mit genetischen Tests belegt ist die kleine Fledermausart im Kreis Forchheim neben den Örtelbergweihern in der Esperhöhle und der Schönsteinhöhle. Dass sich die Funde im Norden Bayerns häufen, erklärt Burkard Pfeiffer so: „Zum einen haben wir dort mehr ehrenamtliche Kartierer. Die Konzentration könnte aber auch daran liegen, dass im Spessart und im Steigerwald große alte Laub- und Mischwaldwaldgebiete sind.“ Davon gebe es in Südbayern deutlich weniger.
Was ihren Lebensraum angeht, ist die Nymphenfledermaus offenbar recht wählerisch. Sie gilt als „Urwaldart“, die sich in Wäldern mit hohem Alt- und Totholzanteil, mit Baumhöhlen, Rissen und Spalten wohlfühlt. „Leider haben wir von diesem aus naturschutzfachlicher Sicht sehr wertvollen Typ Wald nicht mehr allzu viele zusammenhängende Flächen in Bayern übrig“, so Pfeiffer. „Umso mehr ist der verbliebene Rest schützenswert.“ Um solch einen Schutz tatsächlich zu erreichen, braucht es jedoch Argumente. Eines könnte sein, dass diese Wälder seltenen Arten wie der Nymphe als Lebensraum dienen.
Hintergrund: Wie die Nymphe zum Namen kam
Sie ist vier Zentimeter klein und wiegt nur viereinhalb Gramm: Nachgewiesen wurde die Nymphenfledermaus im Jahr 2001 in Griechenland von einer Forschergruppe um den inzwischen verstorbenen Erlanger Biologie-Professor Otto von Helversen. Er hatte bereits Ende der 70er Jahre vermutet, dass es sich um eine eigene Art handelt. Den Nachweis zu erbringen, fiel jedoch schwer, weil die Nymphe den in Deutschland heimischen Bartfledermäusen ähnelte. Erst mit molekulargenetischen Methoden konnten die Zweifel ausgeräumt werden.
Zu ihrem Namen kam die Nymphenfledermaus so: Die schattigen und feuchten Waldtäler Griechenlands, in denen Helversen die Tiere fing, ähnelten dem Schauplatz einer griechischen Sage. Weingott Dionysos lud demnach zu einem Fest in eine einsame Schlucht ein. Die drei Töchter des Minyas weigerten sich jedoch zu kommen. Im Zorn verwandelte Dionysos die eine Tochter in eine Eule, die zweite in eine Krähe und die Nymphe Alcathoe in eine Fledermaus. Deshalb trägt die Nymphenfledermaus auch den lateinischen Namen Myotis alcathoe.
In den Jahren nach Helversens Erstbeschreibung gelangen Nachweise der Nymphe in Frankreich, Spanien und der Slowakei. In Deutschland wurde die seltene Art erstmals 2005 belegt – im Oberrheintal.
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