Forchheim: Rathaus wird jahrelang leer stehen
1.10.2015, 17:34 Uhr„Die Kollegen wissen schon Bescheid“, sagt Gerhard Zedler, der Leiter des städtischen Bauamtes. Anfang nächsten Jahres werden die Büros des Fachwerk-Rathauses und seines Rückgebäudes Stück für Stück geräumt. Danach schlägt die Stunde der Wahrheit: „Alle Decken und Fußböden müssen aufgemacht werden.“ Und das in einem 500 Jahre alten Gebäude. Was da wohl zum Vorschein kommt?
Teils durften die Beschäftigten schon unten drunter blicken. Wie mehrfach berichtet hängt gewissermaßen die Statik des Gebäudes schief, weil über die Jahrhunderte bei diversen Umbauten nicht immer so genau berechnet wurde, wie sich der Eingriff in Stützkonstruktionen auf das Gesamtensemble auswirken würde.
Im Rathaussaal wurden deswegen schon auf zwei Seiten Trennwände eingezogen und von innen wie von außen Stützbalken angebracht. Hier kann man studieren, was die Techniker erwartet, wenn sie weitere Böden öffnen: teils verrottete Balken, deren Auflagefläche nur noch wenige Zentimeter beträgt (wenn überhaupt), nach außen gedrückte Wände und eine Art Bauschutt als Füllmaterial der Fehlböden.
Für diejenigen, die sich an die Kaiserpfalz vor der Sanierung erinnern können, wie Bauamtsleiter Gerhard Zedler, findet hier ein „Deja-vu“ statt: alles schon mal gesehen. Und die Frage schließt sich an: Was wird das wohl kosten?
Zedler: „Wir wollen die Kosten ziemlich genau ermitteln“, und zwar noch vor der Ausschreibung der Planung. Dann müssen die Zuschussgeber ins Boot geholt werden (Denkmalschutz, Oberfrankenstiftung und Co.), die Universität Bamberg fertigt noch einmal ein Aufmaß und schließlich werden parallel dazu die Planungsleistungen vergeben: „Die Gebäude werden ja nicht nur saniert“, so Zedler, „sondern auch barrierefrei umgebaut“. Das heißt: Irgendwo muss auch ein Aufzug eingeplant werden, müssen die bisherigen Treppen und Absätze zwischen den Gebäudeteilen nivelliert werden.
Ob ein Aufzug im Bestand eingerichtet werden kann oder ob dafür vielleicht ein Anbau nötig wird, das sei „Sache des Architekten“, so Zedler. Im Falle der Kaiserpfalz musste ein Anbau her, der in der Öffentlichkeit vor 20 Jahren heftigst diskutiert wurde. In ziemlich genau einem Jahr hofft Zedler, Pläne vorliegen zu haben, mit denen sich dann der Stadtrat und die Öffentlichkeit beschäftigen können.
Nicht vor Anfang 2017
Das Rathaus steht dann schon seit Monaten leer und die eigentliche Sanierung wird nicht vor Anfang 2017 starten können. Zedlers Sorge gilt ein wenig dem Eindruck, den das Amtsgebäude über längere Zeit machen wird: „Da tut sich dann natürlich recht wenig.“ Aber keine Angst: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schuften schon, nur halt woanders. Vor allem in den Verwaltungsgebäuden in der Schulstraße werden sie unterkommen, in der früheren Bücherei. Hier finden jetzt provisorische Umbauten statt.
„Auch der Oberbürgermeister muss ja weg“, sagt Gerhard Zedler und bereut den Satz sofort, weil er missverstanden werden könnte. Aber natürlich meint er mit „muss weg“ nur die „räumliche Verlagerung“ des Dienstzimmers des OB. Wahrscheinlich ist Franz Stumpf mitsamt Vorzimmer für die nächsten zwei bis drei Jahre in der früheren Jugendbücherei zu finden. Sicher ist das aber noch nicht.
Für die Sitzungen der Ausschüsse und des Stadtratsplenums müssen auch noch Ausweichquartiere gefunden werden. Zedler denkt laut über entsprechende Säle „bei unseren Banken“ nach. Auch der Sitzungssaal des Landratsamtes könnte infrage kommen. Planungs- und Bauausschuss, meint der Amtschef, könnten ja im Bauamt in der Birkenfelderstraße tagen.
Übrigens: Trotz energetischer Sanierung des denkmalgeschützten Rathauses muss niemand fürchten, dass die Fachwerkfassade samt „Mauernscheißer“ und anderen Darstellungen mit Styroporplatten verklebt wird. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürfen sich aber auf neue Fenster freuen, die wirklich dicht sind. Wo also weder allzu heftig der Wind hineinfährt noch das Gedudel der Weihnachtsmarkt-Beschallung im Dezember zum Tinnitus im Jingle-Bells-Takt führt.
Zu Weihnachten 2017 wird die Generalsanierung des Rathauses „sicher noch nicht fertig sein“, prophezeit Gerhard Zedler. Damit kann es auch dann noch kein Adventskalender-Rathaus in der bisherigen Form geben. Die Alternative? Bisher unbekannt.
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