Fränkische Schweiz: Kirschen werden von Öfen beheizt
30.3.2020, 14:50 UhrJonas Maußner ist fertig. Soeben hat er die letzte Ladung Holzbriketts und Pellets in den über 30 Öfen angeschürt. Minus sechs Grad zeigt das Thermometer. Die rote Glut leuchtet hinter den Ofenscheiben und lässt warme Luft nach oben strömen. Die Nacht kann kommen.
Trotz der schweren Vorarbeit wird der junge Igensdorfer die nächsten Stunden vor den reihenweise in einem Kirschgarten aufgestellten Öfen verbringen, kontrollieren und beobachten. Etwas seltsam wirkt das schon, doch Maußner untersucht im Auftrag der Landesanstalt für Weinbau und Gartenanbau in Veitshöchheim gerade, ob Frostöfen mit Pellets oder eine Holzheizung mit Holzbriketts Frostschäden an den Blütenknospen verhindern können und ob sich das auf den Ernteertrag auswirkt.
Die eingesetzten Öfen sind relativ neu und würden gefördert werden. Das ist eines der Projekte, um Auswirkungen des Klimawandels zu untersuchen und gegensteuern zu können. Denn nicht nur die Hitze- und Trockenperioden treten häufiger auf, speziell der Frost in der frühen Blütephase ist gefährlich.
Gefürchtete schwarze Knospen
„In den vergangenen Tagen hatten wir viele Frostereignisse", erklärt Maußner den vermehrt auftretenden Spätfrost. „Wir untersuchen, ob diese tiefen Temperaturen in diesem Stadium Schäden verursachen", erklärt Maußner, der in Weihenstephan ein duales Studium für Gartenbau und Obstanbau absolviert hat.
Der Experte bricht vorsichtig eine Knospe auf und schaut, ob sie innen noch grün oder schwarz ist. Schwarz bedeutet, sie ist durch den Frost abgestorben", erklärt er. Die Versuche sollen auch in Zusammenarbeit mit der Obstbaugenossenschaft in Igensdorf durchgeführt werden. Die starken Frostereignisse dieser Tage ereigneten sich zwischen 23. und 25. März.
Sensoren sollten in dieser Zeit Nachttemperatur und die Luftfeuchtigkeit messen. Deshalb brachte sie Maußner in der Anlage an den Bäumen in fünf Zentimetern und in zwei Metern Höhe an. „Es waren trockene Fröste", erklärt der Prüfer nach den Auswertungen. Die Luftfeuchtigkeit zeigte im Schnitt 50 Prozent an, die Nachttemperatur zwischen minus drei und minus sechs Grad. „Der Frost richtet weniger Schaden an, wenn die Luftfeuchtigkeit höher ist", erklärt Maußner. Höher sind 70 Prozent und mehr.
Was den Ertrag angeht, kann er noch keine Aussagen treffen. Das wird sich im Juni zeigen, wenn die Kirschen heranreifen. Eine Knospenzählung hat er noch vor sich, um die Versuchsreihe präzise dokumentieren zu können.
Doch fertig ist der Versuch noch lange nicht. Auch die beiden Frostöfen musste Jonas Maußner untersuchen. Denn sollten die Landwirte darauf zurückgreifen, wollen sie natürlich wissen, welcher Ofen angeschafft werden soll.
Zur Auswahl hat Jonas Maußner zwei Exemplare. Den Frostofen einer deutschen Firma. Dieser ist eher trichterförmig, gut 1,50 Meter hoch und wird mit Pellets geschürt. Beim zweiten Ofen handelt es sich um eine Holzheizung von einer österreichischen Firma. Die hat die selbe Größe, ist jedoch rundlich und wird mit Holzbriketts bestückt. Von diesem Ofen – einer kostet 25 Euro – sollten 300 Stück pro Hektar Fläche aufgestellt werden, um ausreichend warme Luft zum Schutz der Knospen zu erhalten.
Ganz schön unterwegs
Von dem deutschen Produkt braucht der Obstanbauer 30 Öfen für einen Hektar mit Bäumen bepflanzten Grund. Ein Ofen kostet 150 Euro. Die warme Luft verteilt sich über den Boden und steigt zu den Knospen auf. Eine Ladung Brennmaterial sollte pro Frostnacht reichen.
Bei dem österreichischen Produkt ist das nicht der Fall. Doch mit den Öfen und der Brenndauer ist noch nicht alles ausgewertet. So wie Jonas Maußner im Kirschgarten unterwegs war, um die Öfen aufzustellen und zu bestücken, muss das auch der Landwirt tun, und das nicht nur auf einem Hektar Testfläche, sondern in allen seinen Obstgärten. Um einen Hektar Anbaufläche mit den Öfen aus Österreich vorzubereiten, braucht es 30 Arbeitsstunden. Für die Öfen aus deutscher Produktion sind pro Hektar 2,5 Stunden Arbeit zu investieren. Erreicht wird jeweils eine Temperaturerhöhung von zwei bis drei Grad. Ob sie ausreicht, um Schäden an Knospen abzuwenden, zeigt sich allerdings erst im Sommer.