Gößweinstein: Hommage an Scheffel
20.9.2016, 06:00 UhrWalter Tausendpfund, Vorsitzender des Kulturausschusses des FSV, beleuchtete das Leben des Dichters und Fränkische-Schweiz-Freundes Scheffel in einem dreiteiligen Vortrag. Für die musikalische Umrahmung mit Liedern Scheffels sorgten der Fränkische-Schweiz-Chor unter Wolfgang Junga und der Männergesangverein Gößweinstein. Eberhard Hofmann leitete den Abend musikalisch ein.
Am interessantesten war Tausendpfunds Referat über Scheffel und die Fränkische Schweiz. 1859 kommt Scheffel erstmals von Schloss Banz aus als Wanderer über Scheßlitz und Bamberg in die Fränkische Schweiz und knüpft dabei bewusst an die Pfingstreise der Romantiker Wackenroder und Tieck im Jahre 1793 an.
Seiner Mutter schreibt Scheffel aus der Fränkischen Schweiz unter anderem: „Es ist dies ein in den schönsten Punkten nur dem Fußwanderer zugänglicher Gebirgsstrich zwischen Bamberg, Nürnberg und Bayreuth (...) meine Erwartungen wurden weit übertroffen, ich fand es schöner, großartiger und origineller, als ich vermutet. Bei Streitberg, an der forellenreichen Wiesent, fängt die wilde Landschaft an. Zerklüftetes Kalkgebirge mit abenteuerlich ausgewitterten Dolomitnadeln und Felsspitzen, enge Felswandtäler mit frischgrünem Gebirgswasser. Viel mittelalterliche Erinnerung in wohlerhaltenen oder wiederhergestellten Ritterburgen, Dazu die vielen abenteuerlichen Tropfsteinhöhlen mit den merkwürdigen Anschwemmungen der Gebeine vorsintflutlicher Tiere, Bären, Löwen usw. bilden in ihrem Zusammentreffen auf engem Raum eine Reihe eigentümlich schöner Landschaftsbilder.“
Scheffel lernt auch Baron Hans von Aufseß kennen und gehört bald zu dessen Freundeskreis. Und wie es damals schon üblich war, vergisst Scheffel nicht, außer auf die ermüdenden Fußmärsche, auch auf die guten Forellenimbisse hinzuweisen.
Kurz nach seinem 50. Geburtstag holen ihn seine körperlichen und seelischen Leiden wieder ein und Scheffel wandert erneut in die Fränkische Schweiz, wo er sich 1883 im Kurhaus von Streitberg einquartiert. Bald schon schwärmt er wieder: „Willst du einmal andere Menschen, andere Landschaft, kühle Bergluft, groteske Felsen um Dich haben, so empfehle ich Dir Streitberg in der fränkischen Schweiz“.
In diesem Jahr besucht Scheffel auch Gößweinstein. Am 4. September entsteht der berühmte Eintrag im Fremdenbuch des Gasthofes Distler, dem heutigen Scheffel-Gasthof der da lautete: „Victor von Scheffel, Belletriste, Carlsruhe. Belletriste!? Gößweinstein 4. Septbr. 1883 Belletriste? siehste wie Du biste. Belle warste, triste biste, siehste, wie de biste, Belletriste?“
1911, 25 Jahre nach seinem letzten Besuch in Gößweinstein und 25 Jahre nach Scheffels Tod, wird am Distlerschen Gasthof zur Erinnerung an den prominenten Besucher eine Tafel mit dem Text „Hier wohnte im Jahre 1883 Viktor von Scheffel“ angebracht. Am 18. Juni 1915 wurde der Gasthof Distler durch einen Brand vernichtet, die Scheffel-Gedenktafel überstand diesen Brand aber. Der heutige Scheffel-Gasthof erstand an der Stelle des alten 1916 nach den Plänen des Bamberger Architekten A. Staller „in stilvoller Berücksichtigung der Bauweise der nahen Kulturgebäude Basilika, Pfarrhaus und Mesnerhaus als ein Haus der Gastlichkeit“. Schöpfer des Gößweinsteiner Scheffel-Denkmals ist der Künstler Georg Leisgang (1893 bis 1970), der in Forchheim lebte.
Bereits vor Errichtung des Scheffel-Denkmals in Gößweinstein wurde im gegenüberliegenden Scheffel-Gasthof die noch heute erhaltene Scheffel-Stube eingerichtet.
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