Gräfenberger Sportbündnis erneut ausgezeichnet
30.4.2015, 18:34 UhrUnter dem Eindruck wachsenden Rechtsextremismusses riefen das Innen- und das Justizministerium des Bundes vor 15 Jahren das Bündnis für Demokratie und Toleranz ins Leben. Es soll zivilgesellschaftliches und ehrenamtliches Wirken würdigen, Projekte bekanntmachen und Nachahmer anregen. Jährlich zeichnet das Bündnis nachahmenswerte Projekte in einem bundesweiten Wettbewerb mit dem Preis „Aktiv für Demokratie und Toleranz aus“. Ende letzten Jahres stand fest, dass das Gräfenberger Sportbündnis zum zweiten Mal nach 2011 den Preis erhalten wird — er wurde nun im Historischen Rathaussaal in Nürnberg übergeben.
Es ist ungewöhnlich, dass ein Projekt zweimal ausgezeichnet wird. 285 Teilnehmer hatten sich dafür beworben, neun Projekte aus Bayern wurden ausgezeichnet. Nun geht ein Preisgeld von 3000 Euro an die 6000 Sportler in den neun am Sportbündnis teilnehmenden Vereinen (SV Ermreuth, SC Egloffstein, TSV Gräfenberg, 1. FC Eschenau, ASV Forth, SV Hiltpoltstein, FC Stöckach, FC Thuisbrunn und SpVgg Weißenohe). Das Geld hat das Sportbündnis schon verplant. „Wir freuen uns absolut“, sagte Ludwig Haas, Initiator und Sprecher des Bündnisses, gegenüber den NN. „Wir sind aber auch auf Preise angewiesen.“
Training gegen Aggressionen
Das Bündnis hatte sich einst die Vertreibung der Neonazis auf die Fahnen geschrieben. Die suchten mit ihren Aufmärschen die Region heim. Seitdem der Spuk — zumindest an der Oberfläche — vorüber ist, geht es dem Sportbündnis vorrangig um Prävention vor Rechtsextremismus. So wurde die „Agenda 2015 — Jugend für Demokratie und Toleranz“ ins Leben gerufen. Karolina Michl, Jugendleiterin des 1. FC Eschenau, und Christian Schönfelder, Jugendpfleger der VG Gräfenberg, stellten das Projekt im Rathaussaal vor.
Fußball ist demnach eine hervorragende Möglichkeit, Kinder und Jugendliche zusammenzubringen, das Spiel ist durch die einfachen Regeln auch ohne eine gemeinsame Sprache möglich. Zugleich können Erwachsene in den Vereinen des Bündnisses Anschluss finden und sich integrieren. Drei Vereine führen ein spezielles Training durch, um Aggressionen aus dem Sport zu nehmen. Fairnesstrophäen bei Jugendturnieren geben Anreiz zu einem fairen Umgang miteinander. Mehrfach stellte sich das Bündnis in Schulen vor, organisierte dort Präventionsveranstaltungen und wandte sich gegen Fremdenfeindlichkeit.
So sollen mit dem Preisgeld wieder Jugendturniere der Vereine unterstützt werden und für den Fairness-Gedanken geworben werden. Auch Schulungen gegen Rassismus oder Gewalt stehen auf dem Plan. „Wir wollen ein Miteinander etablieren“, so Haas. Fairness im Sport, Ausbildung, Turniere und Förderung sollen der Weg dorthin sein.
Flüchtlinge größeres Thema
Die Bundestagsabgeordnete Gabriele Fograscher und der Nürnberger Bürgermeister Klemens Gsell würdigten die Preisträger, der Historiker Prof. Dr. Wolfgang Benz sprach über das Sportbündnis. Er betonte, dass ohne Wettkampf kein erfolgreicher Sport möglich sei. Allerdings dürfe es hier wie im Leben nicht nur Sieger oder Verlierer geben. Ein fairer Umgang miteinander sei wesentliches Moment der gesellschaftlichen Ordnung.
„Wir wollen uns noch mehr dem Miteinander und der Integration von Flüchtlingen widmen“, beschreibt Haas die Vision des Sportbündnisses. Schon trainieren und spielen Flüchtlinge in einigen Mannschaften der beteiligten Vereine. Hier will man künftig noch mehr unterstützen — beispielsweise könnte das Bündnis die Vereinsbeiträge übernehmen.
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