Jung und kampferprobt: Lisa Badum will in den Bundestag

Ulrich Graser

Stv. Redaktionsleiter, Nordbayerische Nachrichten für Forchheim und Ebermannstadt

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21.9.2017, 12:00 Uhr
Jung und kampferprobt: Lisa Badum will in den Bundestag

© Foto: Lena Knauer

Im Wahlkreis Bamberg/Forchheim könnte die CSU einen Besenstiel aufstellen und ihn schwarz anstreichen, trotzdem würde sie das Direktmandat gewinnen. Wenn also Lisa Badum und ihre Mitbewerber um das Direktmandat kämpfen, ist das immer eine Art Scheingefecht: Es geht hauptsächlich um die Aufmerksamkeit für die eigenen Themen, weniger um Platz eins.

Lisa Badum hat ihre Themen längst gefunden: "Neue Energie für Franken" steht auf ihrem Wahlplakat. Wer sich ein wenig auskennt im Landkreis, der weiß: Die grüne Kreisrätin arbeitet seit fünf Jahren beim Forchheimer Stromanbieter "Naturstrom" und setzt sich dort für Nahwärmenetze, erneuerbare Energien und Elektromobilität ein. Badum: "Das ist die Botschaft, für die ich stehe: Weg von Öl und Kohle, die Wirtschaft zukunftsfähig machen."

Beim Haustürwahlkampf auf dem früheren Hallenbadgelände müssen Badum und die grüne Landesvorsitzende Sigi Hagl gar nicht viel erklären. Sie werden freundlich empfangen, können ohne Probleme ihre Flyer überreichen und auf die Frage, die eher eine Bitte ist: "Gehen Sie am Sonntag wählen?", antworten die meisten: "Selbstverständlich." Lisa Badum ist begeistert von der Kampagne: "Ich habe noch keinen Wahlkampf gesehen, wo es so abgegangen ist." Mit nur 33 Jahren hat die Forchheimerin schon viele Kämpfe hinter sich: Kreistag, Stadtrat, Landtag, Bundestag. Heute formuliert sie freier und flüssiger als früher. Sie macht den Eindruck, kämpferischer zu sein, entschlossener. Die Erfahrung scheint sich auszuzahlen. Wenn es auch nicht zu einem Mandat in Berlin reicht, oder?

Nicht unmöglich

Auf der Landesliste konnte sich Badum nur bis Platz elf hochkämpfen. Die Grünen müssten in Bayern schon über zehn Prozent erreichen, damit es für sie noch klappt. Für unmöglich hält das auch die Landesvorsitzende Hagl nicht: "Die jüngsten Umfragen lagen bei neun Prozent." An den Infoständen sei die Stimmung "unheimlich gut", die grünen Themen ernteten "große Aufmerksamkeit". 30 Prozent der Wählerinnen und Wähler, ergänzt Badum, könnten sich laut Umfragen vorstellen, grün zu wählen: "Sie müssen sich nur trauen."

Der Wahlkampf sei für sie daher in erster Linie Überzeugungsarbeit. Wer die AfD als drittstärkste Kraft im Bundestag verhindern wolle, müsse grün wählen: "Wir sind in allen Punkten das genaue Gegenteil der AfD."

Lisa Badum (ledig, liiert, keine Kinder) wohnt in Forchheim, ihrem Geburtsort, und geht gerne auf den Keller. Die "Genussregion Oberfranken" aber habe sie als Thema erst vor kurzem für sich entdeckt. Das wundert sie selbst, denn die Genussregion transportiere eigentlich "urgrüne Themen": regionale, gesunde Produkte, kurze Transportwege, "gemütliche Heimatverbundenheit". Badum: "Das ist doch genau das, was wir alle wollen."

Als Studentin der Politikwissenschaft hat Badum vor zehn Jahren ein Jahr lang in der nordgriechischen Metropole Thessaloniki gelebt, noch vor der Wirtschaftskrise: "Das hat mich nachhaltig geprägt." Nach wie vor hält sie Kontakt nach Hellas, sie spricht Griechisch und fährt so oft es geht ins Land. So erlebt sie hautnah mit, welche Auswirkungen das europäische Spardiktat auf die Menschen hat.

Ihre Schlussfolgerung: "Wir brauchen Europa, um die Herausforderungen der Welt zu bewältigen: Flüchtlinge, Klimawandel." Aber: "Wir brauchen ein solidarisches Europa", das Länder wie Griechenland nicht im Stich lasse.

Haustürwahlkampf macht Badum auch in Ebrach oder Bamberg, wo sie kein Heimspiel hat wie in Forchheim. Eigentlich ein Knochenjob. Doch nirgendwo, sagt sie, wird sie als grüne Kandidatin schräg angesprochen, alle sind freundlich. Am Ende wollen sie und ihr Team über 3000 Haushalte aufgesucht haben: "Auch alle Veranstaltungen sind sehr gut besucht."

Eigens für den Wahlkampf wurde eine Helferin für die Social-Media-Kanäle eingestellt. Kaum hat Badum irgendwo im Wahlkreis auf eine Klingel gedrückt, auf einem Podium gesprochen, das Regnitzufer in Bamberg gesäubert, einem Parteipromi wie Claudia Roth, Kathrin Göring-Eckardt oder Cem Özdemir die Hand geschüttelt oder ist mit dem Fahrrad über Land gefahren — schon findet sich mindestens eine Bilderstrecke, oft auch ein Video auf ihrer Facebook-Seite. Der virale Wahlkampf ist für alle Kandidaten heute mindestens so wichtig wie der reale. Da ist Lisa Badum keine Ausnahme.

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