Kreativität fürs Dorf in Eggolsheim gesucht
28.11.2017, 20:00 Uhr60 Interessierte – darunter Vertreter aus den Allianzgemeinden Altendorf, Buttenheim und Hallerndorf – hörten zu und diskutierten. Marion Andersons (Saxophon) und Alexander Schröder (Akkordeon) sorgten für eine "jazzige" Umrahmung.
Zukunftsfähigkeit – eine Geisteshaltung — bedeute: bereit zu sein, aus der rasant veränderten Umwelt zu lernen, so Redepenning. Voraussetzungen seien Vertrauen in die Gemeinschaft. "Alles was ein Bürgermeister anpackt, muss von Anfang an transparent sein". Den Blick auf die Bevölkerungsentwicklung gerichtet, begründete der Lehrstuhlinhaber für Kulturgeografie, dass das lokale 30-prozentige Bevölkerungswachstum von 1985 bis 1995 nie mehr erreicht werde.
Innenorte bluten aus
Baulich bedeute dies, Bauland behutsam auszuweisen – denn mit den Leerständen bluteten die Innenorte aus. Dennoch bevorzugten junge Familien Neubauten. "Auch das ist eine Geisteshaltung, die sich ändern muss", so der Professor. Anhand der Vielzahl der über 70-Jährigen in der Eggolsheimer Bevölkerungspyramide aus dem Jahr 2014 und der geschrumpften Zahl junger Menschen folgerte Redepenning politische Konsequenzen – falsch wäre es jedoch, den Fokus auf die Älteren zu richten und die Jugend zu vernachlässigen. In "Tauschbörsen" sei das Wissen der Älteren zu nutzen, umgekehrt könne die Computergeneration ihre Kenntnisse der Vorgeneration vermitteln.
Mit Erhebungen zu Angeboten aus dem sozialen Bereich aus dem Kreis Bamberg kam der Kulturgeograf zur Bedeutung des Ehrenamts, in einer Zeit, in der sich der Staat auf dem Rückzug befinde: Vernetzung und Integration seien hier Aufgaben, es brauche Vereinsstrukturen für Offenheit und Geschlossenheit – in dem Spannungsfeld habe die Politik einen Ausgleich zu schaffen. Zwar sei das Entwicklungspotenzial des Ehrenamts nicht unendlich, jedoch könne mit "kommunaler Intelligenz" eine Beziehungskultur geschaffen werden, die der Bindung an die Heimat Vorschub leiste.
Beratung vermisst
In der Diskussion meldete sich der vor 20 Jahren zugezogene Bernhard Mohr. Beim Ausbau eines leerstehenden Hauses hat er eine Beratungsstelle vermisst. Allianz-Manager Niklas Rhein kündigte dazu Beratungsgutscheine und ein Förderprogramm an. Die Leerstände machen auch in Altendorf Sorgen: Viele alleinstehende Ältere bewohnen große Häuser, in denen mehr als fünf Personen unterkommen könnten. Wie könnte man sie zusammenbringen und einen Aufenthalt im Altenheim bewahren, war die Frage.
Zunächst will der Professor seine Studenten zur Ergründung der Ursachen aussenden. Aus dem Beitrag von Bürgerbundrat Stefan Pfister klang fast schon Angst: "Wenn wir es nicht schaffen, das Kleingewerbe zu erhalten, werden die Dörfer auf Dauer nicht überleben." Man müsse den jungen Leuten näherbringen, "dass der Metzger, Bäcker oder Brauer mehr ist als ein Versorger. Wenn sie nicht mehr da sind, fehlt, das was das A und O im Leben ausmacht", zog Redepenning den Strich. Dem pflichtete Bürgermeister Claus Schwarzmann (Bürgerbund) bei: "Wir müssen hier noch mehr Kreativität entwickeln."
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