„Mein Gott, jetzt sind wir Tabellenführer“
12.11.2013, 17:19 Uhr„Eigentlich sahen unsere Planungen als einziges Saisonziel vor, den Klassenerhalt zu schaffen“, erklärt der stellvertretende SC-Vorsitzende Rainer Stephan, „alle anderen Teams hatten im Sommer ja personell massiv aufgerüstet, und uns haben zwei Leistungsträger verlassen.“ Nun hat das Konzept, auf einheimische Amateure und nicht auf europaweit eingesammelte Großmeister zu setzen, den SC überraschend an die Ligaspitze geführt. „Die Stimmung und der Kampfgeist in der Mannschaft stimmen“, liefert Teamkapitän Manfred Heidrich seine Erklärung.
In den beiden Auswärtspartien in München saß erstmals der zurückgekehrte Neuzugang Milos Jirovsky am Spitzenbrett der Forchheimer, weil Vlastimil Jansa als luxemburgischer Nationaltrainer bei der Europameisterschaft in Warschau unterwegs ist. Bei seinem Debüt führte sich die Geheimwaffe aus Prag mit zwei Unentschieden gut ein und erfüllte seine Aufgabe als „Prellbock“ gegen die gegnerischen Topakteure. Mit dem beruflich verhinderten Bernd Hümmer war dem SC kurzfristig noch ein Stammspieler abhanden gekommen. Ihn ersetzte Jens Herrmann aus dem Regionalliga-Team.
Am Samstag trennten sich der SC Forchheim und Zugzwang München 4:4-Unentschieden. Dabei gingen sechs von acht Partien Unentschieden, jedoch keineswegs kampflos, aus. Schließlich hatten die Münchener mit Großmeister Stefan Kindermann, Stefan Bromberger, Großmeister Gerald Hertneck und Markus Lammers vier sogar international erfahrene Strategen am Start. Doch es war Lammers, der Jungspund Alexander Seyb unterlag und das spätere Remis ermöglichte. Am Schlussbrett geriet Debütant Herrmann bereits in der Eröffnung unter Druck und schlitterte in die Niederlage.
Ungeheuer spannend und ausgeglichen ging es auch am Sonntag gegen Aufsteiger SG Pang/Rosenheim zu. Auch hier schien an den vorderen fünf Brettern die „Remisseuche“ ausgebrochen zu sein. „Dass sich keiner der zehn Spieler, darunter auf Rosenheimer Seite ungarische und tschechische Nationalspieler, durchzusetzen wusste, spricht doch für das hohe Niveau im Amateurschach“, freut sich Manfred Heidrich, der sich am Wochenende neben Jirovsky, Andreas Rupprecht und León Mons in die lange Reihe der doppelten Remiskönige einfügte.
Matchwinner Herrmann
Die einzige Brettniederlage beim 4,5:3,5-Erfolg des SC erlitt Hans-Jürgen Döres gegen Robert Vogel. Den zwischenzeitlichen Ausgleich besorgte ein glänzend aufgelegter Berthold Bartsch gegen Siegfried Neuschmied. Matchwinner des Tages war dann eben jener am Vortag unterlegene Neuling Herrmann. Weil der bisherige Spitzenreiter aus Erfurt beim ESV Nickelhütte Aue eine knappe 3,5:4,5-Niederlage einstecken musste, übernahm Forchheim mit 7:1 Punkten aus vier Spielen Platz 1. „Mein Gott, jetzt sind wir sogar Tabellenführer“, entfuhr es SC-Vize Rainer Stephan.
Beruhigt kann der SC im Dezember in die nächste Doppelrunde gegen Aue (Platz 3, 6 Punkte) und Dresden (8., 3) gehen. Wagt man eine optimistische Prognose und erleichtert Forchheim dort die schweren Brocken auch noch um ihre Punkte, so steht dem direkten Sprung zurück in die 1. Bundesliga sportlich nicht mehr viel im Wege. Vom Abstiegskampf jedenfalls spricht in der Schachhochburg Forchhheim nach diesem Wochenende keiner mehr.
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