Motorradfahrer: Mit Tempo 230 durchs Trubachtal

24.4.2013, 12:00 Uhr
Motorradfahrer: Mit Tempo 230 durchs Trubachtal

© Anestis Aslanidis

Die Terrasse der Sadlowskis wird zur Renntribüne. Wochenende für Wochenende. In den frühen Morgenstunden, wenn noch keine Ausflügler unterwegs sind, kommen die Motorradfahrer hier an. Einer der Biker prüft die Strecke, hält nach Blitzern Ausschau. Gibt er grünes Licht, beginnt die halsbrecherische Tour. Im Jojo-Verfahren geht es rauf und wieder runter, berichtet Olaf Sadlowski. Videos der Fahrten landen im Internet.

Kampf um Tempolimit

Die Sadlowskis wohnen in einem freistehenden Anwesen, genannt Weglehaus, direkt an der Straße zwischen Hammerbühl und Geschwand, an der Abzweigung nach Affalterthal auf der einen und Dörfles auf der anderen Seite. An dieser Stelle, in der Mitte der rund 3,5 Kilometer langen Strecke, könne man Tempo 230 fahren, habe ihm ein junger Motorradfahrer gesagt, erzählt Egloffsteins Bürgermeister Stefan Förtsch. Der Gemeindechef kämpft seit langem für Tempo 70 statt 100, zumindest an der gefährlichen Abzweigung.

Vor zwölf Jahren wurde die Strecke ausgebaut, „zu gut ausgebaut“, sagt Förtsch. Straßenbelag, langgezogene Kurven und große Übersicht „reizen zum Schnellfahren“. Das wissen längst auch viele Motorradfahrer. In einschlägigen Internetforen wird die Straße als Rennstrecke gepriesen. Pauschalkritik an Motorradfahrern liege ihm fern, betont der Bürgermeister, dennoch gebe es schwarze Schafe – und die stellten eine Gefahr dar.

Mit der Forderung nach Tempo 70 an der Abzweigung beißt Förtsch bislang auf Granit. Bei einer Verkehrsschau mit Polizei und Staatlichem Bauamt hieß es: kein Unfallschwerpunkt, also kein Tempolimit. Eine Logik, die Förtsch nicht akzeptiert: „Umgekehrt bedeutet das doch, dass wir – drastisch formuliert – erst jemanden von der Straße kratzen müssen, dass etwas passiert.“

Antrag gefolgt

Das Landratsamt könne nicht ohne Grund – in der Regel ein Unfallschwerpunkt – eine Geschwindigkeitsbegrenzung anordnen, entgegnet Pressesprecher Holger Strehl. Außerdem sei die Behörde dem Antrag der Hammerbühler Dorfgemeinschaft gefolgt, die Tempo 70 an der Kreuzung der besagten Strecke mit der Straße zwischen Gräfenberg und Egloffstein gefordert hatte. „Die Schilder stehen bereits“, so Strehl. Rund 200 Meter vor der Kreuzung gelten nun 70 Kilometer pro Stunde.

Zufrieden sind Konrad Nebel und Ludwig Heid, die in Hammerbühl wohnen, deshalb noch lange nicht. Wollen sie aus dem Ort hinausfahren, sei die Sicht auf 100 Meter begrenzt. Immer wieder komme es zu Crashs. Nebel fordert, „Deutschlands schönste Rennstrecke“ unattraktiv zu machen – mit Kreisverkehr und weiteren Tempolimits.

Dass Letzteres keine Patentlösung ist, weiß auch Stefan Förtsch. „Demjenigen, der mit 230 durchbrettert, ist die Geschwindigkeitsbegrenzung wohl egal.“ Dennoch minimiere Tempo 70 die Gefahr eines Unfalls, glaubt der Bürgermeister. Er hoffe, dass das Landratsamt einlenke und dass es nicht zu schweren Unfällen komme. „Aber ich fürchte, das ist nur eine Frage der Zeit.“

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