Schach-Bundesliga zu Gast in Forchheim

19.10.2012, 12:08 Uhr
Schach-Bundesliga zu Gast in Forchheim

© Linke

Die Räume sind gebucht, der Internetanschluss geklärt und die einheitliche Kleidung der Spieler besorgt. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit als 1. SC-Vorstand hatte Manfred Heidrich mit seinen Vorstandskollegen ein ganz dickes Brett zu bohren. Die Organisation des Doppelspieltages erfordert ebenso die Verpflegung der Gastmannschaften. „Alle im Verein sind zusammengerückt, vom Spitzenspieler über die ambitionierten Amateure, bis hin zu den Hobbyspielern, selbst die Schachjugend mit ihren Eltern, die beim Getränkeverkauf mithelfen. Alle fiebern dem großen Ereignis entgegen“, sagt Heidrich. Heute ab 17 Uhr werden seine freiwilligen Helfer den Rathaussaal in eine Schach-Arena umfunktionieren. Die Sparkasse Forchheim, die Firma Gerotron und die Stadt leisteten mit ihrer finanziellen Unterstützung überdies einen erheblichen Beitrag dazu, dass der SC das Abenteuer Bundesliga angehen kann. Als einziger Verein Bayerns.

Aus der absoluten Weltspitze fehlt in der stärksten Liga der Welt kaum ein Name. Weltmeister Viswanathan Anand (Indien), Weltranglisten-Erster Magnus Carlsen (Norwegen), Angriffskünstler Alexei Shirov (Russland), die deutsche Nummer Eins Arkadij Naiditsch. Klingende Namen, die seit Jahren in der Schach-Bundesliga Angst und Schrecken verbreiten. 

Die heimischen Brettstrategen gruppieren sich um zwei erfahrene Großmeister (GM). Am Spitzenbrett der Nationalspieler Michael Prusikin. Eigentlich sollte er nach 15 Jahren Forchheim bereits in dieser Saison für den TV Tegernsee antreten, seinem neuen Arbeitgeber in Sachen Schulschach. Nun nutzte der 34-Jährige aber nochmal die Chance, in der Eliteklasse zu spielen. Hinter Prusikin nimmt mit Vlastimil Jansa eine 69 Jahre junge tschechische Schachlegende Platz. Der Prager, der schon seit fast 20 Jahren für den SC Forchheim kämpft, hat schon mit etlichen Weltmeistern die Klingen gekreuzt. Kurz vor seinem runden Geburtstag „möchte er es den jungen Gegnern noch einmal zeigen“ so Heidrich. 

Eine spannende Frage wird sein, wie sich der erst 17-jährige Léon Mons schlägt. Im Angesicht haushoch überlegener Konkurrenz kann der Mathematikstudent seinen Weg zum Internationalen Meister fortsetzen. „Für Léon wird es eine riesige Herausforderung, aber auch eine große Chance. Solche Großkaliber bekommt man sonst nur bei Olympiaden vorgesetzt“, sagt der 2. Vorstand Rainer Stephan. Ebenso große Anstrengungen wird FM Alexander Seyb, mehrfacher Deutscher Jugendmeister, unternehmen müssen. Für ihn ist es die Erstliga-Premiere. Die SC-Startformation komplettieren Johannes Zwanzger, Vorstand und FM Manfred Heidrich — der bereits mit dem TB Erlangen und zuletzt vor zehn Jahren mit dem SC in der Bundesliga gespielt hat — , FM Hans Niedermaier und FM Berthold Bartsch.

Zum Auftakt geht es am Samstag (14 Uhr) gegen den mehrfachen Deutschen Meister und Pokalsieger SG Solingen. Der Traditionsverein ist einer von dreien, der seit der Gründung der Schach-Bundesliga 1980 dieser ununterbrochen angehört. Die Truppe besteht fast nur aus Großmeistern, angeführt von Österreichs Nummer Eins Markus Ragger. Am Sonntag um 10 Uhr wird es gegen den SV Wattenscheid und zahlreiche osteuropäische Profi-Könner nicht einfacher für die Amateure aus Franken.

„Wir sind Außenseiter, aber wir werden den Gegnern das Schachbrett nicht kampflos überlassen“, kündigt Heidrich an. Vor zehn Jahren stieg der SC nach 15 Spieltagen als Letzter ab. „Aber auch da waren wir nicht chancenlos“, so der Team-Kapitän. 

Wer einmal Bundesliga live erleben möchte: Samstag (14-20 Uhr) und Sonntag (10-16 Uhr) im Rathaussaal; Eintritt fünf Euro. Live-Übertragung aller Partien unter www.schachclub-forchheim.de/aktuelles/

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