Schach-Titel bei Ü65-WM geht nach Forchheim
9.12.2018, 16:00 Uhr"Es ist ein sehr angenehmes Gefühl, Weltmeister zu sein. Ich kann das nur vergleichen mit der Silbermedaille meiner tschechoslowakischen Mannschaft bei der Schach-Olympiade 1982 in Luzern oder der Goldmedaille für mich und meine Kollegen bei der Studenten-Weltmeisterschaft 1963 in Budva." Diesmal aber, erzählt der 76-Jährige aus Prag, sei das positive Gefühl noch stärker, schließlich hatte er als einer der ältesten Teilnehmer gezeigt, dass er die 64 Felder noch immer auf Weltniveau beherrschen konnte. Gerade die entscheidende Partie hatte Jansas Nervenstärke, Ausdauer und sein überragendes Schachverständnis sichtbar werden lassen.
Historischer Traumstart
Dabei begann alles mit einer anstrengenden Anreise über 620 Kilometer, die dem Ü65-Spieler konditionell einiges abverlangte. Sein Auto wie seine Figuren steuert Jansa noch selbst. Die Erschöpfung hinderte ihn aber nicht, mit sechs Siegen in sechs Partien einen Traumstart aufs Brett zu legen, wie es ihn im Laufe der 27 bisherigen Senioren-Weltmeisterschaften noch nicht gegeben hatte. Selbst der bis Durchgang fünf ebenfalls ungeschlagene legendäre Russe Evgeny Sveshnikov konnte ihn nicht stoppen. Es lief auch deutlich besser als 2006, als Jansa schon einmal in Arvier gut gestartet war, dann aber dem inzwischen verstorbenen Viktor Kortschnoi den Vortritt lassen musste.
Zwischendurch verbuchte der Forchheimer Vertreter zwei Unentschieden gegen vermeintliche Angstgegner aus Russland. Nukhim Rashkovsky wurde später Dritter, Yuri Balashov lieferte sich mit Jansa mit zur Schlussrunde ein nervenaufreibendes Fernduell um den Titel. Balashov hat als sowjetischer Spitzenspieler schon Olympia-Gold und die EM gewonnen. "Der Grundstein meines Erfolges lag im erfolgreichen Spiel mit Schwarz", konstatierte Jansa nach dem Mammutturnier über elf Runden. Denn normalerweise hat Weiß den Aufschlag, und es ist gar nicht so einfach, erst einmal Ausgleich zu bekommen, geschweige denn in Vorteil zu geraten.
In der vorletzten Runde gelang ein Remis gegen den früheren DDR-Spitzenspieler Lothar Vogt, und dann kam es zur Neuauflage des Duells mit Anatoli Vaisser. Der Franzose mit russischen Wurzeln hatte Jansa vor acht Jahren die Weltmeister-Krone im letzten Moment entrissen. Diesmal setzte sich der SC-Stratege nach stolzen 98 Zügen in einem anspruchsvollen Springer-Endspiel durch und blieb damit ungeschlagen. Das war allerdings nötig, um den hartnäckigen Verfolger Balashov auf Distanz zu halten. Bei dutzenden Zuschauern, die sich um das Spitzenbrett gedrängt hatten, brandete spontaner Beifall auf.
Großer Vereinserfolg
Beim SC Forchheim herrscht derweil riesige Freude über dieses "großartige Ergebnis", so Vorsitzender Manfred Heidrich. Ehrenvorsitzender Berthold Bartsch nannte den Titel sogar "den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte". Da kann man es auch verschmerzen, dass Jansa beim Landesliga-Duell in Klingenberg nicht mithelfen konnte und sein Brett symbolisch freiblieb. "Der Erfolg in Bled ist auch ein Erfolg des SC Forchheim, bei dem ich seit 25 Jahren Bundesliga-Schach spiele", lässt der tschechische Altmeister ausrichten.
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