Stromriese Eon zahlt einfach nicht mehr

12.06.2012, 00:00 Uhr
Stromriese Eon zahlt einfach nicht mehr

© Irene Lenk

„Es ist absurd, dass sich Eon beklagt, eine Strompreiserhöhung nicht vermeiden zu können, weil so viel Einspeisevergütung gezahlt werden muss, und dabei unterschlägt, dass aufgrund interner Probleme die Einspeisevergütung zumindest bei mir gar nicht ankommt“, sagt Roland Garçon. „Leider habe ich nun mal keine Möglichkeit, meinen Strom woanders einzuspeisen.“

Seit Juli 2010 besitzt Garçon, der für die Unabhängige Wählergemeinschaft im Hausener Gemeinderat sitzt, eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, sie liefert eine Leistung von rund elf Kilowatt in der Spitze. Finanziert hat der Hausener die Anlage über die Sparkasse Forchheim und die KfW. Rund 1100 Euro zahlt Garçon für den Kredit pro Quartal.

Durch die Einspeisevergütung trug sich die Anlage selbst. Monatlich überwies Eon die Abschlagszahlungen, jeweils rund 400 Euro. „Dann teilte Eon mit, dass sie die Zahlungsraten verändert haben. Demnach hätte es die erste Abschlagszahlung erst am 30. März 2012 gegeben“, so Garçon. „Der Zahlungsfluss wurde also zu meinen Lasten umgestellt.“

Doch selbst der Termin Ende März verstrich, Geld landete keines auf dem Konto von Roland Garçon. Mehrmals setzte er sich mit Eon in Verbindung, erst per E-Mail, dann per Brief – auf keines der Schreiben erhielt er Antwort. Erst als er sich per Einschreiben mit Rückschein an den Eon-Vorstand wendete und mit Klage drohte, meldete sich das Unternehmen.

Abrechnungssystem schuld?

„Wir nehmen Ihre kritischen Worte zu Ihrer fehlenden Einspeisevergütung sehr ernst“, heißt es darin. „Dies entspricht selbstverständlich nicht dem Standard, den Sie von uns erwarten dürfen.“ Grund für die ausbleibenden Zahlungen seien die Umstellung des Abrechnungssystems und die rasante Entwicklung des Photovoltaik-Ausbaus. Dadurch habe sich eine „kurzzeitige Sondersituation“ ergeben, die sowohl Bearbeitungszeit im Bereich der Abrechnung als auch die Erreichbarkeit der Kundenberater betrifft“.

„Bei Herrn Garçon handelt es sich nicht um einen Einzelfall“, räumt Eon-Sprecher Maximilian Zängl im Gespräch mit der Redaktion ein. „Betroffen sind einige hundert Kunden.“ Ursache sei in der Tat der Solarboom im vergangenen Jahr: 16000 Photovoltaik-Anlagen seien allein in den letzten drei Monaten des Jahres 2011 gebaut worden, noch dazu stelle Eon das Abrechnungssystem nach Vorgaben des Gesetzgebers um. „Wir mussten 150 Millionen Datensätze in ein neues System übertragen. Dadurch kamen wir an die Grenze unserer Kapazität“, so Zängl.

Die Folge sei ein gewaltiger Rückstau bei den Abrechnungen und der Beantwortung von Kundenanfragen, „den wir bis heute abbauen“. Einige Wochen soll das noch dauern. „Jeder bekommt sein Geld“, verspricht Zängl.

Roland Garçon will nicht mehr so lange warten. Eine letzte Frist hat er mit Eon telefonisch vereinbart: Bis zum Ende der Woche soll das Geld auf dem Konto sein. „Am Freitag gehe ich auf die Bank und schaue nach“, sagt Garçon. „Sonst werde ich Klage einreichen müssen.“

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