Tiefschlaf am Brett

1.3.2011, 01:00 Uhr
Tiefschlaf am Brett

© Aslanidis

„Partien haben früher teilweise tagelang gedauert. Also wurde im 19. Jahrhundert die Schachuhr eingeführt. Das war nötig geworden, weil Spieler in schlechter Stellung einfach nicht mehr gezogen haben; oder es gab sogar Partien, in denen der Kontrahent am Brett eingeschlafen ist und erst weitergespielt hat, als er am nächsten Tag wieder aufgewacht war.

Um all das zu unterbinden wurden erst Sanduhren benutzt, heute sind es ,normale‘ Schachuhren mit je einem Ziffernblatt und je einem Knopf, auf den der Schachspieler drückt, nachdem er gezogen hat.

Durch das Drücken auf den Knopf beginnt jeweils die Bedenkzeit des Gegners rückwärts zu laufen und die eigene bleibt stehen. Bei einer Wettkampfpartie mit klassischem Modus hat man maximal zwei Stunden für 40 Züge Zeit, dann gibt es nochmal eine Stunde Verlängerung. Dadurch kann eine Partie maximal sechs Stunden dauern. Ist die Bedenkzeit eines Spielers abgelaufen, hat er verloren.

Als Blitzschach bezeichnet man alle Partien, bei denen die Bedenkzeit pro Spieler unter 15 Minuten liegt. Am meisten spielt man mit je fünf Minuten. Dann geht es Schlag auf Schlag; das „Blitzen“ ist ein sehr instinktives Spiel und benötigt viel Übung. Es ist leichter, dem Gegner Fallen zu stellen oder zu bluffen — denn viel Zeit zum Nachforschen, was der andere im Schilde führt, hat man nicht. Selbst in aussichtsloser Stellung ist die Partie nicht verloren: Ich kann durch cleveres Spiel noch einen Zeitsieg erreichen.

Vergisst es ein Spieler, nach seinem Zug auf den Knopf zu drücken, tut der Gegner gut daran, sich nichts anmerken zu lassen. Bis derjenige merkt, dass seine Uhr noch läuft, hat er bereits wertvolle Bedenkzeit verloren — was nicht selten spielentscheidend ist. Ein regelwidriger Zug, etwa mit dem König in eine Schachstellung, führt beim Blitzen sofort zur Niederlage. Beim klassischen Schach hingegen darf man den Zug zurücknehmen und neu überlegen.“