Aktion gegen Bordellwerbung und Bezahlsex
12.7.2018, 21:00 UhrImmer wieder nutzen Betreiber sogenannter Sauna- oder FKK-Clubs aus unterschiedlichen Ecken Deutschlands auch in Fürth Werbeflächen, um auf sich aufmerksam zu machen. So präsentierte sich und seine „100 Girls“ erst kürzlich wieder der selbsternannte „Sauna- und Nightclub der Superlative“ aus Erkrath an der Würzburger Straße, Ecke Wehlauer Straße. Inzwischen prangt an derselben Stelle ein Plakat mit zwei ganz anderen Botschaften.
„Dein Spaß ist mein Horrortrip“ steht da in neonroten Lettern. Und: „Zu verschenken: Körper, Freiheit, Würde“. Angebracht wurde es im Auftrag der Unabhängigen Frauen Fürth (UFF).
Dem Verein gehören unter anderem Fürths Sozial-, Jugend- und Kulturreferentin Elisabeth Reichert und Barbara Fuchs an, stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat. Vorsitzende ist Sirka Schwartz-Uppendieck. Die Unabhängigen Frauen Fürth setzen sich für die Gleichstellung von Frauen und Männern ein und gegen Prostitution, die einhergehe mit dem Verlust der persönlichen Würde und Selbstbestimmung, mit psychischen und physischen Verletzungen.
„Uns fällt auf“, sagt Barbara Fuchs, „dass vor allem Unternehmen aus dem Ruhrgebiet bei uns inserieren.“ Immer wieder, wenn auf Reklametafeln in Fürth, beispielsweise in Bislohe oder nahe der Billinganlage, einschlägige Reklame erschien, verfassten Fuchs und ihre Mitstreiterinnen Protestbriefe, die sie an die Stadt und an die Vermarkter der Werbeflächen sandten. Viel heraus kam dabei nicht. Die Werbeagenturen „pappen“ laut Fuchs „alles hin, solange das rechtlich erlaubt ist“. Und der Stadt seien die Hände gebunden.
Wie Jürgen Tölk, stellvertretender Leiter des Amtes für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz, erläutert, erklärte der Bundesgerichtshof 2006 diese Art Werbung für zulässig, sofern sie nicht grob anstößig ist und andere Menschen belästigt. So regelt es das Gesetz über Ordnungswidrigkeiten. Tölk: „Wenn die Frauen auf den Plakaten nicht erniedrigend oder in pornografischen Posen dargestellt werden, haben wir keine Handhabe.“
Barbara Fuchs hingegen würde Werbung wie die aus Erkrath, die zwei Frauengesichter mit laszivem Blick zeigt und 2016 auch an der Rothenburger Straße in Oberasbach prangte, „am liebsten verbieten“. Sex zu verkaufen wie Joghurt findet sie „einfach schwierig, selbst wenn wir nicht von Zwangsprostitution reden“. Schließlich stelle sich auch bei legaler Prostitution die Frage, ob Frauen und Mädchen ihren Körper tatsächlich freiwillig zur Verfügung stellen. „Man muss das hinterfragen.“ Es sei stets eine Frage der Wahlmöglichkeiten, mahnt Fuchs, die auch dem Vorstand des Multikulturellen Frauentreffs angehört. Geflüchtete Frauen und Migrantinnen vor allem aus Osteuropa machen ihr zufolge über 70 Prozent der Prostituierten in Deutschland aus. „Das sind Frauen, die die deutsche Sprache nicht oder nicht gut beherrschen und keinen Zugang zu unseren Sozialsystemen haben.“
Das UFF-Plakat ist nur noch bis Freitag zu sehen. Für zehn Tage hat der Verein, finanziell unterstützt von den Fürther Soroptimistinnen, dann rund 220 Euro bezahlt. Die Aktion ist Teil der bundesweiten Kampagne „#RotlichtAus“, die 2017 vom Landesfrauenrat Baden-Württemberg gestartet wurde. Sie erscheint im Neon-Look des Rotlichtmilieus, will damit provozieren und zum Nachdenken anregen, um so ein „Sexkaufverbot“ zu erreichen. UFF erhofft sich laut Fuchs weitere Spenden, um mehr und öfter „#RotlichtAus“-Plakate platzieren zu können.
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