Allianz zum Schutz der Adenaueranlage
12.8.2011, 09:00 UhrÜber 180 Jahre habe die Innenstadt-Grünzone allen Begehrlichkeiten von Bauherren standgehalten, jetzt aber wolle man einen Teil davon „ohne jede Not“ preisgeben, klagt die Historikerin, ehemalige Stadtheimatpflegerin und aktuelle Vorsitzende des Geschichtsvereins, Barbara Ohm. Und Reinhard Scheuerlein, Chef des örtlichen Bundes Naturschutz (BN), legt den Umwelt-Trumpf nach: Nicht vereinbar sei die „sehr intensive Nutzung“ durch einen Wochenmarkt mit dem Konzept einer Grünanlage — noch dazu der einzigen in der dicht bebauten Innenstadt.
Ob der nordwestliche Eingangsbereich mit seinem mächtigen Fontänenbrunnen tatsächlich in Frage kommt, ist freilich noch gar nicht erwiesen. Relativ überraschend kam der in den vergangenen Jahren immer mal wieder bemühte Gedanke jüngst auf die Tagesordnung, nachdem die Markthändler die kleine Freiheit rund um den Paradiesbrunnen endgültig abgelehnt hatten; zu wenig Laufkundschaft habe sich dort in der Testphase sehen lassen, so die Begründung.
Mit der Adenaueranlage liebäugeln jene, die sich für den Markt ein ansprechendes Umfeld wünschen, sogar von einer französischen Markthalle begann mancher schon zu träumen. Doch im zuständigen Stadtplanungsamt bremst man allzu große Euphorie. „Die Pläne müssen erst mal reifen, auch wenn es ein bisschen dauert“, hatte Baureferent Joachim Krauße Ende Juni zu Protokoll gegeben. Was den Standort zudem unwahrscheinlich machen könnte: In das Areal müsste einiges investiert werden, um es nutzbar zu machen — Geld, das die Kommune derzeit nicht hat.
Schon deshalb will den Kritikern nicht einleuchten, warum man die Variante auf höchster Ebene überhaupt ernsthaft in Erwägung zieht. BN-Mann Scheuerlein geht zudem davon aus, dass die Flächen versiegelt werden und dass den Ständen einige Bäume zum Opfer fallen müssten.
Bäumen als Vorbild
Für ihn wäre das der Anfang einer unheilvollen Entwicklung: „Wir sehen die Gefahr, dass sich der Markt langfristig in die ganze Anlage frisst.“ Eine düstere Perspektive ist das auch für Barbara Ohm. Der amtierende Oberbürgermeister müsse sich ein Vorbild an der Standhaftigkeit eines seiner Vorgänger nehmen: Franz Joseph Bäumen hatte die Grünanlage 1827 anlegen lassen und laut Ohm stets gegen lauernde Investoren verteidigt, die sich das Filetstück allzu gern unter den Nagel gerissen hätten — zumal nach dem Eisenbahnbau 1835 und dem damit einhergehenden Boom in der einstigen Fürther Randlage. Bäumen, so Ohm, habe darauf gepocht, dass die Anlage der Erholung dienen müsse. „Und was damals galt, gilt heute noch viel mehr“, sagt die Historikerin.
„Ein Markt“, findet sie, „gehört nicht in den Park, sondern auf die Straße.“ Ideal als Quartier geeignet ist nach ihrer und der Ansicht Scheuerleins deshalb der Bahnhofplatz. Dort gebe es genügend Raum, dank Bahn, Bus und U-Bahn reichlich Laufkundschaft und die Stände müssten nicht — wie auf der Freiheit — alle naselang Veranstaltungen weichen.
Das Problem ist nur: Auch mit dem Bahnhofplatz, den sie oft genug als Ausweichquartier zugewiesen bekamen, mochten sich die Händler in der Vergangenheit nicht recht anfreunden. Es bleibt also spannend.
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